
Auch wenn etwas schiefläuft, bleibt Heyo Kroemer gelassen. So wie an diesem verregneten Dezembervormittag. Der Vorstandsvorsitzende des Berliner Uniklinikums Charité sitzt im Friedrich-Althoff-Saal des Verwaltungsgebäudes und erzählt gerade von seiner Arbeit. Plötzlich schrillen die Smartphones infernalisch los, es ist der Tag des bundesweiten Probealarms. Überall bimmelt es, nur das Smartphone des Professors bleibt stumm. „Das ist ja ein Ding“, sagt Kroemer. Er verzieht dabei keine Miene, obwohl die Digitalisierung des Gesundheitswesens zu seinen Lieblingsthemen zählt. Emotionen im Job sind nicht seine Sache. Er hat gelernt, dass wenn man mit der Faust auf den Tisch haut, „einem hinterher nur die Hand wehtut und sonst gar nichts passiert.“
Die hatten eine ganz klare Ansage: Machen Sie bitte aus Berlin das Boston in der Biomedizin.
Seit September 2019 ist der gebürtige Ostfriese Chef der Charité, eines der größten Universitätsklinika in Europa. Die Berliner holten den Pharmakologen für eine gewaltige Aufgabe. „Die hatten eine ganz klare Ansage: Machen Sie bitte aus Berlin das Boston in der Biomedizin“, erzählt der 62-Jährige. Boston, das ist die Heimat der renommierten Harvard Medical School. Doch Kroemer schreckte die Vorgabe nicht, schwierige Aufgaben reizten ihn schon immer. Der steile Karriereweg wurde Heyo Kroemer jedoch keineswegs in die Wiege gelegt. Ursprünglich sollte er die Landapotheke seines Vaters im ostfriesischen Aurich übernehmen.
Erfahrener Klinikmanager
Stattdessen nun also Klinikchef und Hochschulmanager in der Hauptstadt, alles andere als ein leichtes Terrain für Zugereiste. Der Ton an der Spree ist rau, wie Kroemer schnell nach seinem Umzug bemerken wird. Klagen will er darüber nicht. „Sagen wir es mal so, es gibt bestimmte Eigenheiten. Wenn ich im Sommer mit meinem Fahrrad morgens in die Arbeit fahre, ist der Aggressionsgrad auch unter Radfahrern deutlich höher als im Rest der Republik. Aber die Grundmechanismen sind, glaube ich, überall gleich.“
Das klingt diplomatisch, nicht jeder sieht das so entspannt. Nicht nur die Berliner Lebensart ist gewöhnungsbedürftig, die Berliner Landespolitik ist es auch. Diese schwankt gern zwischen großspurig und kleinmütig, viele Projekte kommen entweder jahrelang nicht vom Fleck (Reform der Bürgerämter) oder entwickeln sich zu grandiosen Fehlschlägen wie der neue Flughafen. Hier eine strategische Vision für den Riesentanker Charité zu entwickeln, bedarf eines kühlen, aber auch durchsetzungsstarken Kopfes.
Wie das geht, hat Kroemer zuvor schon an den Unikliniken Greifswald und Göttingen bewiesen. In Greifswald setzt er als Dekan und später Wissenschaftlicher Vorstand den Neubau des Universitätsklinikums durch, um den stark angeschlagenen Standort aufzuwerten. Später treibt er als Dekan der medizinischen Fakultät und Chef des Universitätsklinikums Göttingen den Ausbau der technischen und wissenschaftlichen Infrastruktur voran und überzeugt die niedersächsische Landesregierung, dafür große Geldbeträge bereitzustellen.
Solche Erfolge bleiben nicht unbemerkt. Heyo Kroemer gerät schnell in den Fokus von Michael Müller, damals Regierender Bürgermeister von Berlin. In der Hauptstadt wird ein Nachfolger für den erfahrenen Charité-Chef Professor Karl Max Einhäupl gesucht – und zugleich jemand, der aus Berlin einen innovativen Gesundheitsstandort mit europäischer Strahlkraft entwickelt. Im Mai 2018 wird Kroemer zum Vize-Vorsitzenden der „Zukunftskommission Gesundheitsstadt Berlin 2030“ berufen, Vorsitzender der Kommission ist damals Professor Karl Lauterbach, heute Bundesgesundheitsminister. Nur wenige Monate später ist klar: Kroemer wird Nachfolger von Einhäupl.
Enge Kooperation mit Vivantes
Kommission und Landespolitik entwickeln damals ein ehrgeiziges Vorhaben. Berlin soll zukünftig eine internationale Spitzenstellung in Patientenversorgung, Forschung und Lehre einnehmen. Um das umzusetzen, wird ein mehrstufiger Plan gewählt. Zunächst soll die Kooperation zwischen der Charité und dem kommunalen Berliner Klinikträger Vivantes massiv ausgebaut werden, etwa bei Aus- und Fortbildung, Laborleistungen oder dem forcierten Ausbau der Digitalisierung in den eigenen Krankenhäusern. Vivantes ist als größter kommunaler Klinikkonzern Deutschlands ebenso ein Dickschiff wie die Charité. Enge Kooperation statt verschärfter Konkurrenz, lautet das Credo.
Zugleich soll die Integration des Berlin Institute of Health (BIH) in die Charité erfolgen. Mit der Integration und dem gleichzeitigen Ausbau wird Berlin zum Zentrum der translationalen Medizin, so die Hoffnung aller Beteiligten. Das Ziel: Forschungsergebnisse schneller aus dem Labor in die medizinische Versorgung bringen. Ein weiteres Großprojekt ist der Aufbau eines universitären Herzzentrums, wofür Charité und Deutsches Herzzentrum zusammengeführt werden sollen. Den Masterplan für die Umsetzung soll Kroemer gemeinsamen mit seinen Kollegen erarbeiten.
Zur Person

Prof. Dr. Heyo K. Kroemer wurde 1960 in Leer als Sohn eines Apothekers geboren. Nach dem Studium der Pharmazie an der TU Braunschweig promovierte er 1986 am Stuttgarter Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie zum Dr. rer. nat. 1987 geht er mit einem Stipendium des Wissenschaftsausschusses der NATO für einen zweijährigen Forschungsaufenthalt an die Vanderbilt Universität in Nashville (Tennessee). 1992 folgt die Habilitation in Pharmakologie und Toxikologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
1998 erhält er gleichzeitig drei Rufe von den Universitätskliniken Münster, Bonn und Greifswald. Münster lehnt er ab, in Bonn ist er kurzzeitig und geht schließlich nach Greifswald. Kroemer ist dort Dekan, später Wissenschaftlicher Vorstand. 2012 wechselt er an die Uniklinik in Göttingen und fungiert dort bis 2019 als Vorstandssprecher.
Im September 2019 zieht es Kroemer an die Spree, er wird Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité. Der Klinikmanager ist gut vernetzt und in vielen Gremien aktiv. Von 2012 bis 2019 war er Präsident des Medizinischen Fakultätentages, aktuell ist er u.a. im Vorstand des Verbandes der Universitätsklinika (VUD) und Mitglied der Leopoldina (Nationale Akademie der Wissenschaften). 2021 berief ihn Bundeskanzler Olaf Scholz zum Vorsitzenden des „Corona-ExpertInnenrats“. Zudem ist Kroemer Mitglied der Regierungskommission zur Klinikreform. Heyo Kroemer ist verheiratet und hat drei Kinder.
Corona-Krise als Chance
Bevor der neue Klinikchef in der Hauptstadt jedoch richtig ans Werk gehen kann, bricht im Februar 2020 Corona über das Land herein. Während viele seiner Klinikkollegen die Pandemie als große Bürde empfinden und beständig über die zusätzlichen Lasten in der Krise klagen, sieht er darin eine Chance. „Außergewöhnliche Situationen implizieren immer auch außergewöhnliche Möglichkeiten. Wir konnten in der Corona-Krise ein paar Dinge machen, die man ohne die außergewöhnliche Situation nie hätte machen können“, urteilt er im Rückblick. Sein Lieblingsbeispiel dafür ist die Gründung des Netzwerks Universitätsmedizin, das die Corona-Forschungsaktivitäten aller 36 deutschen Unikliniken bündelt, koordiniert von der Charité. „Ohne die Corona-Krise hätte es dieses Netzwerk niemals gegeben. Und nun produziert genau dieses Netzwerk in Teilen Ergebnisse, die wirklich beeindruckend und interessant sind“, schwärmt Kroemer.
Dass die Charité von der Pandemie indirekt profitiert hat, hört deren Chef gar nicht gern. Ihm würde eine solche Sicht der Dinge nicht über die Lippen kommen: „Schließlich sind unendlich viele Leute zu Schaden gekommen“, sagt er. Und dennoch: Charité-Virologe Professor Christian Drosten entwickelt sich in der Corona-Krise zum obersten Corona-Erklärer der Nation, auch sein Klinikkollege, der Infektiologe Professor Leif Erik Sander, ist in den Medien häufig präsent.
Heyo Kroemer selbst ist in vorderster Front als Krisenmanager dabei, als Vorsitzender des Corona-Expertenrats der Bundesregierung spielt er eine wichtige Vermittlerrolle in den nicht immer spannungsfreien Beziehungen zwischen Politik und Wissenschaft während der Pandemie. Zusätzlich rücken mitten in der Corona-Krise Journalisten aus aller Welt an, um über die erfolgreiche Behandlung des russischen Dissidenten Alexej Nawalny in Berlin zu berichten. Charité-Ärzte retten 2020 dem schärfsten Kritiker Wladimir Putins nach einem lebensgefährlichen Giftanschlag das Leben. Das traditionsreiche Uniklinikum wird so in der Pandemie zu einem der wichtigsten Anlaufpunkte für Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit.
Berliner Charité
Die „Charité – Universitätsmedizin Berlin“ ist wohl die bekannteste deutsche Universitätsklinik – und eines der traditionsreichsten Krankenhäuser obendrein. Mehr als die Hälfte aller deutschen Nobelpreisträger für Medizin wirkten dort. Die Charité zählt mit 21 000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu den größten Universitätskliniken in Europa. Sie ist einer der größten Arbeitgeber in der Hauptstadt. Die Uniklinik verfügt über knapp 3300 Betten, behandelte 2021 rund 124 000 stationäre Fälle und zählt 9000 Studierende im Fach Medizin.
Ihre heutige Struktur (vier Campi, mehr als 100 Kliniken) ist das Ergebnis mehrerer Klinikstrukturreformen in Berlin, die u.a. zu einer Zusammenlegung des ursprünglichen Stammhauses in Berlin-Mitte mit dem Rudolf-Virchow-Klinikum im Wedding und dem Benjamin-Franklin-Krankenhaus in Steglitz geführt haben. Vierter Campus ist der Wissenschafts- und Technologiestandort in Buch. Die Berliner Charité erzielte 2021 einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro.
Corona hat die Interaktion zwischen Politik und Wissenschaft nachhaltig verändert und näher zusammengebracht, glaubt Kroemer. „In jeder Talkshow saßen Wissenschaftler und Politiker zusammen und haben einen Wechselwirkungsraum geschaffen, den es bis dahin so nicht gab. Das Interessante war, dass jede der beiden Seiten zutiefst davon überzeugt war, dass dieser Raum nach ihren Regeln funktioniert“, so der Charité-CIO. Eine Fehleinschätzung mit Folgen, wie sich zeigte. Zwei unterschiedliche Welten mit konträren Entscheidungsprozessen prallten plötzlich aufeinander: Hier die Politik, die der Öffentlichkeit schnelle, nachvollziehbare und vor allem vertrauenswürdige Entscheidungen präsentieren verkaufen wollte, dort die Wissenschaft, die eigene Erkenntnisse binnen kürzester Zeit revidierte, wenn neue Forschungsergebnisse nur einen anderen Schluss zuließen.
Kroemers Vorstellung ist, „dass wir diesen Raum nach Regeln so ausgestalten, die für beide Seiten akzeptabel sind. Das wäre ein interessanter Ansatz – und angesichts bestimmter Entwicklungen, mit denen wir im Moment zu kämpfen haben, langfristig auch unabdingbar.“ Er begreift Corona als große Chance für die Wissenschaft, mehr Einfluss auf Entscheidungen der Politik zu gewinnen. Das allgemeine Lamento der Öffentlichkeit über Politiker teilt er nicht. Im Gegenteil, Kroemer sucht den engen Kontakt. Im Kanzleramt war er schon öfters zu Besuch, ein gemeinsames Bild mit Bundeskanzler Olaf Scholz steht in seinem Arbeitszimmer hinter seinem Schreibtisch.
Guter Zuhörer
Vielleicht ist Kroemer auch aufgrund seines zurückhaltenden norddeutschen Temperaments ein so erfolgreicher Brückenbauer zur Politik. Eitelkeit ist ihm fremd, er ist ein analytischer Geist, wirkt fast ein wenig introvertiert. Offene Gemütsregungen in der Öffentlichkeit leistet er sich selten. Orchestriert wird dies durch einen Gesichtsausdruck, den eine Reporterin der „Zeit“ mit „zerknautscht“ treffend beschrieben hat. Dabei ist der Gesichtsausdruck weder griesgrämig noch desinteressiert. Er schlafe halt nur schlecht, wie er dem Wochenblatt verriet.

Vom alten Verständnis einer zentralen Führung, von einem Vorstandsvorsitzenden als Alleinunterhalter hält er nichts. „Natürlich müssen Sie sehr genau wissen, wo Sie hinwollen. Andererseits müssen Sie versuchen, Leute auf diesem Weg möglichst mitzunehmen und sie davon zu überzeugen, dass das der richtige Weg ist. Schließlich hängt für uns alle sehr viel davon ab.“ Im Gespräch hört der Professor ruhig und aufmerksam zu, nimmt sich zurück. „Ich glaube, wenn Sie heute in der Leitung solcher komplexen Institutionen wie einer Universitätsmedizin sind, kommt es sehr stark darauf an, was sie für kommunikative Fähigkeiten haben. Eine dieser kommunikativen Fähigkeiten wird vollkommen unterschätzt, es ist die Fähigkeit, ihrem Gegenüber zuzuhören und auf seine Argumente einzugehen“, so Kroemer. Er selbst spricht leise, ohne Effekthascherei und Kraftmeierei, Phrasen und verbale Nebelkerzen vermeidet er. Heyo Kroemer ist ein Meister des Understatements.
Gefragter Netzwerker
Der Klinikmanager ist ein gefragter Gesprächspartner und Strippenzieher, auch weil er verschwiegen ist. Sein Netzwerk in Politik und Gesundheitsbranche ist enorm groß. Wer ihn in seinem Büro besucht, bekommt das schnell mit, sein Smartphone klingelt unentwegt. Auch wenn die Corona-Pandemie inzwischen weitgehend vorbei ist, ist Kroemer mit seinem Haus weiterhin im Krisenmodus. Die Beschaffung ist weiterhin ein Problem, die durch den Ukrainekrieg ausgelöste Energiekrise trifft die Charité mit ihren 21 000 Beschäftigten hart. Der zunehmende Fachkräftemangel macht auch vor Deutschlands Vorzeigekrankenhaus nicht halt, die Digitalisierung geht nur langsam voran. Das alles nervt Kroemer. „Ich glaube, es wird allen zunehmend klar, dass wir mit dem System, wie wir es im Moment haben, nicht dauerhaft zukunftssicher aufgestellt sind, und zwar weder inhaltlich noch qualitativ noch monetär. Es muss etwas passieren“, fordert der Klinikchef.
Wir glauben, dass wir mit diesem stratifizierten Konzept kleinen Häusern eine Funktion und eine Überlebensnotwendigkeit schaffen.
Bei dieser grundlegenden Kehrtwende ist der dreifache Vater dabei, mal wieder. Er ist Mitglied der 15-köpfigen Regierungskommission, die Lauterbach für eine grundlegende Krankenhausstrukturreform eingesetzt hat. Diese hat vor wenigen Wochen ihre Empfehlungen vorgestellt, wie künftig Deutschlands Kliniklandschaft organisiert sein sollte. Im Detail redet Kroemer nicht über die Arbeit der Kommission, nur so viel. „Ich bilde mir nicht ein, dass basierend auf diesem Papier, sich von heute auf morgen alles ändert. Was wir aber möglicherweise erreichen, ist etwas, was es seit vielen Jahren in Deutschland nicht mehr gegeben hat. Nämlich eine Diskussion um die grundsätzliche Systemarchitektur des Krankenhaussektors.“
Er hofft, mit dem Kommissionspapier endlich die Debatte über die Schließung kleinerer Kliniken in eine konstruktive Richtung zu lenken. „Die reine Aussage, dass wir pro Kopf der Bevölkerung doppelt so viele Betten haben, stimmt ja. Allerdings vereinfacht der daraus resultierende Umkehrschluss, wir müssen die Hälfte aller Krankenhäuser zumachen, sehr stark. Es gibt kleine Krankenhäuser mit regionalen Besonderheiten, die für die Versorgung sehr wichtig sind. Wir glauben, dass wir mit diesem stratifizierten Konzept kleinen Häusern eine Funktion und eine Überlebensnotwendigkeit schaffen“, sagt Kroemer.
Pandemie bremst ihn kaum
Bleibt die Frage, ob die Dauerkrise der vergangenen Jahre Kroemers Zukunftspläne für das eigene Haus ausgebremst haben? Nicht wirklich. Mitten in der Hochphase der Corona-Krise legt Kroemers Haus im November 2020 das Strategiepapier „Charité 2030 – wir denken Gesundheit neu“ vor, das die inhaltlichen Vorgaben bis 2030 und die infrastrukturellen Umbauten bis 2050 skizziert. Insgesamt 6,6 Milliarden Euro sollen danach bis 2050 investiert werden. Seit Anfang des Jahres ist die Fusion des Deutschen Herzzentrums mit der Charité vollzogen, bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten für den gemeinsamen Neubau beginnen, der 450 Millionen Euro kosten soll.
Auch die umfangreiche Sanierung des Campus Berlin-Mitte läuft weiter auf Hochtouren, Mitte Januar wurde dort im ehemaligen zentralen OP-Gebäude das neue „Rahel Hirsch Center für Translationale Medizin (RHC)“ eröffnet, womit das Prestigeprojekt Berlin Institute of Health einen modernen Standort erhält. „Wir haben trotz der Krisen unsere Pläne einigermaßen konsequent weiterverfolgt“, sagt er dazu im gewohnt unaufgeregten Ton.
Das alles klingt verdächtig nach langen Arbeitstagen und einer hohen täglichen Arbeitsbelastung. Lang sind die Arbeitstage Kroemers tatsächlich, von einer großen Arbeitsbelastung mag der Pharmakologe dennoch nicht sprechen. „Ich halte für mich persönlich wenig von der Idee einer Work-Life-Balance. In diesem Job geht vieles völlig ineinander über.“ Seine Frau sehe das nicht immer so entspannt wie er, aber „die Arbeit ist einfach so.“ Für ihn ist es wichtiger, dass man sich bei der Arbeit wohlfühlt. Er habe die meiste Zeit nicht den Eindruck, „dass mich jetzt das, was ich mache, übermäßig belastet. Ich mache das gern.“ Erholen tut sich Kroemer lieber bei der nächtlichen Buchlektüre oder bei gemeinsamen Wochenenden mit seiner Frau in Greifswald. Dort besitzt er aus seiner früheren Zeit an der Uniklinik immer noch ein Haus. Die Ostseestadt gefällt ihm, das Meer ist nah. Genau das Richtige für den gebürtigen Ostfriesen.
Gesundheit neu denken: So will sich die Charité strategisch bis 2030 zukunftssicher aufstellen
Bis 2030 will Berlin ein bedeutender Medizinstandort in Europa sein. Neben einer engen Kooperation mit dem kommunalen Klinikkonzern Vivantes soll die Uniklinik modernisiert und auf Zukunftsfelder der Medizin ausgerichtet werden, führend bei Ausbildung, Forschung, Translation und Gesundheitsversorgung. An den Standorten werden medizinische Schwerpunkte gebildet. So ist in Berlin-Mitte im neuen Bettenhaus das Rahel Hirsch Center for Translational Medicine entstanden – ein gemeinsames Ambulanz-, Translationsund Innovationszentrum des Berlin Institute of Health (BIH) und Charité. Dazu wurde der ehemalige Operations- und Intensivtrakt der Charité kernsaniert. Ziel ist, die Charité zum Zentrum der Translationsmedizin zu machen. Ferner ist der Aufbau eines international führenden Herzzentrums im Virchow-Klinikum geplant, die Fusion mit dem Deutschen Herzzentrum wurde zu Jahresbeginn vollzogen. Am Krankenhaus Benjamin Franklin ist ein Life Science Campus mit einem neuen Forschungscluster zum Thema Gesunderhaltung und Prävention geplant. Die Infrastruktur wird grundlegend erneuert, die Digitalisierung massiv beschleunigt. Insgesamt sollen bis 2050 rund 6,6 Milliarden Euro in das Projekt fließen.





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