
Kürzlich hatte Prof. Frederik Wenz hohen Besuch im Haus. Der leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Freiburg führte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) herum, zeigte ihr den Check-in an der digitalen Anmeldestation und ließ die Politikerin in der Endoskopie-Einheit an einer Puppe ausprobieren, wie ein verschlucktes Bonbon entfernt werden kann.
Schöne Bilder, gute Schlagzeilen – anders als wenige Tage zuvor: Da war bekannt geworden, dass der Maximalversorger „einen umfassenden, datenbasierten Konsolidierungsprozess eingeleitet“ hat. Und das bedeutet auch, dass in Freiburg rund 300 bis 350 der momentan rund 11.000 Vollzeitstellen abgebaut werden sollen. Über einen Zeitraum von drei Jahren sei das geplant, heißt es auf Nachfrage von kma.
Defizit von 56 Millionen Euro
Hintergrund ist die ziemlich angespannte finanzielle Situation in Freiburg. Im Jahresabschluss 2024 weist Wenz‘ Haus ein Defizit von 56 Millionen Euro aus, was der Vorstand insbesondere mit unsteten Rahmenbedingungen, fehlenden Investitionsmitteln und „zunehmenden Versorgungsanforderungen in der Regelversorgung“ begründet. Ohne Gegenmaßnahmen würde sich dieses Defizit in den kommenden Jahren weiter vergrößern, wird in der Führungsetage betont.
Der angestoßene Konsolidierungsprozess solle dem entgegenwirken, erklärt ein Sprecher. Dazu gehörten eine systematische Analyse aller Bereiche, Sofortmaßnahmen zur Stabilisierung sowie „eine strategische Neuausrichtung hin zu einer effizienteren Steuerungslogik“. Konkret gehe es etwa um individuelle Konsolidierungspläne für alle Kliniken, Verwaltungsbereiche und Stabsstellen sowie die Weiterentwicklung des OP-Managements. Zudem seien Optimierungen in der Logistik und Infrastruktur sowie die Einführung eines neuen Personalplanungssystems vorgesehen.
Gleichzeitig – und das bestimmte vor allem die Berichterstattung dazu – plant Wenz‘ Team im Rahmen dieses Gesamtkonzepts auch „eine moderate Reduktion des Personalumfangs“. Nach einem deutlichen Stellenaufbau in den vergangenen Jahren sollen nun die besagten bis zu 350 Vollzeitstellen wegfallen. Der Abbau erfolge über natürliche Fluktuation, wird betont, und er werde „über alle Berufsgruppen hinweg nachvollziehbar und ausgewogen umgesetzt“.
Ziel aller Maßnahmen sei es, das Universitätsklinikums Freiburg wirtschaftlich nachhaltig zu stabilisieren, ohne die medizinische Versorgung, Forschung oder Lehre zu gefährden. Insgesamt folge die Konsolidierung „einer klaren Grundlogik“, heißt es weiter: „Sie ist datenbasiert, dialogorientiert und verbindet Effizienzsteigerungen mit strukturellen Verbesserungen.“
Doppelte Kritik von Verdi
Für die Gewerkschaft Verdi ist die missliche wirtschaftliche Lage in Freiburg politisch verursacht. Über Jahre hinweg habe das Land Baden-Württemberg zu wenig Investitionsmittel bereitgestellt, heißt es in einer Mitteilung. In der Folge habe das Uniklinikum aus Eigenmitteln und Krediten fast 300 Millionen Euro selbst finanzieren müssen, und diese Summen belasteten heute „massiv das Jahresergebnis“, so Michael Herbstritt, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Südbaden Schwarzwald: „Die zentrale Ursache der aktuellen finanziellen Schieflage liegt nicht im Klinikum selbst, sondern in der chronischen Unterfinanzierung des Landes.“
Wenn ein Universitätsklinikum seine Grund-Infrastruktur über Eigenmittel finanzieren müsse, entstehe eine systemische Schieflage, so Herbstritt. Verdi erwarte vom Land, „dass es nicht nur einmalige Hilfen bereitstellt, sondern dauerhaft die Investitionsfinanzierung sicherstellt“. Zudem müsse der Vorstand stärker für die Beschäftigten kämpfen. Aus Verdi-Sicht sei in der Vergangenheit zu zögerlich darauf hingewiesen worden, „dass das Land seiner Pflicht nicht nachkommt“, so Herbstritt: „Angesichts der Dimension der wirtschaftlichen Herausforderung reicht ein vorsichtiges Thematisieren nicht aus.“
Die Reform bietet den Kliniken wichtige Planungssicherheit.
Frederik Wenz erklärt, im Gespräch mit Ministerin Warken habe er bei deren Besuch noch einmal betont, „wie wichtig die Umsetzung der Krankenhausreform für uns als Universitätsklinikum ist“. Die Reform könne die Qualität der Behandlung wesentlich verbessern und biete den Kliniken wichtige Planungssicherheit, so Wenz: „Wir konnten der Ministerin zeigen, wie wir Nachwuchs fördern, Prävention stärken und neue Therapien in die Versorgung bringen.“







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