
Im August hat das Klinikum Braunschweig die Tochtergesellschaft skbs.digital gegründet, deren Geschäftsführer Sie sind. Sie sind einer der wenigen CDOs einer Kommunalen Klinik. Was ist Ihre Aufgabe?
Meine Aufgabe ist es einerseits, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, und andererseits patientenzentrierte Dienstleistungen digital abzubilden.
Was verstehen Sie genau unter patientenzentrierten Dienstleistungen?
In den zurückliegenden Jahren haben sich Kliniken darauf fokussiert, bestmögliche medizinische Leistungen zu erbringen. Das erwartet der Patient mittlerweile. Er wünscht sich aber auch konkrete Services rund um seine Krankheit. Ich kann über mein Smartphone eine Zugfahrkarte mit Sitzplatzreservierung kaufen oder bei Amazon mit wenigen Klicks Produkte vergleichen, kaufen und bezahlen, aber ein Krankenhaus muss ich für einen Termin immer noch anrufen.
Heißt das, in Zukunft können Patienten über Ihre Klinikwebseite OP-Termine buchen?
Wir bauen derzeit eine Online-Plattform auf und über diese soll auch eine Terminbuchung möglich sein. Zunächst nur für zwei Pilotkliniken. Wenn sich der Prozess bewährt, werden wir das auf alle anderen Abteilungen ausweiten.
Was wollen Sie darüber hinaus noch anbieten?
Vieles, das wir jetzt noch vor Ort machen, wollen wir im Patientenkontakt weiter nach vorne verlagern, etwa Speisenwahl oder Patientenaufklärung. Wir wollen aber auch auf nichtmedizinische Probleme der Patienten eingehen, etwa die Frage: „Wer kümmert sich um mein Haustier während ich in der Klinik bin?“
Wann soll das neue Portal an den Start gehen?
In den kommenden Wochen – auf jeden Fall vor Weihnachten.
Wenn Drittanbieter auf ihrem Portal Produkte und Dienstleistungen verkaufen, würde das Klinikum vom Umsatz einen Anteil erhalten – so wie das Amazon macht. Gibt es denn schon konkrete Pläne, welche Partner Sie ins Boot holen wollen?
Krankenkassen gehören natürlich dazu – sie bieten viele einer Behandlung nachgeordneten Dienstleistungen an, wie etwa Anti-Stress-Coaching, Raucherentwöhnung, Gewichtsreduktion. Das wären klassische Business-to-Consumer-Angebote. Wir denken aber auch über B-to-B-Angebote nach, beispielsweise in der Gensequenzierung: Wir betreiben ein entsprechend ausgestattetes Labor, welches Aussagen trifft, welche Chemotherapie für einen Patienten vorteilhaft wäre. Diesen Service möchten wir niedergelassenen Fachärzten anbieten: Wir holen die Probe beim Arzt ab, bereiten Sie auf, erstellen eine Therapie-Vorhersage und der niedergelassene Facharzt kann dann die Therapie durchführen.
Die Pathologie eignet sich für telemedizinische Angebote besonders gut, heißt es – warum?
Es gibt ja kaum Pathologen und deshalb sind Ferndiagnosen so attraktiv: Die Klinik entnimmt eine Gewebeprobe beim Patienten, scannt sie ein, überträgt sie digital und ein Haus mit pathologischer Expertise befundet. Dafür braucht man entsprechende Software und einen Spezialscanner – beides ist bereits auf dem Markt.
Braunschweigs Klinikchef Dr. Andreas Goepfert sagt, die neue Tochter skbs.digital soll dazu beitragen, dass das Klinikum Braunschweig in 5 Jahren bundesweit als Versorgungseinrichtung wahrgenommen wird. Was erwartet er von Ihnen?
Städtische Kliniken haben nicht den Ruf, den Unikliniken genießen, obwohl sie in vielen Abteilungen Highend-Medizin anbieten. Wir wollen uns hier weiter nach vorne schieben und unsere Marke in der Bevölkerung stärker verankern. Einerseits machen wir das durch Kompetenzaufbau, indem wir in die Bereiche Urologie, Onkologie oder Strahlentherapie investieren und Kooperationen eingehen – etwa mit der Uniklinik Göttingen. Andererseits wollen wir ein Service-Versprechen geben und den Patienten mit allen Dienstleistungen, die er braucht, begleiten.


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