
Im März 2025 hat das Uniklinikum Erlangen den konsequenten Ausstieg aus dem Einsatz von Desfluran in der Anästhesie umgesetzt – ein entscheidender Schritt, um den ökologischen Fußabdruck deutlich zu reduzieren. Das Strategiekonzept soll zudem den Energieverbrauch reduzieren und zu weniger Einweg-Abfällen führen.
Wie groß der Einfluss der Anästhetika Desfluran und Sevofluran auf die Umwelt ist, erklärt Dr. Christopher Schmitt, Oberarzt der Anästhesiologie: „Bei einer einstündigen Narkose mit Desfluran entstehen Emissionen, die einer Autofahrt von Erlangen nach Flensburg entsprechen.“ Sein Kollege Dr. Axel Scholler fügt dem hinzu: „Jede einzelne eingesteckte Narkosegasabsaugung verbraucht sehr viel Energie, und das völlig unabhängig davon, ob das Narkosegerät überhaupt läuft.“
Narkosegase führen zu einem großen CO2-Fußabdruck bei Kliniken. Desfluran überlebt 14,1 Jahr in der Atmosphäre, Sevofluran dagegen nur 1,4 Jahre. Nichtsdestotrotz tragen beide zum globalen Erwärmungseffekt bei.
Ein interprofessionelles Team der Anästhesiologischen Klinik des Uniklinikums Erlangen entwickelte deshalb im Jahr 2024 ein Strategiekonzept, das genau diese Problematiken angehen soll und seitdem sukzessive umgesetzt wird. Die Klinik verzichte demnach seit Monaten auf den Einsatz des Narkosegases Desfluran und setze das alternative Sevofluran nur bei Ausnahmen ein, so der Direktor Prof. Roland C. E. Francis. „Wenn wir Sevofluran als Alternative verwenden, arbeiten wir mit definierten Einstellungen für einen reduzierten Frischgasfluss beim Rückatmungssystem. Das verringert die benötigte Menge an Narkosegas“, fügt Dr. Axel Scholler hinzu.

Weitere Schritte in Richtung Zukunft
Die Anästhesie wird hauptsächlich intravenös mittels Propofol (Total Intravenöse Anästhesie/TVIA) durchgeführt. Damit wird verhindert, dass die Narkosegasabsaugungen ununterbrochen eingeschalten sind. Aber auch für Patienten ergeben sich erhebliche Vorteile: „Neben den ökologischen Vorteilen bietet eine Narkose mittels TIVA für unsere Patientinnen und Patienten eine gute Verträglichkeit und ein angenehmes Aufwachen“, erläutert Scholler.
Um strategische Ansätze für mehr Klimaschutz in der Anästhesiologie umsetzen zu können und gleichzeitig die Sicherheit der Patienten zu wahren, habe das Klinikum die Mitarbeitenden integriert und geschult, so Schmitt.
Die ersten Schritte für ein klimaneutraleres Uniklinikum Erlangen sind getan. Nun folgen Weitere – das Recycling von OP-Instrumenten und die systematische Müllvermeidung werden als nächste Etappe im Nachhaltigkeits-Projekt angegangen. OP-Pflegefachfrau Sandra Bischoff erklärt wie die Umsetzung des Plans gelingen kann: „Auch dafür arbeiten wieder alle beteiligten Berufsgruppen Hand in Hand, denn nur so können die neuen Prozesse nachhaltig implementiert werden.“





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