
Die Alexianer werden schon bald von einem Quartett geleitet. So schnell wie möglich sollen Erika Tertilt, Karsten Honsel und Andreas Barthold in der Hauptgeschäftsführung (HGF) des katholischen Gesundheitskonzerns Verstärkung bekommen. Erste Gespräche mit Kandidaten habe es bereits gegeben, sagt Dr. Hartmut Beiker, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Alexianerbrüder, im Interview mit kma. Die Bewerberlage sei „besser als erwartet“.
Um das zu meistern, brauchen wir eine größere Kapazität in der Hauptgeschäftsführung.
Die Ausschreibung der vierten HGF-Stelle sei dem Wachstum des Verbundes und den aktuellen Herausforderungen geschuldet, erklärt Beiker: „Um das zu meistern, brauchen wir eine größere Kapazität in der HGF.“ Dabei denkt der oberste Vertreter der Alexianer-Gesellschafter neben der geplanten Krankenhausreform des Bundes, der Digitalisierung und der weiter kritischen Personalsituation im Gesundheitswesen vor allem an die aktuellen und künftigen Dimensionen des Unternehmens.
Mittlerweile rund 30 000 Beschäftigte
Die Alexianer haben sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich vergrößert. Aktuell zählen unter anderem 30 psychiatrische und somatische Krankenhäuser zu dem Konzern, der seinen Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Münster-Amelsbüren hat. Zuletzt kam das Marienhospital in Aachen dazu, dessen Mehrheitsgesellschafter die Alexianer seit dem 1. Januar 2023 sind. Die Zahl der Mitarbeitenden ist damit auf rund 30 000 gewachsen, und die Geschäfte in den Feldern Somatik, Psychiatrie, Eingliederungs- und Jugendhilfe sowie Altenhilfe sind in mittlerweile zwölf Regionen in sechs Bundesländern und acht Bistümern organisiert.
Wir befinden uns in der Phase der Prüfung.

Die Verantwortung für all das solle auf mehr Schultern verteilt werden, erklärt Beiker. Zumal der Verbund weiterwachsen wird. Derzeit liefen „verschiedene interessante Gespräche“ mit Kliniken und Sozialunternehmen, die den Alexianern beitreten wollen, sagt Andreas Barthold: „Wir befinden uns in der Phase der Prüfung.“ Für genauere Informationen sei es noch zu früh, erklärt er – „die Situation ist dynamisch“. Was die Trägersuche angehe, sei „am Markt sehr viel los“. Dabei setzen die Alexianer derzeit ausschließlich auf aktive Anfragen von anderen Trägern. An Insolvenzverfahren mit einem Bieterverfahren beteilige sich der Verbund momentan nicht, betont Barthold.
Wachsende Gruppe

Die Alexianer Gruppe ist eines der größten konfessionellen Gesundheits- und Sozialwirtschafts-Unternehmen in Deutschland. Der Verbund ist bundesweit in zwölf Regionen, acht Bistümern und sechs Bundesländern tätig.
Die Alexianer beschäftigen rund 30 000 Mitarbeitende und betreiben neben somatischen und psychiatrischen Krankenhäusern medizinische Versorgungszentren sowie Einrichtungen der Senioren-, Eingliederungs- und Jugendhilfe.
Das gemeinsame Dach der Unternehmensgruppe ist die Alexianer GmbH, Träger und Gesellschafter ist die Stiftung der Alexianerbrüder. 2021 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro.
Bei der Kandidatensuche für die vierte HGF-Stelle liege ein wesentlicher Schwerpunkt auf Erfahrung im somatischen Bereich, sagt Hartmut Beiker – „da stellt sich die größte Herausforderung“. Wie die Aufgaben im künftigen Führungs-Quartett dann genau verteilt werden sollen, werde entschieden, wenn die neue Position besetzt sei.
Erweiterte Geschäftsführung wird neu berufen
Bewährt habe sich in den vergangenen Jahren auch die Erweiterte Geschäftsführung (EGF), sagt Beiker. Das zunächst für drei Jahre besetzte Gremium hatten die Alexianer 2020 als Bindeglied zwischen der Holding in Münster und den Regionen eingeführt. Neben der Hauptgeschäftsführung gehören sowohl eine Regionalgeschäftsführerin und drei Regionalgeschäftsführer als auch der Leiter des Justiziariats der Alexianer GmbH zur EGF. Die Idee, Aufgaben und Verantwortung zu verteilen und gleichzeitig den Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens zu fördern, sei aufgegangen, erklärt Beiker: „Nach anfänglichem Ruckeln hat sich das sehr gut entwickelt.“
Deshalb werde das Gremium wohl auch weiterhin bestehen bleiben. Im Oktober sei eine zweite Evaluation geplant. Danach werde über künftige Arbeitsschwerpunkte und die nächste Besetzung entschieden, denn dann endet der Berufungszeitraum des ersten EGF-Teams. „Dabei geht es uns um Fachkompetenzen, die in der aktuellen Lage gefragt sind“, betont Beiker – „eine Berufung in die EGF ist keine Beförderung.“
1700 Führungskräfte durchlaufen Leadership-Programm
Neben den Überlegungen zu den obersten Führungsgremien der Alexianer läuft seit Mitte vergangenen Jahres ein konzernweites Leadership-Programm mit dem Namen „Gemeinsam wachsen“. Es soll dafür sorgen, „dass eine gemeinsame, auf christlichen Werten basierende Führungskultur im gesamten Unternehmen etabliert und gelebt wird“, heißt es in Münster, und dafür erreicht es rund 1700 Beschäftigte mit Leitungsfunktionen aus allen Fachbereichen.
Begonnen hat es mit Gremienvertretern, der Hauptgeschäftsführung und den Regionalgeschäftsführern. Aktuell durchlaufen Mitarbeitende auf Stations- und Bereichsleitungsebene das Programm. „Das Angebot soll ein permanenter Prozess bleiben und regelmäßig mit Refresh-Veranstaltungen fortgesetzt werden“, erklärt Beiker.
Ich bin dankbar für die Chance, mit Beschäftigten zu reden.

Er selbst ist bei den meisten Kaminabenden dabei, die fester Bestandteil des Programms sind. Allein 27 Termine im gesamten Bundesgebiet stehen in diesem Jahr in Beikers Kalender – Termine, die er schätzt. „Ich bin dankbar für die Chance, mit Beschäftigten zu reden“, sagt Beiker, und er habe den Eindruck, dass er dabei ehrliche Einblicke erhalte. Dass bei den Veranstaltungen neben Managementtechniken auch das Thema Spiritualität großen Zuspruch bekomme, habe ihn zunächst erstaunt – „es gibt offenbar eine große Sinn-Suche und Sehnsucht, und die Beschäftigten fühlen und schätzen es, dass wir ein christliches Unternehmen sind“.
Chefarzt trifft Controller
Deshalb finden die Veranstaltungen, wenn möglich, bewusst in Klöstern und an ähnlichen Orten statt, und stets ist ein Moderator mit theologischem Hintergrund dabei. Genauso bewusst kommen die Teilnehmenden aus unterschiedlichen Berufsgruppen und von verschiedenen Standorten – dann trifft etwa der Chefarzt aus Aachen den Leiter Controlling aus dem Hochsauerlandkreis und eine Kollegin der Alexianer-Werkstätten in Köln.
„Es geht darum, bei all den Unterschieden und Facetten im Konzern sich kennenzulernen und ein Gefühl für die gemeinsame Sache zu entwickeln“, erklärt Beiker: „Das ist eine bereichernde Erfahrung – und sie ist für langjährige Beschäftigte genauso wichtig wie für die Mitarbeitenden in den Unternehmen, die wir neu in unseren Verbund integrieren.“ Auch deshalb wollen die Alexianer an dem Konzept festhalten und regelmäßig weitere Treffen anbieten. Der Bedarf ist offenbar da – „teilweise wird das jetzt schon in Eigeninitiative organisiert“.






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