Verdi hatte mitgeteilt, Median habe fast alle Tarifverträge gekündigt und der Gewerkschaft gegenüber erklärt, für die Beschäftigten auch keine Tarifverträge mehr abschließen zu wollen. Auf Anfrage von kma bestätigte Median-Geschäftsführer Kai Swoboda die Kündigungen der Manteltarifverträge, die unter anderem Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen regeln. Allerdings seien sie erst erfolgt, nachdem Verdi die Entgelttarifverträge gekündigt habe. Zudem habe das Unternehmen erst in den vergangenen acht Wochen zwei neue Tarifverträge abgeschlossen. Swoboda zufolge gelten sie für die Häuser in Braunfels und Magdeburg, und ihnen seien jahrelange zähe Verhandlungen voraus gegangen.
Verdi hat jetzt nach eigenen Angaben einen Aktionsplan gegen die Tarifflucht des Konzerns verabredet. Zum Auftakt würden am kommenden Freitag (17. Juni) die Verdi-Mitglieder in der Median Klinik Berlin-Kladow zu einem achteinhalbstündigen Streik aufgerufen. Die Beschäftigten forderten einen Entgelt-Tarifvertrag, der ihnen von Arbeitgeberseite seit April verweigert werde.
Swoboda: "Das gefährdet Arbeitsplätze"
"Hier betreibt ein Finanzinvestor Profitmaximierung auf Kosten der Beschäftigten", sagt Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Das sei ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. Ohne Tarifverträge seien sie der Willkür des Arbeitgebers ausgeliefert. Die Median Kliniken GmbH ist seit Dezember 2014 im Besitz des niederländischen Investmentfonds Waterland. Das Unternehmen zählt an 78 Standorten deutschlandweit rund 13.000 Mitarbeiter.
Verhandlungen zwischen Konzern und Gewerkschaft finden derzeit nicht statt. Für Median-Geschäftsführer Swoboda liegen die Positionen auch zu weit auseinander. Während sein Unternehmen durch Steigerungen der Entgelte für Klinikleistungen maximal zwei Prozent mehr einnehmen könne, führten die Verdi-Forderungen zu einer Kostensteigerung von mehr als zehn Prozent. "Das gefährdet Arbeitsplätze", erklärt Swoboda. Und der angekündigte Streik verschärfe die Situation noch zusätzlich.
Bühler: "Das provoziert passende Antworten der Beschäftigten"
Nach Verdi-Angaben wolle Median Entgelte und Arbeitsbedingungen künftig mit Betriebsräten und einzelnen Beschäftigten aushandeln. Auf diese Weise, so laute die Begründung, werde ein "marktorientiertes Handeln" ermöglicht. Dabei wisse die Median-Spitze genau, „dass Tarifregelungen laut Betriebsverfassungsgesetz (§ 77, Absatz 3) nur mit der Gewerkschaft und nicht mit den Betriebsräten verhandelt werden dürften“, kritisiert Bühler. „Dass sich ein Gesundheitskonzern, der wichtige Daseinsvorsorge betreibt, nicht an die Spielregeln unserer Gesellschaft hält, ist völlig inakzeptabel und provoziert passende Antworten der Beschäftigten.“
Verdi wirft dem Reha-Unternehmen vor, Betriebsräte an den einzelnen Standorten massiv unter Druck zu setzen, um so schnell wie möglich Betriebsvereinbarungen abzuschließen. Die Betriebsräte hätten dem Ansinnen der Konzernspitze jedoch eine Absage erteilt. Für Verhandlungen auf betrieblicher Ebene „stehen wir nicht zur Verfügung“, heißt es laut Verdi in einer von zahlreichen Betriebsräten unterzeichneten Resolution. Sie verlangten vom Management stattdessen, umgehend der Verdi-Aufforderung nachzukommen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.


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