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Finanzielle Belastung unklarPaderborner Krankenhäuser ziehen Corona-Zwischenbilanz

Trotz staatlicher Hilfen haben viele deutsche Kliniken mit zusätzlichen Kosten und Erlösausfällen infolge der Corona-Pandemie zu kämpfen. Die Krankenhäuser im Kreis Paderborn ziehen eine erste Zwischenbilanz.

Die Hand eines Mannes in blauem Hemd tippt auf einem Taschenrechner. Daneben liegt ein Stethoskop.
Nito/stock.adobe.com
Symbolfoto

„Das Krisenmanagement von Bund und Ländern greift“, hieß es jüngst vom Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD). Infolge der getroffenen Maßnahmen würden die meisten Krankenhäuser mit der Versorgung von Covid-19-Patienten derzeit nicht überlastet. Dies können auch die Krankenhäuser im Kreis Paderborn bestätigen, die St. Vincenz-Krankenhaus GmbH, das Brüderkrankenhaus St. Josef, das St. Johannisstift und die MZG Bad Lippspringe GmbH. Die finanzielle Belastung infolge der Corona-Pandemie sei für die Kliniken dagegen noch unklar.

Zum sogenannten Schutzschirm für die Krankenhäuser hat man im Kreis Paderborn eine kritische Meinung. Er sei mit Komplexität überladen und kleinteilig bürokratisch. Darüber hinaus sei fraglich, ob die von der Politik geforderte Leistungsabsenkung der Krankenhäuser, beispielsweise bei Elektiveingriffen, wie versprochen durch den Schutzschirm ausgeglichen werde.

Zusätzliche Kosten und Erlösausfälle

Siegfried Rörig, Kaufmännischer Direktor des Brüderkrankenhauses St. Josef und Regionalleiter der BBT Gruppe in der Region Paderborn/Marsberg, bezeichnet beispielsweise die Regelung zur Finanzierung zusätzlicher Beatmungsgeräte mit 50 000 Euro als unglücklich. „Bekannt war, dass die Selbstkosten eines Beatmungsgerätes bei etwa 85 000 Euro liegen. Für die Umrüstung einer Normalstation zu einer Intensivstation – von der Politik wurde ja eine Verdoppelung der Intensivkapazitäten gefordert – müssen über 130 000 Euro pro Platz angesetzt werden. Damit werden den Krankenhäusern, die in dieser Form aufrüsten, nicht einmal 40 Prozent der tatsächlichen Kosten erstattet.“

Darüber hinaus belasteten Mehrausgaben für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen und notwendige Umstrukturierungen sowie Erlösausfälle infolge von entfallenen Service-Dienstleistungen die finanzielle Situation der Kliniken. „Wir sind mit ganzen Stationen umgezogen, um für den Ernstfall zusätzliche Isolationsbereiche vorhalten zu können und vieles mehr. All dies muss nach der Corona-Zeit rückabgewickelt werden. Oder die Schulung und die Einarbeitung einer Vielzahl an Ärzten und Pflegenden im Bereich der Beatmung und Intensivmedizin – es gibt viele Dinge, die wir selbstverständlich geleistet haben, ohne dass dieser Mehraufwand finanziell ausgeglichen wird“, so Rörig.

Landesfördermittel hilfreich

Positiv hervorzuheben sei aus Sicht von Ute Panske, Geschäftsführerin St. Johannisstift, die Liquiditätsunterstützung durch das Land Nordrhein-Westfalen. „Die Fördermittel für die Krankenhäuser werden für das gesamte Jahr 2020 bereits im April vollständig ausgezahlt. Ungeachtet der unübersichtlichen Finanzierungsregelungen durch den Schutzschirm haben wir hiermit eine größere Sicherheit für die Gehälter unserer Beschäftigten. Auch sind Formalien vorübergehend vereinfacht, Fristen beispielsweise für notwendige Zertifizierungen verlängert worden. Darüber hinaus hat das Land erhebliche Bemühungen unternommen, zusätzliche Beatmungsgeräte für die Krankenhäuser zu beschaffen. Dies alles sind wertvolle Hilfen. Trotzdem ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht“, so Ute Panske.

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