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Modulbau aus Holz und StrohMediclin setzt verstärkt auf ökologisches Bauen

Bauherren setzen im Klinikbereich verstärkt auf modulares Bauen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Arbeiten laufen schneller, leiser und sauberer ab. Dass diese Bauweise auch noch besonders energieeffizient und umweltfreundlich sein kann, zeigt der Anbau der Mediclin Seepark Klinik in Bad Bodenteich.

Wandelemente aus Stroh, Mediclin
MediClin GmbH & Co. KG
Die Wandelemente für die Außenwände bestehen zu 100 Prozent aus Holz und Stroh. Die Holzrahmen stammen aus nachhaltiger Holzwirtschaft, die hoch verdichtete Stroh-Isolierung aus der Biolandwirtschaft.

Platz für Patientenzimmer und Therapieräume gewinnen und dafür die Räumlichkeiten der Verwaltung ausquartieren: Vor dieser Aufgabe standen die Geschäftsführung von Mediclin und die Klinikleitung der Mediclin Seepark Klinik in Bad Bodenteich (Niedersachsen) im Sommer 2018. Natasa Bogojevic, zuständige Architektin im Unternehmen, brachte die Passivhaus-Idee ins Spiel. „Der Anbau hat genau die richtige Größe, um als Unternehmen einen ersten Schritt in Richtung ökologische Bauweise zu wagen“, erklärt sie.

Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz spielen beim Gebäudestandard „Passivhaus“ eine große Rolle. „Derzeit ist dies der weltweit führende Standard, wenn es um energiesparendes Bauen geht“, erläutert Natasa Bogojevic. Aber die Architektin ging bei diesem Projekt noch einen Schritt weiter: „Ein Passivhaus ist durch den geringen Verbrauch an Primärenergie per se immer umweltfreundlich. Hier haben wir uns zusätzlich für Wandmodule aus komplett biologisch abbaubaren Materialien entschieden.“

Nur Holz und Stroh

Die Wandelemente für die Außenwände bestehen zu 100 Prozent aus Holz und Stroh. Die Holzrahmen stammen aus nachhaltiger Holzwirtschaft, die hoch verdichtete Stroh-Isolierung (mehr als 100 kg/m³) aus Biolandwirtschaft. Damit unterscheiden sich die Elemente zwar durch die Wahl der Materialien von Wandelementen der „herkömmlichen“ Modulbauweise, jedoch nicht in der Handhabung beim Aufbau. Die einzelnen Wandmodule werden im Ganzen geliefert und an Ort und Stelle miteinander verankert.

„Unseren straffen Zeitplan haben wir eingehalten und ab Genehmigung war der Erweiterungsbau nach viereinhalb Monaten bezugsfertig – und das inklusive Weihnachtsurlaub der Handwerker“, berichtet Ulrich Fernim, Kaufmännischer Direktor der Klinik. Im Anbau, der durch einen geschlossenen Gang mit dem Bestandsgebäude verbunden ist, finden 14 Büros, ein Besprechungsraum, ein Schulungsraum sowie Teeküche, Lager, Technikraum und sanitäre Anlagen Platz. Insgesamt umfasst die Erweiterung 600 Quadratmeter.

Die Strohisolierung sorgt für eine homogene Temperatur in den Räumlichkeiten. Da hoch verdichtetes Stroh eine sehr hohe Wärmedämmqualität hat, werden die Räume und die Wände selbst auch im Winter nicht kalt. Der Anbau kommt daher ohne eine Heizungsanlage aus, nur eine Belüftungsanlage und die Eigenwärme der EDV-Geräte und der Mitarbeiter erwärmen die Raumluft. Im Sommer heizen sich die Räume hingegen nicht zu sehr auf. Eine erhöhte Brandgefahr besteht aufgrund der verwendeten Materialien nicht, der Anbau erfüllt alle Brandschutzbestimmungen.

„Ich war zuerst etwas skeptisch“, berichtet André Pieper, Technischer Leiter in der Seepark Klinik. „Aber die Außenwände stehen einer herkömmlichen Fassade von ihrer technischen Konstruktion her im Bereich Brandschutz in nichts nach.“

Niedrige Energiekosten

Mediclin investierte für die Erweiterung etwa 1,7 Millionen Euro inklusive Ausstattung. Damit ist der Modulanbau etwa kostengünstiger als ein Anbau dieser Größe aus Standard-Stahl-Modulen. Und das, obwohl qualitativ äußerst hochwertige Elemente verbaut wurden: So wurden beispielweise ein ökologischer Bodenbelag und eine Akustik-Holzdecke verwendet.Darüber hinaus wird die Klinik durch die Passivhaus-Lösung in den nächsten Jahren erhebliche Energiekosten einsparen.

„Die Wände haben hervorragende Dämm-Werte, die Fenster sind vierfach verglast und wir nutzen eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung“, erklärt Natasa Bogojevic. Da die Module bei bis zu fünf Geschossen selbsttragend sind, besteht die Möglichkeit, diese Bauweise nicht nur für Verwaltungsräumlichkeiten, sondern auch im konkreten Klinikkontext zu verwenden. Es ist ebenfalls möglich, die Fassadenelemente in ein tragendes Betonskelett zu integrieren.

Durchweg positive Erfahrungen

Die ersten Erfahrungswerte sind durchweg positiv. Vor allem die angenehme Raumtemperatur und die Raumluftqualität überzeugen die Mitarbeiter vor Ort – die Wände sind durchlässig für Dampfdiffusion. Auch die Klinikleitung sieht sich in der Entscheidung zum ökologischen Modulanbau bestätigt: „Diese Module sind genauso schnell zusammengebaut wie man das von herkömmlichen Wandmodulen kennt“, sagt Ulrich Fernim. „Innerhalb von zehn Tagen standen die Wände inklusive Innenwänden, das Dach war montiert und abgedichtet.“

Auch die weiteren Arbeiten verliefen reibungslos. Durch die sehr flache Oberfläche der Strohdämmung lassen sich die Wände beispielsweise einfach verputzen.Nicht zuletzt war auch der einfache Transport der einzelnen Module zur Baustelle ausschlaggebend: Hätte man den Anbau beispielsweise aus fertigen Containermodulen zusammengebaut, wären viele LKW-Ladungen notwendig gewesen, da pro Containermodul ein LKW benötigt wird. Die hier verwendeten Wandmodule sind hingegen stapelbar und damit platzsparend zu transportieren. „Ich persönlich bin überzeugt davon, dass Mediclin die richtige Entscheidung getroffen hat“, sagt Natasa Bogojevic.

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