
Der Paracelsus-Klinik in Reichenbach werden die finanziellen Probleme zum Verhängnis. Bereits Anfang Februar wurde die endgültige Schließung der Klinik mit ihren 180 Betten und 300 Mitarbeitenden bekanntgegeben. Damals waren zwei mögliche Investoren abgesprungen, da sie keine Möglichkeit sahen, das Krankenhaus zu retten. Zum 31. März – 160 Jahre nach Gründung der Klinik – fällt nun endgültig der Hammer, und der Betrieb wird eingestellt.
Erster Schritt hin zur Schließung ist die Einschränkung der Notaufnahme. Von 22.00 bis 6.30 Uhr sei ab sofort keine Versorgung möglich, warnt die Klinik rot im Internet und verweist Betroffene auf andere Krankenhäuser. „Das ist eine Katastrophe für unsere Stadt und die Region des nördlichen Vogtlandes“, konstatiert Oberbürgermeister Raphael Kürzinger (CDU).
Die Paracelsus-Kette als Betreiber war 2017 in die Insolvenz geschlittert. Die Übernahme durch eine Beteiligungsgesellschaft verschaffte dem Standort Reichenbach nur eine Verschnaufpause: Im Juli 2022 stellte die Geschäftsführung dort Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit.
Reichenbach ist kein Einzelfall
Die Klinik im Vogtland ist mit ihren finanziellen Problemen jedoch nicht allein. Auch der Deutsche Städtetag hatte zu Beginn des Jahres gewarnt, dass jedes fünfte Krankenhaus unterfinanziert oder schon überschuldet sei. Schuld daran sei nicht zuletzt auch die angespannte Finanzlage der Kommunen selbst, kommentierte der Landrat des Vogtlandkreises Thomas Hennig (CDU). Neben der sich verringernden Auslastung des Reichenberger Krankenhauses verweist er auch auf die strukturellen Millionendefizite des Krankenhauses und erforderliche Investitionen.
Wie geht es weiter?
Die stationäre Versorgung der Patientinnen und Patienten kann laut Hennig von anderen Kliniken der Region übernommen werden – etwa in Plauen oder Zwickau. Sorgen bereitet ihm ebenso wie Kürzinger aber die fachärztliche Versorgung in der Region. „Wir sind hier in Reichenbach ein unterversorgter Bereich – sowohl bei Haus- als auch bei Fachärzten“, beklagt Kürzinger.
Erhalten bleibe Reichenbach zwar ein Medizinisches Versorgungszentren (MVZ), doch laut Paracelsus gibt es hier bereits Verhandlungen zu einem Trägerwechsel. Weiterhin werden besonders für die Rettungsdienste die Wege zukünftig länger. Das liegt auch daran, dass bereits die Notaufnahme in der Stadt Kirchberg geschlossen wurde. Für Adorf sei dies perspektivisch auch geplant. Der Rettungsdienst ist also für mehr Patientinnen und Patienten zuständig, was in einem Mehrbedarf an Fahrzeugen und Personal resultiert.
Um die medizinische Versorgung der Bevölkerung auch ohne die Klinik zu sichern, bauen die Stadt Reichenbach und der Vogtlandkreis auf die Unterstützung vom Land. Im Dezember hat der Stadtrat beschlossen, ein Konzept zu erarbeiten. Dabei geht es auch um die noch nutzbare Technik aus der schließenden Klinik. Notwendig für die Versorgungsstruktur sei aber laut Kürzinger eine Anschubfinanzierung vom Land. Im Gespräch ist diesbezüglich auch der sogenannte „Rekommunalisierungsfonds“, mit dem Landkreise und kreisfreie Städte bei der medizinischen Versorgung finanziell bei Investitionen unterstützt werden.





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