Wer aus finanziellen Gesichtspunkten Influencer werden möchte, sollte sich das gut überlegen. Bis man davon leben kann, ist es ein weiter Weg. Und der Weg ist steinig und geprägt von viel harter Arbeit, Druck zur guten und dauerhaften Content-Produktion usw. Und das neben dem normalen Job. Die Puste haben nicht viele.
Storytelling schön und gut, aber nicht jeder kann es. Müssen Kliniken jetzt auch in diesen Bereichen weiterbilden?
Auf keinen Fall. Corporate Influencer werden sowieso nicht „geschult“, sondern machen ihr Ding möglichst unabhängig. Selbstverständlich sollte es seitens des Unternehmens Guidelines geben, die den Rahmen abstecken und an dem sich die Corporate Influencer orientieren können. Markenbotschafter wiederum sind schon eher diejenigen, auf man gezielt zugeht, weil sie für meine Marke sprechen könnten. Wenn überhaupt, sagt man ihnen aber eher, wie Kanäle funktionieren und erläutert die Storyline, die sie aber nicht wie einen Sprachtext ablesen, sondern sinngemäß wiedergeben.
Viel wichtiger ist aber: Jeder Mitarbeiter ist automatisch ein Markenbotschafter, nur eben auch im Negativen. Eine offene und vertauensvolle Unternehmenskultur und einen interessanten Arbeitsplatz mit guten Bedingungen zu schaffen, ist im Krankenhaus elementar, damit Mitarbeiter gerne dort arbeiten. Viel zu selten denkt das Krankenhausmanagement an eine dezidierte, mitarbeiterorientierte Personalpolitik. Dabei ist genau das der Knackpunkt für den Erfolg als Arbeitgeber.
Wie passe ich auf, dass die Corporate Influencer keine „falschen“ Inhalte in die Öffentlichkeit bringen? Wo sind Fallstricke und was sind die Voraussetzungen, die die Klinik vorher geschaffen haben sollte?
Es gibt automatisch Interessenskonflikte beim Thema Corporate Influencer. Einerseits sind kommunikative Freiheiten das A und O, andererseits spricht da ein Mitarbeiter über mich als Arbeitgeber und ich hätte gerne Mitspracherechte. Und welches Management mag schon Kontrollverlust – ob gefühlt oder real.Die Kategorien „richtig“ und „falsch“ sollte man in Sachen Corporate Influencer jedoch vermeiden. Klar haben Unternehmen Bedenken, dass ein Shitstorm über sie hereinbrechen könnte. Aber in welchem kommunikativen Bereich einer hoch transparenten Welt gibt es kein mindestens latentes Risiko?
Und Diskurs und Interaktion sind ja gerade das Ziel von guter Social Media-Kommunikation. Dass darin nicht alle einer Meinung sind, führt ja nicht automatisch zu einer schlechten Stimmung. Und falls doch, sollten Krankenhäuser, die qua Auftrag kommunikativ immer Risiken ausgesetzt sind, ohnehin ein gutes Krisenkommunikationsportfolio haben.
Was ist, wenn die Influencer die Klinik wechseln? Haben wir dann irgendwann nur noch austauschbare Content-Söldner?
Wenn Corporate Influencer gehen, dann ziehen sie mit ihren Followern und ihrer medialen Reichweite weiter, klar. Je enger Arbeitgeber und Influencer aber miteinander verwoben sind, umso mehr hat auch der Influencer damit zu kämpfen, sich in der digitalen Welt vom ehemaligen Arbeitgeber zu lösen. Das Internet vergisst so schnell nicht, also sind die Fußstapfen und Verknüpfungen samt Google Ranking nicht von heute auf morgen gänzlich weg. Insofern hat man Zeit, andere Standbeine aufzubauen. Markenbotschafter sind aber sicher leichter aufzubauen als Corporate Influencer zu finden, die aus eigenem Antrieb posten.


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