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Hartmannbund-UmfrageAssistenzärzte am Limit − Wann kommt der Kulturwandel?

Vorgeschriebene Pausenzeiten können sie nicht einhalten, Überstunden nicht oder nur schlecht dokumentieren. Vielen Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung stößt auch die mangelhafte Personalsituation auf. Woran es im System hapert.

Ärztin sitzt traurig auf dem Boden eines Krankenhauses.
D Lahoud/peopleimages.com/stock.adobe.com
Symbolfoto

Assistenzärztinnen und Assistenzärzte kämpfen mit ihrer Arbeitsbelastung. Wie eine neue Umfrage des Hartmannbundes ergibt, betrifft dies auch die Arbeitszeit. Die überwiegende Mehrheit (70 Prozent) sieht sich im Arbeitsalltag immer wieder mit der Situation konfrontiert, die gesetzlich vorgeschriebenen Pausenzeiten nicht einhalten zu können. Und auch wenn die EU-Gesetzgebung die Dokumentation von Überstunden vorsieht, ist dies für knapp die Hälfte der Befragten (40 Prozent) nicht oder lediglich eingeschränkt möglich.

Effizienteres System muss her – und mehr Mitarbeitende

Die insgesamt 500 befragten Ärzte und Ärztinnen in Weiterbildung geben übereinstimmend zwei entscheidende Gründe hierfür an: Oft lassen die digitalen Systeme eine Erfassung der Überstunden nicht zu oder aber die Vorgesetzten verhindern die Dokumentation. „Wer Überstunden macht, ist nicht auf Facharztniveau und bekommt kein Zeugnis vom Chef“, so nur ein einschlägiger Kommentar eines Umfrageteilnehmers.

Für Dr. Caroline Rinkel, Sprecherin des Assistenzärzt:innenausschusses des Hartmannbundes, ist daher offensichtlich, dass „wir endlich den schon lange überfälligen Kulturwandel im Krankenhaus brauchen. Die bestehenden Personalprobleme in der Patientenversorgung können wir nicht langfristig durch unbezahlte Überstunden ausgleichen, sondern nur durch ein effizienteres System, eine optimierte Arbeitsweise und – mehr Personal.“

Mehr als 40 Prozent der Befragten ordnet die Personalsituation bei ihrem Arbeitgeber als mangelhaft ein. Mehr als jedem zehnten Weiterzubildenden fehlt eine Ansprechperson für fachliche Fragen. Daher verwundert es kaum, dass 36 Prozent der Betroffenen bereits über einen Berufswechsel nachgedacht haben - eine Überlegung, auf die auch eine hohe Dienstbelastung und wenig Freizeit, wenig Zeit für die ärztliche Weiterbildung und mangelnde Wertschätzung einzahlen.

Die bestehenden Personalprobleme können wir nicht langfristig durch unbezahlte Überstunden ausgleichen, sondern nur durch ein effizienteres System, eine optimierte Arbeitsweise und – mehr Personal.

Bessere Arbeitsbedingungen? Noch nicht in Sicht

Viele Arbeitgeber planen jedoch trotz dieser Ergebnisse noch keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

  • Etwa 86 Prozent der Befragten haben keine Möglichkeit remote zu arbeiten.
  • In Prozessoptimierungen werden nur 17 Prozent eingebunden.
  • Nur bei 24 Prozent der Befragten gibt es Angebote zur Stressreduktion oder Prävention, die wegen Zeitmangel jedoch häufig nicht in Anspruch genommen werden können.

Das Dauerbrennerthema Digitalisierung kommt weiterhin nur schleppend voran. 70 Prozent der Befragten müssen sich mit Doppeldokumentationen herumschlagen. Ein Diensthandy steht nur etwa der Hälfte der Umfrageteilnehmenden zur Verfügung, ein Tablet sogar nur zehn Prozent. Für über 90 Prozent gehören Probleme mit der IT-Infrastruktur zum ganz normalen Arbeitsalltag.

Jan Baumann, ebenfalls Sprecher des Assistenzärzt:innenausschusses des Hartmannbundes, kommentiert: „Die Arbeitgeber und die technische Ausstattung vieler Kliniken sind irgendwo im vergangenen Jahrzehnt stehengeblieben. Die Bedingungen entsprechen nicht mehr unserer Zeit.“ Von Nöten sind in seinen Augen funktionierende Arbeitszeitmodelle, New-Work-Ansätze, Homeofficemöglichkeiten und eine riesige Veränderung in Sachen Digitalisierung, damit junge Ärztinnen und Ärzte auch nach Erreichung des Facharztes gerne in den Kliniken weiterarbeiten. Zurzeit ist das nur für etwa ein Viertel vorstellbar.

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