Probleme sagten die Krankenhausexperten vor allem für die kleineren Standorte in Lübbecke, Rahden und Bad Oeynhausen voraus. Es werde zunehmend schwieriger, die Strukturvoraussetzungen für das Angebot aufwendiger spezialisierter Leistungen zu erfüllen. Teile des Personals würden sich daraufhin abwenden und noch mehr Leistungsangebote müssten vom Markt genommen werden. Die jüngst verabschiedete neue Systematik zur Krankenhausplanung in NRW soll die stationäre Versorgung modernisieren und stärker am Versorgungsbedarf ausrichten. „Diese neuen Anforderungen an die Dienstleister im Gesundheitswesen benötigen andere Strukturen: weniger Betten, dafür mehr Diagnostikräume, mehr Wartebereiche, mehr Eingriffsräume“, argumentiert Bornemeier.
NRW stellt 178 Millionen Euro Förderung in Aussicht
Kern des ehrgeizigen Konzepts, mit dem sich die Mühlenkreiskliniken nun zukunftsfest machen wollen, ist eine Zusammenfassung der sanierungsbedürftigen Krankenhausstandorte in zwei Neubauten in Bad Oeynhausen und im Lübbecker Land. Einstimmig habe sich der Kreistag im Oktober 2021 dafür entschieden, betont Bornemeier.
Möglich wird die geplante Neuaufstellung durch eine Förderung aus dem Krankenhausstrukturfonds II. Das Land NRW hatte unlängst Unterstützung in Höhe von 178 Millionen Euro für die Baumaßnahme angekündigt, allerdings auch eine Überarbeitung des vorliegenden Förderantrags verlangt. Dieser wurde fristgerecht am 15. Juli 2022 eingereicht. Die finale Entscheidung liegt beim Bundesamt für Soziale Sicherung.
Mit den Geldern aus dem Strukturfonds sollen Krankenhäusern Anreize gegeben werden, Leistungen zu konzentrieren und Doppelstrukturen abzubauen. Nach Ansicht des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) muss das Management die entstehenden Konzentrationseffekte noch besser herausarbeiten, weil nur die gefördert werden. An der Förderfähigkeit bestehe auch unter den nachgeforderten Kriterien aber kein Zweifel, ist Bornemeier überzeugt. Danach folgen europaweite Ausschreibungen, Architektenentwürfe mit präzisierten Kostenaufstellungen: Eine finale Zustimmung ist frühestens Mitte 2024 wahrscheinlich.
Wird sich der Kreis von RWE-Anteilen trennen?
Von den voraussichtlichen Gesamt-Baukosten entfallen etwas über 300 Millionen Euro für das Klinikum Lübbecker Land und 225 Millionen Euro für das Krankenhaus Bad Oeynhausen. Um die Baukosten aufzubringen, wird sich der Kreis womöglich von Anteilen am Energiekonzern RWE trennen müssen. Zur Debatte steht auch eine Erhöhung der so genannten Kreisumlage, eine von den kreisangehörigen Gemeinden an den Landkreis zu zahlende Umlage zur Finanzierung öffentlicher Leistungen. Beide Optionen sind nicht übertrieben populär.
Der geforderte Eigenanteil von 70 Millionen Euro, den die Mühlenkreiskliniken selbst aufbringen müssen, hält Bornemeier für schaffbar. Vor allem vor dem Hintergrund einer verbesserten Wirtschaftlichkeit als Resultat moderner baulicher Strukturen und dadurch ermöglichter Prozessverbesserungen. Das Klinikum Lübbecker Land könnte im Jahr 2028 fertiggestellt sein. Für das Krankenhaus Bad Oeynhausen gehen die Planer von einer etwas längere Bauzeit bis zum Jahr 2032 aus.
Betriebsergebnisse schrumpfen
Relativ gut seien die Mühlenkreiskliniken durch die schwierigen Pandemiejahre gekommen, sagt Bornemeier. Das liege vor allem an einer modernen Laborausstattung: „Wir verfügen im Verbund über hochautomatisierte Labore und Testzentren. So haben wir die ganze Region versorgen können. Wir haben sogar die Passagiere von Kreuzfahrtschiffen und am Flughafen getestet“. Dadurch habe man Verluste aus dem Kerngeschäft kompensieren können.
Diese Sondereffekte könne man aber nicht in die Zukunft fortschreiben: „Die vor drei Jahren geltenden Grundannahmen gelten weiterhin“, betont Bornemeier. Die Betriebsergebnisse schrumpfen kontinuierlich. Im Jahr 2019 hatte das konzernweite Betriebsergebnis nur noch knapp über einer halben Million Euro gelegen – bei Gesamterlösen von ca. 450 Millionen Euro. Für das laufende Jahr prognostiziert der Konzernchef immerhin ein ausgeglichenes Ergebnis.
Gutachten favorisiert Neubauten
Das Gutachten der Hamburger Beratungsgesellschaft Lohfert & Lohfert zu den Entwicklungsperspektiven der MKK zeichnete ein alarmierendes Bild: ohne Strukturveränderungen, argumentierten die Berater, gerate der Krankenhausverbund in eine Abwärtsspirale:
Fallzahlen, Case-Mix und Belegtage im Kreis Minden-Lübbecke seien seit 2017 rückläufig. Dieser Trend sei für alle MKK Standorte sichtbar.
Die Betriebsergebnisse der MKK hätten sich seit 2016 um fast 6 Millionen Euro verschlechtert. Bei Gesamterlösen von ca. 450 Millionen Euro habe das konzernweite Betriebsergebnis im Jahr 2019 nur rund 0,6 Millionen Euro betragen. Es bestehe die Gefahr, dass das konzernweite Betriebsergebnis zukünftig negativ wird.
Die Leistungserbringung am Standort Rahden sei durch Strukturvorgaben der neuen Krankenhausplanung stark gefährdet.
Bei Fortsetzung des Status-Quo, so die Analyse, würden Teile des Leistungsangebotes nicht mehr erbracht werden können. Es drohten Leistungsverluste, eine ineffiziente Nutzung von Infrastruktur und Personal mit negativen wirtschaftlichen Effekten. Die kleineren Standorte in Lübbecke, Rahden und Bad Oeynhausen würden Probleme bekommen, spezialisierte, aufwändige Leistungen anzubieten und abzurechnen.
Insbesondere die Versorgung am Standort Rahden könne – unter anderem wegen der neuen Planungsvorgaben – nicht gehalten werden.
Insgesamt müssten Leistungsangebote müssen vom Markt genommen werden. Die MKK könnten zunehmend nur noch auf Entwicklungen reagieren, nicht mehr selbst agieren. Das zukünftige medizinische Portfolio werde extern bestimmt, notwendige Anpassungsmaßnahmen könnten nur noch schwer getroffen und verlorene Marktanteile nur schwer zurückgewonnen werden. Mittel für Innovationen und Weiterentwicklung des Portfolios würden knapp.
Der betriebskritische Sanierungsbedarf belaufe sich auf mehrere 100 Millionen Euro. Das verbleibende Leistungsspektrum werde zunehmend unattraktiv und unwirtschaftlicher und gefährde den Erhalt der kommunalen Trägerschaft.
Für die Gutachter ergaben drei mögliche Szenarien:
- Neubau im Lübbecker Land und in Bad Oeynhausen
- Neubau Lübbecker Land Sanierungskonzept Bad Oeynhausen
- Neubau Bad Oeynhausen und bauliche Sanierungskonzepte für die Standorte im
Lübbecker Land
„Die durch Szenario 1 erreichbare, deutlich gestiegene Wirtschaftlichkeit ist den Investitions- und
Modernisierungsbedarfen gegenüberzustellen.“






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