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PilotprojektADAC Luftrettung fliegt mit Blutkonserven an Bord

Zwei ADAC Rettungshubschrauber führen bei ihren Einsätzen künftig Blut und Blutgerinnungsprodukte mit an Bord. Das Projekt wird in Kooperation mit den Bundeswehrkrankenhäusern in Ulm und Koblenz durchgeführt.

ADAC Luftrettung
ADAC Luftrettung fliegt mit Blutkonserven an Bord

Das Pilotprojekt zielt auf die Verbesserung bei der Patientenversorgung aus der Luft: Schwerverletzte mit massivem Blutverlust sollen bereits an der Einsatzstelle mit Blut versorgt und die Blutgerinnung frühzeitig unterstützt werden können. Vor allem bei Arbeits- und Verkehrsunfällen im ländlichen Raum werden sich - wegen der dort längeren Transportzeit in eine geeignete Klinik - Vorteile für die Patienten versprochen. 

Die Rettungshubschrauber "Christoph 22" und "Christoph 23" werden mit Notärzten besetzt, die im Rahmen von militärischen Auslandseinsätzen in den vergangenen Jahren bereits Erfahrungen auf dem Gebiet der frühzeitigen Transfusion erlangen konnten. Entsprechende Untersuchungen hätten gezeigt, dass die frühzeitige Gabe von Blut bereits an der Einsatzstelle dazu beitragen kann, dass mehr schwerverletzte Patienten lebend die Klinik erreichen.

Blutverlust nach Unfall ist häufige Todesursache 

Bereits seit August 2015 wurden am Bundeswehrkrankenhaus Ulm bei schwerverletzten Patienten Blutproben an der Einsatzstelle entnommen, um im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie den Bedarf an Blutprodukten und Gerinnungspräparaten genauer analysieren zu können. Auf Basis dieser Daten wurde das jetzige Projekt gestartet.

"Die unkontrollierte Blutung infolge einer schweren Verletzung bei Unfällen ist die führende Todesursache bei Patienten im Alter unter 45 Jahren", erklärt Prof. Dr. Matthias Helm. Der Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Ulmer Krankenhaus hat mit seinem Team das Pilotprojekt im August 2020 begonnen.

Einfluss von Transport auf Blutkörperchen untersucht

Das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz ist im Oktober in das Projekt gestartet. Ähnlich wie auf der Schwäbischen Alb sind auch im Einsatzgebiet von "Christoph 23" die Wege in geeignete Zielkliniken mitunter recht weit. In Koblenz wird ergänzend wissenschaftlich untersucht, inwieweit sich beim Transport von Blut in einem Hubschrauber aufgrund der Vibrationen die Form und Gestalt der roten Blutkörperchen verändert. 

Beide Stationen der ADAC Luftrettung wollen im Frühjahr 2021 über erste Erfahrungen des Projektes berichten. Die Erhebungen können perspektivisch an weiteren Standorten der Luftrettung ergänzt werden, so würde das Projekt im Verlauf auf eine noch größere wissenschaftliche Basis gestellt. Pro Jahr rechnen die Studienzentren mit rund zehn Verwendungen der Blutprodukte an der Einsatzstelle.

Blutgruppe Null mit Rhesusfaktor negativ an Bord

Beide Rettungshubschrauber führen nicht nur Erythrozytenkonzentrate (rote Blutkörperchen), sondern auch Gerinnungsfaktoren mit. Verwendet werden rote Blutkörperchen (Erythrozyten) der Blutgruppe Null mit dem Rhesusfaktor negativ, da diese von allen Menschen vertragen werden. Über die Blutbanken der Kliniken und den transfusionsmedizinischen Dienst der Bundeswehr werden die Erythrozytenkonzentrate und Gerinnungsfaktoren ausgegeben und, wenn sie nicht benötigt werden, rechtzeitig vor Ablauf der Haltbarkeit anderen Patienten in den Kliniken zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise verfällt kein Blut, selbst wenn es auf den beiden ADAC Rettungshubschraubern nicht gebraucht wird.

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