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Marburger BundZeiterfassung an Unikliniken „intransparent und rechtswidrig“

Seit Jahresbeginn müssen die Unikliniken in Bayern die Arbeitszeit ihrer Ärzte elektronisch erfassen. Der Marburger Bund hat eine Umfrage durchgeführt, um zu erfahren, wie das klappt – das Ergebnis scheint eindeutig.

Eine Person tippt auf seine Smartwatch, die er am Handgelenk trägt.
Subbotina Anna/stock.adobe.com
Symbolfoto

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund sieht trotz gesetzlicher Pflicht massive Mängel bei der elektronischen Zeiterfassung an Universitätskliniken in Bayern. „An keiner bayerischen Uniklinik existiert eine manipulationsfreie, elektronische Zeiterfassung. Bei fast 60 Prozent wird die Arbeitszeit weiterhin handschriftlich erfasst“, sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes Bayern, Andreas Botzlar. „Und wo elektronische Systeme existieren, finden Manipulationen wie Kappungsgrenzen oder ein automatischer Pausenabzug statt.“

849 Rückmeldungen

Die Gewerkschaft bezieht sich dabei auf Ergebnisse ihrer Umfrage unter Ärztinnen und Ärzten an den bayerischen Unikliniken. Zwischen dem 13. Dezember 2024 und dem 13. Januar 2025 seien die Mediziner an den Kliniken der Technischen Universität München (TUM), der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, den Unikliniken in Augsburg, Würzburg, Erlangen und Regensburg sowie am Deutschen Herzzentrum München befragt worden. Mehr als 6300 Ärztinnen und Ärzte seien im entsprechenden Tarifbereich beschäftigt, 849 Rückmeldungen hat der Marburger Bund nach eigenen Angaben erhalten. 

Nach Gewerkschaftsangaben ist seit dem 1. Januar 2025 für die Arbeitgeber eine tarifvertragliche Regelung bindend, die eine elektronische Erfassung der Arbeitszeit für Ärztinnen und Ärzte vorschreibt. Die gesamte Anwesenheit am Arbeitsplatz muss demnach dokumentiert werden. Ein Teil der Umfrage fällt also noch in den Zeitraum vor dem Start der gesetzlichen Pflicht. 

Gewerkschaft nennt Umfrageergebnisse „katastrophal“

Für den Marburger Bund zeigte die Umfrage aber „eindeutig, dass die Arbeitszeitdokumentation an den bayerischen Uniklinika vielfach intransparent und rechtswidrig erfolgt“. Die Gewerkschaft forderte die Kliniken auf, „umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um die Arbeitszeiterfassung und -dokumentation gemäß den tarifvertraglichen Vorgaben zu gestalten“. Besonders gravierende Verstöße gebe es an der LMU, am TUM Klinikum rechts der Isar sowie an der Uniklinik Würzburg.

Die Auswertung der aktuellen Umfrage zeige ein erschreckendes Bild: „Die Ergebnisse unserer Umfrage sind katastrophal“, sagte Botzlar. „Wir haben als Tarif- und Sozialpartner darauf vertraut, dass die Vereinbarungen aus dem Tarifabschluss ordnungsgemäß umgesetzt werden – doch leider sehen wir das genaue Gegenteil.“

Gehaltsabrechungen oftmals nicht nachvollziehbar

65 Prozent der befragten Ärzte und Ärztinnen gaben außerdem an, dass sie ihre Gehaltsabrechnungen nicht nachvollziehen können. Um Fehler korrigieren lassen zu können, müssten sie erheblichen Aufwand betreiben, was zu einer zusätzlichen Belastung führe. Gehaltsabrechnungen müssen laut Marburger Bund transparent und nachvollziehbar sein.

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