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StudieDer Klinikbau boomt wie keine andere Branche

Bauprojekte im Klinikbereich gibt es viele – Verzögerungen und Hindernisse allerdings auch. Eine aktuelle Marktstudie des Münchner Informationsdienstleister Schwab Marketing schlüsselt auf, woran es liegt und wohin das Geld fließt.

Vier Bauarbeiterhelme liegen nebeneinander auf einem Geländer.
prachid/stock.adobe.com
Symbolfoto

Laut der Marktstudie „Krankenhaus-Bauprojekte in Deutschland – 2023 und Folgejahre“ sind im deutschen Klinikbereich aktuell 1055 Neubau-, Umbau- oder Sanierungsprojekte in (Vor-) Planung beziehungsweise in der Umsetzung. Der Informationsdienstleister Schwab Marketing erfasst in dieser Studie regelmäßig Bauaktivitäten, (Vor-)Planungen und Fertigstellungen der deutschen Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen.

Zwischen hoher Nachfrage und Personalmangel

Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Bauaktivitäten auf einem konstant sehr hohen Niveau. Viele Projekte werden aber weiterhin verschoben. Während die Verzögerungen in den Corona-Jahren 2021 und 2022 vor allem auf Materialknappheit infolge gestörter Lieferketten und die Erkrankung von Arbeitskräften zurückzuführen waren, haben die aktuellen Verschiebungen andere Ursachen.

Bauaktivitäten nach Trägern
Destatis
Trotz abnehmender Anzahl vor allem freigemeinnütziger Kliniken ist die Bauaktivität ungebrochen hoch.

„Wir stellen drei Hauptgründe für die Verzögerungen von Baumaßnahmen im Krankenhaussektor fest“, sagt Gerd Schifferdecker, Geschäftsführer von Schwab Marketing. „Erstens Lieferschwierigkeiten beim Baumaterial verbunden mit erhöhten Kosten, zweitens steigende Preise der Gewerke infolge des Handwerkermangels und drittens die resultierenden höheren Baukosten, die eine Nachfinanzierung erfordern.“

Nur wenige Branchen sind derzeit so gut ausgelastet wie der Klinikbereich.

Personelle Engpässe betreffen nicht nur die Gewerke. Auch Architekten und Ingenieure stoßen zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen. Inzwischen kaufen Unternehmen sogar komplette Planungsbüros von Wettbewerbern auf, damit sie ihren Bedarf an Architekten, Bauingenieuren und Planern überhaupt decken können. „Nur wenige Branchen sind derzeit so gut ausgelastet wie der Klinikbereich“, so Schifferdecker.

Auswirkungen der Krankenhausreform schwer absehbar

In wieweit sich die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf die Bauaktivitäten auswirkt, lässt sich frühestens im nächsten Jahr ermitteln. „Wir haben aber den Eindruck gewonnen, dass die Diskussion über Klinikschließungen für Unsicherheiten gesorgt hat“, so Schifferdecker. Als wichtigen Grund für die aktuellen Bauaktivitäten betrachtet er die Zentralisierungsbestrebungen im Klinikbereich und die damit verbundenen Klinikzusammenschlüsse.

Wir haben aber den Eindruck gewonnen, dass die Diskussion über Klinikschließungen für Unsicherheiten gesorgt hat.

Durch die Zusammenlegungen kommt es zu Standortschließungen, weshalb andernorts aufgestockt werden muss, um die gewachsene Anzahl an Patienten zu versorgen. Kommt es durch die Zusammenlegung zu einem Ersatzneubau, fällt dieser in der Regel größer aus und ist gleichzeitig auf Spezialisierung angelegt. Bei Akutkliniken gibt es Bestrebungen, sie um eine Rehaklinik zu erweitern.

Klinik-Bauprojekte 2023
Schwab Marketing
Landesweit sind 1055 Bauprojekte in Arbeit. Die Investitionssumme aller Projekte liegt bei rund 25 Milliarden Euro.

Ambulant und Hybrid im Trend

Kliniken investieren zurzeit auch verstärkt in Sanierungsmaßnahmen, wobei vor allem Operationssäle und auch Intensivstationen aufgestockt werden. Über ein Drittel der geplanten Baumaßnahmen betreffen die OP-Bereiche, die entweder erweitert, saniert oder auch komplett neu gebaut werden. Diese Baumaßnahmen sind für die Krankenhäuser wirtschaftlich sinnvoll, weil sie mit Operationen Geld verdienen.

Über die Erhebung

Die Marktstudie „Krankenhaus- Bauprojekte in Deutschland – 2023 und Folgejahre“ gilt als fast seismografisches Register für Bauaktivitäten im Gesundheitswesen, weil sie neben den laufenden, sowie konkret geplanten Projekten auch solche erfasst, die sich erst im sehr frühen Stadium der Vorplanung befinden. Die aktuelle Ausgabe beleuchtet 1055 Projekte mit einer Gesamt-Investitionssumme von rund 25 Milliarden Euro.

Ein weiterer Trend sind ambulante OP-Zentren. Kliniken investieren auch zunehmend in Hybrid-OPs. Viel Geld fließt aber auch in die energetische Gebäudesanierung, wo es – ähnlich wie im Bereich der Digitalisierung – zusätzliche Fördermittel gibt. Darüber hinaus investiert die Gesundheitsbranche verstärkt in den Ausbau von psychiatrischen und geriatrischen Abteilungen. Und auch der Modulbau hat im Krankenhausbau an Bedeutung gewonnen.

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