
Das kommunale Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam steht unter einem starken Kostendruck. Vor allem für die kleinen Häuser der Unternehmensgruppe in Brandenburg seien Einschnitte zu befürchten, sagt Hans-Ulrich Schmidt, der Sprecher der Geschäftsführung – auch angesichts der geplanten Reform der Bundesregierung.
Kleine Häuser werden nach dem aktuellen Level-Konzept auf bestimmte Leistungen verzichten müssen. Wie finanziert sich das Haus dann noch?
Die aktuell bekannten Reformpläne sorgten für viel Verunsicherung in den Krankenhäusern insgesamt, sagt Schmidt: „Wenn wir es in der Radikalität zu Ende denken, würde es bedeuten, dass die gesamte Krankenhauslandschaft umwälzend umgebaut wird.“ Er sehe vor allem Gefahren für die beiden kleinen Krankenhäuser in Forst und Bad Belzig, die zur Ernst von Bergmann-Gruppe gehören. „Kleine Häuser werden nach dem aktuellen Level-Konzept auf bestimmte Leistungen verzichten müssen. Wie finanziert sich das Haus dann noch?“
Geburtshilfe in Forst könnte schließen müssen
Neue Vorgaben etwa bei der Mindestzahl von Entbindungen oder auch der aktuelle Level-Vorschlag könnten dazu führen, dass die Geburtshilfe in Forst schließen müsse, erklärt Schmidt. Dann müssten alle Entbindungen in Cottbus erfolgen. „Ich habe den Eindruck, hier wird nur viel auf die Kosten geschaut, man muss doch eigentlich auf den Patienten schauen.“
Schmidt bezeichnete die Finanzsituation des Klinikums in Potsdam als angespannt. Es gebe einen großen Finanzdruck, noch verstärkt durch die Corona-Krise und die Folgen des Ukraine-Kriegs mit Kostensteigerungen. Die Inflation beutele jetzt die Kliniken. „Und wir schauen mit Sorge auf die Tarifsteigerungen, die derzeit im Raum stehen.“ In den kommenden fünf Jahren sei es das Ziel, wieder in die schwarze Null zu kommen, „aber das geht nur mit externer Unterstützung“, so Schmidt.
150 Betten sind im Moment nicht am Netz, unter anderem auch weil die Zahl der Pflegekräfte nicht ausreicht.
Das Klinikum Ernst von Bergmann mit 3500 Beschäftigten am Campus Potsdam und rund 1000 Betten hat ein jährliches Defizit von rund zehn Millionen Euro. Die Stadt unterstützt das Haus mit Millionen. Schmidt sagte, bundesweit seien Krankenhaus-Insolvenzen zu befürchten. Rund 60 Prozent der kommunalen Krankenhäuser seien jetzt schon defizitär: „Ich bin mal gespannt, was im Herbst passiert.“
Zugleich sei die größte Herausforderung, mehr Pflegepersonal zu finden. Da eine bestimmte Zahl an Pflegekräften auf den Stationen vorgehalten werde müsse, könne das Klinikum Betten teils nicht belegen. „150 Betten sind im Moment nicht am Netz, unter anderem auch weil die Zahl der Pflegekräfte nicht ausreicht“, sagt Schmidt. Es müsse das Ziel sein, eine Schließung von Betten zu beenden.
Mit Sabine Brase ist an dem Klinikum, das jährlich etwa 35 000 Menschen stationär behandelt, jetzt auch eine eigene Geschäftsführerin für den Bereich Pflege, Bildung, Zukunft zuständig. Brase startete am 1. April 2023 und komplettiert damit das Geschäftsführungs-Trio, dem neben Hans-Ulrich Schmidt auch Dr. Karin Hochbaum als Medizinische Geschäftsführerin angehören.





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