
Der Eugen Münch-Preis für innovative Gesundheitsversorgung wurde am 24. November 2020 in an drei Gewinner verliehen. Steffen Geyer erhält den Preis der Kategorie praktische Anwendung für die Entwicklung eines offenen Ökosystems für Ressourcen- und Prozessoptimierung im Krankenhaus. In der Kategorie Wissenschaft wird der Neurologe Roman Schniepp ausgezeichnet, der sich mit der Mustererkennung zur Diagnose neurogeriatrischer Gangstörungen befasst. Der Sonderpreis geht an Turan Tahmas, der eine Lernplattform für Gesundheitsfachberufe aufbaut.
Die Besten aus 100 Einsendungen
Die Kategorien praktische Anwendung und Wissenschaft sind mit jeweils 20.000 Euro dotiert. Alle Gewinner erhalten zudem einen Film, mit dem die Arbeit vorgestellt wird. Die Gewinner wurden unter rund 100 Einsendungen von der Jury ausgewählt, der Daniel Bahr (Mitglied des Vorstands der Allianz Private Krankenversicherungs-AG), Fraua Ferlemann (Redakteurin BR, Wissen und Bildung aktuell), Prof. Marion Haubitz (Direktorin der Medizinischen Klinik III am Klinikum Fulda), Prof. Helmut Schönenberger (Geschäftsführer UnternehmerTUM), Dr. Ilona Köster-Steinebach (Geschäftsführerin Aktionsbündnis Patientensicherheit), Prof. Leonie Sundmacher (Inhaberin des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der Technischen Universität München) und Staatssekretär Andreas Westerfellhaus (Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung) angehören.
Kategorie praktische Anwendung
Steffen Geyer sammelte vor der Gründung von simplinic mehr als vier Jahre Erfahrung im Investment Banking (JP Morgan, Royal Bank of Scotland) und in der Strategieberatung (Boston Consulting Group) in Großbritannien und Deutschland. Darüber hinaus arbeitete er ein Jahr für Rocket Internet, Europas größtem Start-up Inkubator, in Berlin.
Geyers Arbeit sorgt dafür, dass in Kliniken schnell und einfach ersichtlich ist, wo sich was in welchem Zustand befindet. Basis ist ein Bluetooth-Netzwerk, das in wenigen Tagen installiert werden kann. Darüber können alle Geräte in Echtzeit raumgenau lokalisiert und zusätzlich der Gerätestatus live abgerufen werden. So ist es zum Beispiel möglich, nachzuverfolgen, wo sich ein reines Bett befindet oder eine Sauerstoffflasche zu finden, deren Füllstand gleichzeitig angezeigt wird. Damit können Prozesse optimiert und Kosten für unnötige Anschaffungen gespart werden. Für das Personal bedeutet das Netz eine Arbeitsentlastung, da die zeitaufwändige Suche nach den benötigten Geräten entfällt. Das System ist so konzipiert, dass Partnerlösungen einfach integriert werden können. Perspektivisch ist auch eine Echtzeitüberwachung von Vitalparametern der Patienten möglich.
Kategorie Wissenschaft und anwendungsorientierte Forschung
PD Dr. Roman Schniepp ist Neurologe mit den Schwerpunktbezeichnungen für Neurologische Intensivmedizin und Notfallmedizin an der LMU München. Schniepp befasst sich in seiner Forschungsarbeit damit, wie neurogeriatrische Gangstörungsmuster mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz automatisch analysiert und interpretiert werden können.
Die Bewegungsmuster beim Gehen werden mit Sensoren erfasst und mit automatisierten Mustererkennungsverfahren und künstlicher Intelligenz klassifiziert. Über 10.000 Patientendaten wurden bereits in eine Datenbank aufgenommen, anhand der die Algorithmen weiter trainiert werden. So entsteht ein Ansatz für den klinischen Einsatz, bei dem durch die Gangbewegungsdaten automatisch individuelle Vorhersagen zur Diagnose und Sturzabschätzung getroffen werden. Damit kann langfristig die Versorgung von geriatrischen Patienten mit Gangstörungen verbessert werden.
Sonderpreis
Einen Sonderpreis erhält Turan Tahmas, der eine digitale Lernplattform mit interaktiven Lerninhalten für Pflegefachberufe entwickelt. Die Nutzer können ab dem Beginn ihrer Ausbildung aktuelle Lehrinhalte nachschlagen, praxisnahe Videos ansehen und ihr Wissen über Gamification-Ansätze vertiefen. Die Plattform steht als App zur Verfügung, so dass sie von den Nutzern flexibel und mobil verwendet werden kann. Tahmas und sein Team, bestehend aus examinierten Pflegekräften mit mehrjähriger Berufserfahrung, haben kürzlich mit der Entwicklung des Prototypen begonnen, der ab Anfang 2021 verfügbar sein soll. Geplant ist der Verkauf von Lizenzen an Träger der praktischen Ausbildung und Pflegeschulen oder als App an die Schüler zu einem geringen Preis mit monatlicher Kündigungsfrist.





Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen