
Fast zehn Jahre nach einer entsprechenden Änderung des Thüringer Krankenhausgesetzes gibt es in vielen Krankenhäusern im Freistaat Patientenfürsprecher. „Genaue Erhebungen dazu liegen nicht vor, aber nach unserem Wissen wurden in Thüringen Patientensprecher flächendeckend eingeführt“, teilte der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen, Rainer Poniewaß, der Deutschen Presse-Agentur mit.
Nach Einschätzung der Landeskrankenhausgesellschaft, die die Klinikbetreiber in Thüringen vertritt, ist es allerdings teils schwierig, geeignete Personen für die ehrenamtliche Stelle zu finden. Auch dem Gesundheitsministerium liegen einer Sprecherin zufolge keine genauen Zahlen vor.
Patientenfürsprecher, was ist das?
Patientenfürsprecher sind neutrale Ansprechpartner und Vermittler bei Fragen, Beschwerden und Anregungen von Klinikpatienten und deren Angehörigen. Die Position des Patientenfürsprechers wurde 2014 mit der Neuregelung des Thüringer Krankenhausgesetzes eingeführt. Fürsprecher sind für eine Dauer von fünf Jahren berufen und enthalten lediglich eine Aufwandsentschädigung. Während für Fürsprecher im normalen Krankenhausbetrieb einschlägige Erfahrungen von Vorteil, aber nicht zwingend sind, sollen auf dem psychiatrischen Gebiet Menschen mit Berufserfahrung diese Position ausüben.
Entbindung von der Schweigepflicht ist Hürde
Grundsätzlich sei es richtig, eine zusätzliche Schnittstelle zwischen Patient und Klinik zu haben, die sich vor allem um zwischenmenschliche und organisatorische Probleme kümmere, sagte Michael Lorenz, der seit 2017 am Helios-Klinikum in Erfurt als Fürsprecher tätig ist. Die Nachfrage sei unterschiedlich hoch, im Schnitt wende sich einmal im Monat ein Patient mit einem Anliegen an ihn.
Eine Hürde stelle oftmals die Entbindung von der Schweigepflicht dar, die Patienten dem Fürsprecher gegenüber aussprechen muss – aus rechtlichen Gründen sei dies unumgänglich. Die unabhängigen Vermittler unterliegen zwar der Schweigepflicht und sind dem Krankenhaus gegenüber nicht weisungsgebunden. Dennoch gebe es immer wieder Patienten, die diesen formalen Schritt scheuten.
Erfolg spricht für das Konzept
Bei Patienten, die dies vorgenommen hätten, sei die Erfolgsquote jedoch hoch. Meist gelinge es, Probleme zu klären. Dabei habe die Vermittlung teilweise auch längerfristige Effekte, so Lorenz: „Die Anregungen, die durch die Arbeit der Patientenfürsprecher gemacht werden, können auch Auswirkungen auf die spätere Arbeit haben, selbst wenn der betroffene Patient schon entlassen ist.“ So zum Beispiel auf einer Station, wenn angesprochene Probleme zu einem langfristigen Umdenken beim Personal führten.
Die Anregungen, die durch die Arbeit der Patientenfürsprecher gemacht werden, können auch Auswirkungen auf die spätere Arbeit haben, selbst wenn der betroffene Patient schon entlassen ist.
Entsprechend schwierig ist es nach Beobachtungen der Kliniken, geeignete Personen zu finden und auch deren persönlichen Lebensumständen gerecht zu werden: „Diese Aufgabe ist durchaus herausfordernd“, schätzte der Sprecher der Thüringen-Kliniken in Saalfeld, Stephan Breidt, ein. Dennoch sei es gelungen, zum zweiten Mal in Folge eine ehemalige Mitarbeiterin aus der Pflege als Fürsprecherin zu gewinnen. Michael Lorenz war Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft und konnte mit seinem Renteneintritt als Fürsprecher gewonnen werden.
Das Universitätsklinikum Jena sucht derzeit nach einem weiteren Fürsprecher, denn beide Personen, die diese Stellung angetreten hatten, seien derzeit aus privaten Gründen inaktiv. Zwischenzeitlich würden die Aufgaben von Klinikseelsorge und Sozialdienst übernommen. Das Südharz-Klinikum in Nordhausen konnte keine Angaben machen.
Dem Gesundheitsministerium zufolge gibt es neben Thüringen aktuell vier weitere Bundesländer, die das Amt des unabhängigen Patientenfürsprechers eingerichtet haben: Bayern, Berlin, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. 2021 gab es in Thüringen 44 Krankenhäuser.





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