
Schrittweise soll sich das Klinikum der medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität zu einem altersgerechten Krankenhaus weiterentwickeln. Ein Aufenthalt im Krankenhaus macht vor allem alten Menschen Angst: Sie fürchten den Verlust der bekannten Umgebung, das Einfügen in ungewohnte Abläufe, die erzwungene Gewöhnung an fremde Geräusche und Gerüche, an wechselnde Ansprechpartner. Doch müssen gerade alte Patienten oft länger im Krankenhaus bleiben als jüngere, weil der Heilungsprozess – zum Beispiel nach Knochenbrüchen – oft langsamer und schwieriger verläuft als bei Jüngeren. Außerdem steigt mit dem Alter oft auch die Zahl der Begleiterkrankungen. Kommt Demenz hinzu, wird die Betreuung der Kranken auch für die Belegschaft zur besonderen Herausforderung.
Verwirrte, hoch betagte und gebrechliche Patienten, die im dünnen Klinikhemd durch Stationsflure irren, weil sie ihre Zimmer nicht wiederfinden oder sogar im Haus verloren gehen, weil ihr Aufbruch im hektischen Klinikalltag unbemerkt geblieben ist, gehören traditionell zu den Schreckensszenarien für Pflegedienstleitungen und Stationsärzte. Mit zunehmendem Alter der Patienten steigt die Häufigkeit von Unfällen und Stürzen, von Problemen durch Mangelernährung oder Polypharmazie. Schon immer mussten Krankenhäuser und ihre Belegschaften mit den Beschwernissen umgehen können, die das Alter hervorbringt. Doch die vergreisende Bevölkerung Europas verschafft diesem Problem heutzutage eine zunehmende Brisanz.
„Unsere Lebenserwartung steigt pro Jahrzehnt um etwa zweieinhalb Jahre an. Die gleiche Entwicklung sehen wir bei unseren Patienten. So haben wir immer ältere Patienten, die dann auch gebrechlich sein können“, sagt der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Würzburg, Professor Georg Ertl.
Kliniken müssen auf die Entwicklung reagieren
Für die Krankenhäuser bedeutet dieser Umstand, dass sie sich architektonisch, medizinisch und organisatorisch auf die Bedürfnisse des Alters einstellen müssen. Verbreiterte Eingänge und Rampen, die für Rollstühle und Rollatoren leicht passierbar sind, eine übersichtlichere Beschilderung, Kliniklotsen, die beim Navigieren über den Campus helfen, altersgerecht ausgestattete Sanitäranlagen oder höhenverstellbare Betten werden in absehbarer Zukunft zur selbstverständlichen Grundausstattung nicht nur geriatrischer Spezialkliniken gehören. Und nicht nur die Patienten altern. Auch das Durchschnittsalter der Beschäftigten steigt kontinuierlich.
Experten sprechen vom doppelten Alterungsprozess im Gesundheitswesen – und beides fordert die Kliniken heraus. Vor allem in ländlichen Regionen fällt es Krankenhäusern zunehmend schwer, ihre Belegschaften durch Neuzugänge zu verjüngen.
Würzburger Uniklinikum im Umbau
„Unsere Mitarbeiter stehen in zunehmendem Maße Schwierigkeiten unserer Patienten mit der Koordination und der Orientierung oder auch dem Umgang mit den neuen Medien gegenüber. Bei der Bewältigung dieser Probleme muss die Klinik unterstützen. Auch haben unsere Patienten mit zunehmendem Alter mehrere Krankheiten, die von einem Spezialisten alleine nicht mehr behandelt werden können“, erklärt Ertl. Arbeitsabläufe und Grundrisse müssen also mehr denn je interdisziplinäres Arbeiten unterstützen, die IT-Infrastruktur muss aufgerüstet, Sensoren und Alarme installiert werden. Der Vorstand verordnete dem Würzburger Uniklinikum den etappenweisen Umbau zum altersgerechten Krankenhaus. Ein halbes Jahr sammelte eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Geschäftsbereiche Wirtschaft und Versorgung und Technik Ideen für die Umsetzung.


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