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Finanzielle SchieflageLüneburger Kliniken schreiben rote Zahlen

Für das Klinikum Lüneburg und die Psychiatrische Klinik Lüneburg wird für 2022 ein Defizit in Höhe von 5,5 Millionen Euro erwartet. Im kommenden Jahr wird von einem Defizit in zweistelliger Millionenhöhe ausgegangen.

 

Kalkulation
Gina Sanders/stock.adobe.com
Symbolfoto

Die Lüneburger Kliniken fordern schnelle Hilfe von Bund und Land, da sie mehr und mehr in eine finanzielle Schieflage geraten. „Laut einer Erhebung des Deutschen Krankenhausinstituts können 96 Prozent der deutschen Kliniken die aktuellen Mehrkosten nicht refinanzieren“, so Dr. Michael Moormann, Geschäftsführer des Klinikums Lüneburg. „Während unsere Zulieferer und Dienstleister ihre Mehrkosten unreglementiert an uns weitergeben können, dürfen wir als Krankenhaus diese Preissteigerungen unseren Kostenträgern, also den Krankenkassen, nicht in Rechnung stellen“, erklärt Moormann. Allein im Energiebereich rechnet das Klinikum im kommenden Jahr mit Mehrkosten von fünf Millionen Euro, dazu kommen die inflationsbedingten Mehrkosten für Medikamente, Medizinprodukte, Wartungsverträge für IT- und Medizintechnik sowie sonstige Dienstleistungen.

Der Grund: Es wird pauschal geregelt, wie viel eine Klinik pro Patient und pro Leistung abrechnen darf. Der sogenannte Basisfallwert und damit der Preis für eine durchschnittliche Behandlung wurde zuletzt zwar um 2,3 Prozent erhöht, das decke aber bei Weitem nicht die tatsächlichen Preissteigerungen. Es bestehe, laut statistischem Bundesamt, eine krankenhausspezifische Kostensteigerung von über sechs Prozent. „Damit haben wir einen Fehlbetrag von fast vier Prozent zur letzten Erhöhung, und das führt bei einem Krankenhaus mit einem Jahresbudget von 100 Millionen Euro bereits zu einem Defizit von vier Millionen Euro“, so Moormann.

Rote Zahlen in Lüneburg

Sowohl das Klinikum als auch die Psychiatrische Klinik Lüneburg müssen in diesem Jahr das erste Mal seit langer Zeit rote Zahlen schreiben. „Für 2022 erwarten wir für beide Häuser zusammen ein Defizit von circa 5,5 Millionen Euro“, so Rolf Sauer, Geschäftsführer der Gesundheitsholding Lüneburg. Die Prognose für 2023 sieht noch schlechter aus. Es werde zurzeit von einem Defizit von insgesamt 25 Millionen Euro ausgegangen, wobei circa 20 Millionen Euro auf das Klinikum Lüneburg und weitere fünf Millionen Euro auf die Psychiatrische Klinik entfallen. Die Gründe dafür sind die Explosion der Energiepreise und der Verteuerung allgemeiner Leistungen, wobei die Pflegesätze nicht an diese neue Kostenlage angepasst werden. Mit eingerechnet seien auch der Wegfall der Corona-Ausgleichszahlungen und die zu erwartenden Tarifsteigerungen. „Jetzt sind ganz klar Bund und Land am Zug. Die finanzielle Schieflage der kommunalen Krankenhäuser kann von den städtischen Trägern allein nicht mehr aufgefangen werden“, fordert Sauer.

Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch unterstützt diese Forderung. „Unsere Krankenhäuser leisten nicht nur bei der Bewältigung der Corona-Pandemie sehr viel, sie erfüllen auch eine der wichtigsten Funktionen der Daseinsvorsorge. Neben einer konstruktiven und zielführenden Diskussion über eine mögliche Reform des Gesundheitswesens brauchen wir jetzt vor allem schnelle Maßnahmen, um die Krankenhäuser aus dieser finanziellen Notsituation herauszuholen.“

Pandemie bleibt ein Problem

Das Anhalten der Corona-Pandemie ist tatsächlich auch für die Lüneburger Kliniken ein großes Problem. „Wir bekommen aktuell keine Corona-Pauschalen mehr, dabei behandeln wir so viele Patienten mit einer (begleitenden) Corona-Infektion wie nie zuvor“, berichtet Moormann. Ein erheblicher Mehraufwand in der Pflege komme dabei insbesondere durch die Isolation. Weiterhin führen sehr hohe Personalausfälle seit Monaten dazu, dass viele Betten erst gar nicht belegt werden können. „Das ist dramatisch für die Patienten, die wir bestmöglich versorgen wollen und bringt uns zusätzlich weiter in die finanzielle Schieflage, weil wir weniger Einnahmen haben. Das System ist momentan so, als würde man die Feuerwehr pro Löscheinsatz bezahlen und nicht für ihre Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft“, so Moormann.

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