
Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie der Initiative gesundheitswirtschaft rhein-main. „Der kleinteilige Regulierungswille der Politik zeigt sich besonders ausgeprägt bei der Diskussion über Qualität und Personal, aber auch bei Kontrollen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK). Die Flut von Vorschriften muss ein Ende haben“, erklärt Florian Gerster, Vorsitzender der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main (gwrm). Die anhaltende Diskussion über Kontrollen, Sanktionen und Mengenbegrenzungen war der Auslöser für diese Studie. Die Ergebnisse waren eindeutig. Die Zahl der Vorschriften und Regeln haben aus Sicht der Befragten in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen.
Als Irrweg bezeichnen viele der Befragten die Absicht, Qualität durch eine Flu von Kontrollen, Sanktionen, Mengenbegrenzungen und Vergütungsabschlägen erzielen zu wollen. Damit fördere die Politik anstelle der gewünschten besseren Qualität und Spezialisierung eher Gleichmacherei und Mittelmaß. Das sei auch nicht im Sinne der Patienten. Gute Leistung werde auf diese Weise bestraft. „Nicht Sanktionen, sondern Transparenz und Handlungsfreiräume führen zu einem funktionierenden Qualitätswettbewerb“, schlussfolgert Gerster.
Regulierungsdichte sei ausgeufert
Ein Team des Instituts for Health Care Business GmbH um den Gesundheitsökonomen Professor Dr. Boris Augurzky wertete im Sommer und Herbst 2017 zahlreiche Dokumente aus, wälzte Gesetzesbücher und befragte rund zwei Dutzend leitende Ärzte und Gesundheitsmanager aus Praxen, Rehakliniken, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern der Rhein-Main-Region und aus anderen Teilen Deutschlands. Die überwiegende Meinung: Die Regulierungsdichte im Gesundheitssystem sei ausgeufert. Manche Ärzte kümmerten sich bis zu drei Stunden täglich um Formulare anstatt um ihre Patienten.
Ursachen seien unter anderem zu viele Detailkontrollen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen, neue Auflagen bei der Entlassung von Patienten, die schleppende Entwicklung der Digitalisierung in Deutschland, geplante Vorgaben für die Anzahl von Mitarbeitern im Pflegedienst, überhöhte Anforderungen bei der Zertifizierung und Dokumentation sowie Reibungsverluste an den Sektoren-grenzen ambulant-stationär, notierten die Wissenschaftler.
Leistungserbringer können an vielen Stellen zur Entbürokratisierung beitragen, zum Beispiel durch schlankere Prozesse, Investitionen in digitale Technologien, den Einsatz von Dokumentationsassistenten, den Ausbau sektorübergreifender Versorgungsangebote und die Harmonisierung von IT-Systemen.





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