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Schlaraffenland Krankenhaus?Wundversorgung und Wirtschaftlichkeit im Umfeld einer Klinik

Wie soll eine Wunde heilen, deren wundheilungshemmende Faktoren nicht erkannt bzw. behandelt wurden? Übrigens: Etwa 60 Prozent der betroffenen Venenpatienten erhalten keine Kompressionstherapie!Was bei chronischen Wundpatienten durchaus als Mangel bezeichnet werden kann, ist das Fehlen von transsektoralen Standards zur Diagnostik und Therapie sowie das Ausbleiben monetärer Anreize zur Behandlung. Die Behandlung durch einen Pflegedienst wird durch die gesetzlichen Krankenkassen mit durchschnittlich knapp 10 Euro (differiert je nach Bundesland und Kasse) bezahlt.

Da bleiben ca. 8 Minuten für eine komplexe Wundbehandlung. In Kliniken wird die Länge des Aufenthaltes durch die Hauptdiagnose und die sog. mittlere/obere (Grenz-)Verweildauer geregelt. Die Kliniken sind gezwungen, zu entlassen, bevor ein zufriedenstellendes Resultat erzielt wurde. Da chronische Wunden etwas für geduldige Behandler sind, kommt die Entlassung dann oft einem Therapiebruch gleich.

Therapiebrüchen entgegenwirken

Therapiebrüche geschehen durch den Verlust von Informationen durch Kommunikationsbarrieren, das Anwenden unterschiedlicher Methoden und das nicht selten fehlende „Ziehen an einem Strang“. Wiedereinweisungen in die Klinik sind vielfach die Folge. Dabei würden, wie in Wundnetzen üblich, gemeinsame Wundstandards und kurze, vertrauensvolle Kommunikation bei der Wundüberleitung allen Beteiligten nutzen. Häufig aber werden zum Beispiel moderne Verbandmaterialien gar nicht verordnet, weil sie das Budget des niedergelassenen Arztes belasten.

Natürlich kosten hochwertige Verbandstoffe deutlich mehr als konventionelle Kompressen – Untersuchungen zeigen aber sehr deutlich, dass die moderneren Verbandstoffe, wenn sie regelkonform eingesetzt werden, die Wundheilungsdauer deutlich senken. Gespart wird also durch den Erfolg der Therapie. Am Beispiel des Ulcus Cruris kann das sehr schön gezeigt werden: Während die durchschnittliche Heilungsdauer nach Vorstellung beim Arzt über 2 Jahre dauert, sind es bei Betreuung in einer spezialisierten Einrichtung (ambulant und stationär verzahnt) nur 5,9 Monate.

Ziel: Vermehrt an Versorgungs-Strategien arbeiten

Einige Einrichtungen verzeichnen sogar Erfolge von 8 bis 12 Wochen bei immerhin 75 Prozent der Betroffenen. Wege aus der Misere: Die Krankenkassen sollten einen Teil ihrer erwirtschafteten Überschüsse zugunsten besserer Strukturen investieren. Bezüglich der Eingangsthese, dass Krankenhäuser in Bezug auf die Wundversorgung ein Schlaraffenland seien, lässt sich festhalten: Einerseits ist die Versorgung im Krankenhaus zwar oft besser organisiert, leider ist aber vielerorts die Weiterversorgung nicht sichergestellt – was häufig zu Therapiebrüchen führt.

Gesetzgeber, Kostenträger, ambulante und stationäre Einrichtungen sowie Arztpraxen sollten den Mut haben, vermehrt an Versorgungs-Strategien zu arbeiten. Lösungen sind notwendig und dringend geboten. Funktionierende Wundnetze (www.wundnetze.de) zeigen, wie es geht. Die über 1 Million Patienten mit chronischen Wunden in Deutschland haben es verdient.

Dieser Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der Klinik Management aktuell erschienen.

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