
Die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) ist so etwas wie die Kaderschmiede der deutschen Krankenhaustechniker. „Der Großteil der Technischen Leiter in den Krankenhäuern hat bei uns einen der Vorläuferstudiengänge absolviert“, stellt der Studiengangskoordinator Dipl.-Ing. Pascal Simon fest.
Doch der laut THM einzige Ausbildungsort in Europa, der Fachingenieuren eine Spezialisierung auf die Planung von Krankenhaustechnik anbietet, hat mit stark rückläufigen Studierendenzahlen zu kämpfen. Vor drei Jahren zählte der Studiengang noch 30 Teilnehmer pro Semester, heute bewegt sich die Zahl der Studienanfänger im einstelligen Bereich. Dabei sind die Berufsaussichten für Absolventen des Studiengangs KrankenhausPlanungTechnik alles andere als schlecht.
„Die Duale Hochschule Baden-Württemberg und die FKT haben 2015 ermittelt, dass 70 Prozent der Technischen Leiter in den Krankenhäusern über 50 Jahre alt sind“, sagt Simon. „Hochgerechnet bedeutet dies, dass in jedem Jahr etwa 30 Stellen aus Altersgründen neu zu besetzen sind. Theoretisch können alle unserer Absolventen in den Krankenhäusern unterkommen.“
Auch außerhalb von Gesundheitseinrichtungen eröffnen sich Jobchancen für die jungen Ingenieure, beispielsweise in Gesundheitsämtern, Regierungspräsidien, Architektur- und Planungsbüros oder auch in der Industrie.
Vom Diplom zum Bachelor
Der Vorläufer des heutigen Bachelor-Studiengangs reicht zurück bis in die 1970er-Jahre. Damals bot die THM einen Studiengang Technisches Gesundheitswesen an, in dem sich die Studierenden auf Medizintechnik, Umwelttechnik oder Krankenhaustechnik spezialisieren konnten. Im Jahr 2000 kam es zur Aufteilung dieser drei Fächer und zur Einführung des Studiengangs Krankenhaustechnikmanagement.
Als 2008 die Umstellung vom Diplom- auf den Bachelorstudiengang erfolgte, änderte sich die Studiendauer von acht (Diplom) auf sieben (Bachelor) Semestern. Die Studieninhalte hingegen blieben unverändert. Das achte Semester haben die Organisatoren des Studiengangs eingespart, indem sie die berufspraktische Phase – die jetzt im siebten Semester stattfindet – von 20 auf 14 Wochen verkürzt und auch die Dauer der Abschlussarbeit reduziert haben. Die Lehrinhalte der ersten sechs Semester blieben gleich. „Unsere Bachelor-Absolventen sind deshalb genauso qualifiziert wie die früheren Diplom-Absolventen“, stellt Simon fest.
Erzwungene Umstrukturierung
Die Umbenennung des Bachelor-Studiengangs von Krankenhaustechnikmanagement in KrankenhausPlanungTechnik (KPT) erfolgte 2016 im Zuge einer Re-Akkreditierung. Bei der Akkreditierung beurteilen private Agenturen die Qualität eines Bachelor- und Master-Studiengangs. Inhaltlich änderte sich nicht viel durch die Umbenennung des Studiengangs. Aber die Akkreditierungsgesellschaft bewirkte eine Umstrukturierung. Sie verlangte, dass die vielen kleinteiligen Module mit Spezialfächern zu größeren Modulen zusammengefasst wurden. Dies führte zu einigen kleineren Änderungen, beispielsweise dass die Arbeitssicherheit, die früher ein Wahlpflichtfach war, in das Pflichtprogramm aufgenommen wurde.
Diese Umstrukturierung nahmen die Verantwortlichen zum Anlass, die Bezeichnung des Studiengangs an den seit 2013 bestehenden Master-Studiengangs KrankenhausPlanungTechnik anzugleichen.
Master-Studiengang wurde abgeschafft
Der Master-Studiengang dauert drei Semester und ermöglicht den Bachelor-Absolventen eine Spezialisierung. Themen, die im vorangegangenen Studium nur angeschnitten wurden, können noch einmal deutlich vertieft werden. „Mit dem Master erhalten die Studierenden ein Handwerkszeug, das sie sonst in den ersten drei bis fünf Jahren ihres Berufslebens erlernen würden“, erläutert Simon.
Obwohl knapp 50 Prozent der Studierenden nach dem Bachelor auch noch den Master gemacht haben hat das Präsidium der THM beschlossen, zukünftig keinen Master-Studiengang mehr anzubieten. „Das war keine inhaltliche, sondern eine strategische Entscheidung“, so Simon. Kleinere Studiengänge sollen geschlossen werden. Die Entscheidung wurde sicher auch vom Vorhaben der Architekten und Bauingenieure beeinflusst, einen eigenen Master-Studiengang Krankenhausplanung ins Leben zu rufen.
Doch bis dieses Studienangebot steht, können die Bachelor-Absolventen des Studiengangs KrankenhausPlanungTechnik keinen Master-Studiengang aufnehmen.
Konkurrenz im eigenen Haus
Die Streichung des Masters ist aber nicht die Hauptursache des gravierenden Rückgangs der Bachelor-Studierenden. Es gibt auch noch eine hausgemachte Konkurrenz durch den Fachbereich Gesundheit, der inzwischen einen Studiengang Medizinisches Management anbietet. „Seither fehlen uns die Studierenden“, so Simon. Der demografische Wandel verschärft das Problem zusätzlich. Hinzu kommt, dass die Existenz des Studiengangs KrankenhausPlanungTechnik unter den Abiturienten kaum bekannt ist.
Das große Nachwuchsproblem könnte perspektivisch auch dazu führen, dass KrankenhausPlanungTechnik als eigenständiger Studiengang nicht mehr weiter existiert und mit der Medizintechnik zusammengelegt wird. „Aber das ist im Moment noch Zukunftsmusik“, stellt Simon klar.





Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen