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45. Krankenhaustag„Raus aus dem Hamsterrad“

Lösungen für strukturschwache Regionen

Am Mittwoch stand die Krankenhausplanung und Versorgungssicherung im Fokus der Veranstaltung. Für strukturschwache und dünn besiedelte Regionen hat die DKG das Modell der Gesundheitszentren und regionalen Netzwerke entworfen, in denen sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung gesichert werde. DKG-Präsident Ingo Morell erklärt dazu: „Wir sind überzeugt, dass wir die strikte Trennung der Sektoren überwinden müssen, um die Strukturen zu modernisieren“. Er sprach sich für die Ambulantisierung aus, dies aber nicht in Konkurrenz mit den niedergelassenen Ärzten. „Anders können wir Versorgung, vor allem im ländlichen Bereich, gar nicht organisieren“.

In diesem Zusammenhang berichtete die niedersächsische Gesundheitsstaatssekretärin Dr. Christine Arbogast vom Aufbau regionaler Gesundheitszentren in Niedersachsen. „Wir sind überzeugt, dass wir die strikte Trennung der Sektoren überwinden müssen, um die Strukturen zu organisieren“, so Arbogast. Das Modellvorhaben startete bereits 2020 in einer ersten Phase an drei Standorten, an denen zunächst individuelle Konzepte für Regionale Versorgungszentren (RVZ) erarbeitet wurden. In den RVZ sollen neben einem kommunalen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mit hausärztlichem Schwerpunkt Angebote der loakeln Daseinsvorsorge an gut erreichbaren Orten gebündelt werden. Nach Angaben des Niedersächsischen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung sind im Jahr 2021 zwei weitere Modellprojekte an den Start gegangen. Die RVZ sollen bis Ende 2022 bzw. im ersten Quartal 2023 Inbetrieb genommen werden.

Daten retten Leben

Ein weiteres Kernthema des Krankenhaustages war die Digitalisierung. Unter anderem gab Gematik-Geschäftsführer Dr. Markus Leyck Dieken einen Einblick in seine Arbeit. Die Gesellschaft verwende nun internationale Standards in der Programmierung – bislang habe sie „in Sütterlin“ gearbeitet, sodass sich die Technik nicht mit anderen Systemen in Europa austauschen konnte.

Sebastian Zilch, Leiter der Unterabteilung für Gematik, Telematikinfrastrutkur und eHealth im BMG, gab sich zuversichtlich: „Wir glauben immer noch, dass wir den Koalitionsvertrag umsetzen. Ich wünsche mir, dass wir bis 2030 einen Kulturwandel geschafft haben und dann wirklich über die aktiven Anwendungen reden und sich die Akteure darüber streiten, wer zuerst in die Anwendung gehen darf.“ 

An den Erkenntnissen fehle es Deutschland nicht. Vielmehr habe man ein „Umsetzungsdefizit“ stellte Prof. Ferdinand Gerlach aus dem Sachverständigenrat Gesundheit fest. In europaweiten Rankings stehe Deutschland meist weit hinten. So hätte man bei der Patientenakte beispielsweise 15 Jahre Abstand.

Dennoch werde die Digitalisierung allein nicht die Strukturen modernisieren, auch die Binnenorganisation der Krankenhäuser benötige Erneuerung. Problematisch ist aus seiner Sicht jedoch, dass in Deutschland Dinge erst eingeführt werden, wenn man sich hundertprozentig sicher sei, dass alles funktioniere. Im Ergebnis werde heute mit veralteter Technik gearbeitet. Vor allem die Coronapandemie hätte diese Defizite deutlich gemacht, denn fast alle Daten zur Pandemieeinschätzung, Wirksamkeit der Impfstoffe usw., seien aus Ländern mit digitalisierten Gesundheitssystemen gekommen.

„Daten retten Leben“, betonte Prof. Sylvia Thun vom Berlin Institute of Health. Daten nicht zu nutzen, würde Leben gefährden. Und auch Patienten wären bereit, die Daten herzugeben. Mehr als 80 Prozent würden laut einer Umfrage ihre Daten zur Verfügung stellen. 

Rund 1000 Besucher verzeichnete der 45. Krankenhaustag, der nach vier Tagen endete. Der nächste Krankenhaustag findet wieder im Rahmen der Medica vom 13. bis 16. November 2023 in Düsseldorf statt. 

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