
Am Helios Hanseklinikum Stralsund wird durch das Hygienesystem Helicoph die Anzahl der Händedesinfektionen erhöht. Erregerübertragungen und Krankenhausinfektionen mit MRSA und Co. werden so reduziert. Der leitende Arzt für Klinische Hygiene und Infektiologie, Dr. Ingo Klempien, und die leitende Hygiene-Schwester, Kathrin Meyer-Bothling, können mit ihrem selbst entwickelten System Helicoph (Helios Interne Compliance Optimierung Händehygiene) erfassen, wann und wie oft die Hände desinfiziert werden. „Wir sind auch in der Lage, den Mitarbeitern das Hygieneverhalten unmittelbar zurückspiegeln und so motivierend eine dauerhafte Verhaltensmodulation zu erreichen“, erklärt Dr. Klempien. Rund ein Drittel der nosokomialen, in deutschen Krankenhäusern erworbenen Infektionen wäre vermeidbar, wenn das Personal die fünf Richtlinien der Händedesinfektion konsequent einhalten würde.
Seit Dezember 2018 wird Helicoph in der Testphase auf der Stralsunder Intensivstation mit 30 Betten eingesetzt. Fast 100 Mitarbeiter sind beteiligt. Die Anzahl der Händedesinfektionen ist von 43,95 pro Patient und Tag auf 62,28 gestiegen, ein Plus von 42 Prozent. Gleichzeitig sank die Zahl der nosokomialen Erregerfälle von 33 auf 19. Im gleichen Zeitraum konnte als direkte Folge zunehmender Händedesinfektionen der Einsatz von Antibiotika und die Verweildauer der Patienten auf der Intensivstation reduziert werden. „Hygiene ist einer der zentralen Punkte, wenn es um die Patientensicherheit in unserem Krankenhaus geht“, sagt Geschäftsführer Johannes Rasche. „Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Wir werden Helicoph daher im kommenden Jahr auf die chirurgischen, unfallchirurgischen und orthopädischen Stationen unseres Klinikums ausweiten.“
Ihren Erfolg sieht Helicoph in der Kombination aus Technik und Psychologie. An den Desinfektionsmittelspendern sitzt ein Sender. In den Namensschildern der Mitarbeiter ist ein Display mit Empfänger integriert. Desinfiziert sich ein Mitarbeiter die Hände, wird automatisch ein Funksignal übertragen. So kann jede Händedesinfektion in Echtzeit gemessen und ausgewertet werden. „Das System hebt die Händehygiene auf ein ganz neues Level“, macht der Ärztliche Direktor und Chirurgie-Chefarzt Prof. Matthias Birth deutlich. „Wir können erstmals genau quantifizieren, wie viel Desinfektionsmittel verbraucht wird und die Zahlen direkt mit dem Antibiotikaverbrauch und der Infektionsrate vergleichen.“
Damit ist die Basis zur Auswertung der Daten geschaffen, doch Helicoph geht noch einen Schritt weiter. Hier kommt der verhaltenspsychologische Aspekt zum Tragen. Um die Mitarbeiter zur Einhaltung der Händedesinfektion zu motivieren und die Compliance zu steigern, wird jede Desinfektion auf dem Display des Namensschildes in Echtzeit fortlaufend mitgezählt. Nach jeder Betätigung des Hygienespenders baut sich zusätzlich innerhalb von 30 Sekunden – das ist die empfohlene Dauer einer Händedesinfektion – ein animierter Smiley auf dem Namensschild auf. Der Mitarbeiter bekommt sofort positives Feedback und kann am Ende des Arbeitstages sehen, wie oft er sich die Hände desinfiziert hat. Die Daten lassen sich berufsgruppenspezifisch auswerten. Die Datenhoheit bleibt im Krankenhaus selbst. Es müsse nicht auf Drittanbieter zurückgegriffen werden, sagt der Hygienearzt.





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