
Kosteneinsparungen in Krankenhäusern sollten nicht zu Lasten der Patienten geschehen, sagte Geschäftsführer Tomas Kallenbach am Weimarer Sophien- und Hufeland-Klinikum bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben bisher nicht an der Verpflegung für unsere Patienten – und auch nicht an der für die Beschäftigten – gespart.“
Margarine statt Butter?
Für Aufsehen hatten im Januar Zeitungsberichte gesorgt, denen zufolge Asklepios in Hamburg gesetzlich Versicherten nur noch Margarine statt Butter servieren wollte – wegen gestiegener Einkaufspreise, wie es hieß. Abgesehen davon, dass der Klinikbetreiber die Entscheidung einem Bericht des „Hamburger Abendblatts“ zufolge inzwischen wieder zurückgenommen hat, sind Krankenhäuser in Brandenburg, Thüringen und Sachsen diesem Beispiel nicht gefolgt, wie die dpa-Umfrage ergab.
Der Kostendruck sei aktuell enorm, bestätigte Kallenbach. „Allerdings haben die allermeisten Krankenhäuser, so auch wir, bereits in den letzten zwei Jahrzehnten permanent Anstrengungen unternommen und unternehmen müssen, um die unzureichende Finanzierung von laufenden Kosten und Investitionen auszugleichen.“ Gewisse Einsparmöglichkeiten sieht er aber noch im Bereich Energie. Eine eigens gegründete Energiekommission habe sich in den vergangenen Monaten mit verschiedenen Maßnahmen beschäftigt, „von Klima bis Toilettenlicht“, wie es hieß, um Ausgaben zu senken.
Auch am Zentralklinikum Suhl wurde eine „Energie-Taskforce“ ins Leben gerufen. Abdrehen der Heizung in nicht dauerhaft genutzten Räumen, Einbau von Energiesparlampen, Steuerung über Bewegungsmelder – durch zahlreiche kleine Maßnahmen hätten die Verbräuche bereits um rund zehn Prozent reduziert werden können, sagte ein Sprecher. Die Patienten würden die gestiegenen Preise nicht zu spüren bekommen, hieß es. Nach wie vor könnten diese ihr Essen selbst zusammenstellen und beispielsweise zwischen Butter, Margarine und Frischkäse wählen.
Froh, wenn die Ware überhaupt auf den LKW kommt.
Für die Einkäufer spitze sich die Situation allerdings zu. „Manchmal sind sie froh, wenn die Ware überhaupt auf den LKW kommt“, sagte der Sprecher des Suhler Klinikums. Klüger einzukaufen sei das Gebot der Stunde. Als gemeinnütziges Haus versuche das Zentralklinikum, Anschaffungen wie zum Beispiel ein neues Ultraschallgerät in der Regel aus selbst erwirtschafteten Mitteln zu stemmen. „Jetzt prüfen wir unsere Investitionen und wenden uns vermehrt an den Freistaat mit der Bitte um Fördergelder“, sagte der Sprecher.
Butter aufs Brot gibt es auch noch im Klinikum Altenburger Land. Die Preissteigerungen machten sich vor allem bei Obst und Gemüse bemerkbar, sagte eine Sprecherin. Das Speisenangebot für Patienten sei dennoch nicht verändert worden. Dafür habe man sich im Herbst dazu entschieden, die Temperatur in Räumen außerhalb der Patientenversorgung abzusenken. Um die Ausgaben so gering wie möglich zu halten, beschaffe das Klinikum beispielsweise viele Verbrauchsmaterialien über eine Einkaufsgemeinschaft.
Die Situation sei nicht neu, habe sich aber weiter verschärft, sagte ein Sprecher der Thüringen Kliniken in Saalfeld, Rudolstadt und Pößneck. Teilweise habe man aus Kostengründen bei den Speisen Butter durch Margarine ersetzt und auch auf andere Produzenten umgestellt. Am SRH Klinikum Gera wird an der Butter festgehalten. „Aber natürlich haben auch wir reagiert – und die Auswahl an Brötchensorten und Salaten eingeschränkt“, sagte eine Sprecherin. Gesenkt wurden auch die Heizkosten: Dank des Engagements der Mitarbeitenden konnte der Verbrauch von Heizwärme ihren Angaben zufolge im vergangenen Winter um rund zehn Prozent verringert werden.
Krankenhäuser in Brandenburg setzen ebenfalls auf andere Maßnahmen
„Die Essensversorgung der Patienten erfolgt auch weiterhin nach Wahl mit Butter und Streichfetten“, erklärte eine Sprecherin des Potsdamer Klinikums Ernst von Bergmann. Um Energie zu sparen setze man am Campus Charlottenstraße dennoch zahlreiche Maßnahmen um. Dazu gehören den Angaben zufolge die Abschaltung von Warmwasser in Bereichen ohne Patientenkontakt, die Nachtabsenkung von Heizungs- und Lüftungsanlagen im OP-Bereich und die Reduzierung der Raumtemperatur im Verwaltungsbereich auf 19 Grad.
Das Carl-Thiem-Klinikum (CTK) in Cottbus will in diesem Jahr in der neu gebauten Küche auf ein modernes Kochverfahren umstellen, mit dem die Patienten aus mehr als 20 Essen auswählen können, erklärte Sprecherin Anja Kabisch. Und die werden seit kurzem von einem Spitzenkoch zubereitet. Das CTK hat einer Mitteilung zufolge René Schreiber als neuen Küchenchef verpflichtet, der zuvor unter anderem in einem Fünf-Sterne-Hotel auf der Ostseeinsel Usedom gearbeitet hat.
Dennoch ist der Kostendruck für die Krankenhäuser im Land derzeit enorm. „Die Auswirkungen von Inflation, Energiekrise und Lieferschwierigkeiten stellen alle Kliniken deutschlandweit vor große Herausforderungen“, sagte Jan Jakobitz, Geschäftsführer des Klinikums Frankfurt (Oder). So habe man enorme Kostensteigerungen bei Medizinprodukten, Dienstleistungen, Lebensmitteln und Energie zu bewältigen. Doch statt den Patienten buchstäblich die Butter vom Brot zu nehmen, setzt das Klinikum ebenfalls auf mehr Energieeffizienz. So habe man laut Jakobitz unterschiedliche Maßnahmen geprüft, um den Energieverbrauch zu optimieren, etwa durch den Einsatz von Photovoltaikanlagen oder die Modernisierung der Beleuchtung.
Margarine statt Butter, damit wird man nicht die Welt retten.
Ganz ähnlich sieht es auch Karsten Krüger, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Prignitz in Perleberg. „Der Patient ist nicht Ziel von Einsparungen“, sagte er im Gespräch. Margarine statt Butter zu servieren, hält er für Aktionismus. „Damit wird man nicht die Welt retten“, meinte Krüger. Stattdessen will das Klinikum im normalen Ablauf sparen. So würden beispielsweise die Patienten gebeten, sich auf Stoßlüften zu beschränken und bei geöffneten Fenstern die Heizung abzudrehen. „Ich habe gestaunt, wie stark das Thema angekommen ist“, sagte Krüger.
Sachsen betont Umgang mit Energieressourcen
Auch in Sachsen betont Frank Ohi, Kaufmännischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden, dass es keine Sparmaßnahmen zu Lasten der Patient*innen geben soll: „Trotzdem ist natürlich der Kostendruck hoch und auch wir reagieren.“ So werde etwa bei der Verpflegung der Patienten – immer unter Beachtung der entsprechenden Zertifizierung – nach Äquivalenzprodukten gesucht. Größeres Potenzial bestehe aber beim Lebensmitteleinkauf und in der Optimierung der Beschaffungskosten. Hier will das Uniklinikum durch die Bündelung von Bestellungen seine Effizienz stärken. Ohi betonte jedoch, dass trotz des Sparkurses strategische Investitionen zur Sicherung der Zukunft nicht vernachlässigt werden dürfen.
Manuela Powollik, Sprecherin des Klinikums St. Georg in Leipzig legt den Fokus besonders auf Einsparungen und einen sorgfältigen Umgang im Bereich Energie. Wegen der dynamischen Kostenentwicklungen sei aber in allen Bereichen ein andauerndes Überprüfen der anfallenden Kosten und deren Alternativen notwendig, ergänzte die Sprecherin der Krankenhausgesellschaft Sachsen, Melissa Rößler.





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