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Im Gespräch mit Sylvia KuzniaChange Management im Gesundheitswesen - Empfehlungen aus der Praxis

6. Wenn wir an die elektronische Patientenakte denken, ist es technisch realisierbar, dass Patienten sich schon vor dem Eintreffen in der Klinik per App anmelden und relevante Gesundheitsdaten zu Verfügung stellen. Könnte dies nicht zu einer substantiellen Administrationsentlastung bei der Aufnahme führen?

Die Patienten müssen noch immer Informationen in Papierform mitbringen, zum Beispiel die Kopien von Entlassungsbriefen oder der Patientenverfügung. Ein digitaler Datentransfer könnte hier so vieles erleichtern.

7. Wie können die Prozesse im Aufnahme- und Entlassmanagement zugunsten der Zeitersparnis optimiert werden?

Im besten Fall sind alle notwendigen Daten vor der Aufnahme des Patienten im Krankenhaus verfügbar. Vor allem auch die Aufklärungen für Eingriffe, sodass der Krankenhausaufenthalt so kurz wie möglich gestaltet werden kann. Ideal ist: Dem Patienten ist vor der Aufnahme der genaue Ablaufplan seiner Behandlung bekannt; natürlich geht das nur bei elektiven Aufnahmen. Zur Entlassung werden alle Daten aus dem Aufenthalt an die Weiterbehandelnden digital und sicher übermittelt und der Patient wird im Idealfall von professionell Pflegenden noch 4 Wochen lang digital weiter informiert oder beraten. Damit erfolgt eine optimale Steuerung, Zeit- und Ressourcenplanung und dies führt zu einer hohen Zufriedenheit aller am Prozess Beteiligten.

8. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht hinsichtlich der Kommunikation und dem Austausch von Informationen einrichtungsintern und sektorenübergreifend?

Aus meiner Sicht hat sich die interne Kommunikation durch Zeit- und Kostendruck zum Schlechten gewendet. Der Patient und Kunde ist nicht vollumfänglich informiert und aufgeklärt. Auch gerade bei den Bedürfnissen der älteren Patienten gibt es erhebliche Mängel in der Kommunikation. Dieses Phänomen ist auch sektorenübergreifend erkennbar: Die Informationen gelangen meist nur lückenhaft bis gar nicht bis zu den Hausärzten und viele Arztbriefe werden viel zu spät übermittelt. Trotz einzelner digitaler Lösungen haben sich bisher nur wenig spürbare Verbesserungen bemerkbar gemacht.

9. Wie steht es mit der Kommunikation mit den Patienten und der Informationsübermittlung?

Der Informationsaustausch zwischen Pflegepersonal, Arzt und Patient war vor 20 Jahren weitaus besser. Es gibt viel Unsicherheit bei den Patienten und sie erhalten immer weniger Informationen. Patienten werden beispielsweise erst kurz vor einem Eingriff detailliert und schriftlich aufgeklärt.

Gesetzlich geregelt ist allerdings, dass bei elektiv geplanten Eingriffen oder Operationen, die Patienten mindestens 24 Stunden vorher über den Vorgang genau informiert werden müssen. Viele Nachfragen via Telefon darf man zum Beispiel aus Datenschutzgründen nicht mehr beantworten.

Vor 20 Jahren war die Kommunikation durch mehr Zeitressourcen auf Augenhöhe zwischen den verschiedenen Berufsgruppen. Das lässt sich vermissen in den heutigen Rahmenbedingungen und durch den wirtschaftlichen Druck. Früher gab es gemeinsame Team- und Fallbesprechungen. Dort konnten Therapien und Veränderungen des Patienten angepasst werden. Selbst Visiten wurden immer durch eine Fachkraft begleitet, das ist heute nicht mehr selbstverständlich. Die Verantwortlichkeiten waren klar. Jeder kannte seinen Arbeits- und Tätigkeitsbereich. Durch die Personalverknappung erfolgt jedoch zunehmend eine Vermischung von Arbeitsbereichen.

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