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ForschungDer Wettlauf um den Corona-Impfstoff hat begonnen

Eile mit Weile

Der Charité-Virologe Christian Drosten, der zu einer der prägendsten Stimmen in der Corona-Krise geworden ist, plädierte in seinem täglichen „Coronavirus-Update“ des NDR dafür, regulative Vorgaben außer Kraft zu setzen: „Wir müssen schauen, wo wir einen Impfstoff herbeizaubern, der schon relativ weit entwickelt ist.“  Andere Wissenschaftler warnen jedoch davor, die Einführung eines Impfstoffes zu überstürzen. „Die Entwicklung eines Impfstoffs ist ein langwieriger, mühsamer Prozess, vor allem die klinische Prüfung für die Zulassung eines Kandidaten. Das geht nicht in ein paar Wochen“, betont Professor Stephan Becker von der Universität Marburg; er koordiniert die Forschungen am DZIF. Um die Genehmigung für eine klinische Studie zu beschleunigen, bietet das Paul-Ehrlich-Institut immerhin die Möglichkeit eines „Rolling Review“, erläutert Cichuteck im „ÄrzteTag“-Podcast. Das heißt, Unternehmen können die Unterlagen, die sie für die Genehmigung einer Studie beim PEI einreichen müssen, in mehreren kleineren Portionen vorlegen und nicht wie sonst erforderlich an einem Stück. Das PEI erwäge außerdem eine Vorprüfung der Unterlagen, damit der Antragsteller gegebenenfalls seinen Antrag frühzeitig nachbessern kann. „Wir müssen sicherstellen, dass die Probanden nicht unnötigen Risiken ausgesetzt werden“, unterstreicht Cichutek. 

Die Macht des Zufalls

Ins Zentrum der wirtschafts- und gesundheitspolitischen Aufmerksamkeit war Curevac schon vor dem „Wirtschaftswoche“-Interview gerückt. Mitte März häuften sich die Medienberichte, US-Präsident Donald Trump habe dem schwäbischen Start-up ein milliardenschweres Angebot gemacht, um die Rechte an dem Curevac-Impfstoff exklusiv für den amerikanischen Markt zu sichern. Curevac weist das von sich. Es habe kein Kaufangebot gegeben, twitterte das Unternehmen entschieden. Unbestritten ist jedoch, dass Gespräche stattgefunden haben. Am 3. März hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass der damalige Vorstandsvorsitzende Daniel Menichella mit Trumps Coronavirus-Task-Force und anderen Pharma- und Biotechmanagern Strategien und Möglichkeiten zur schnellen Entwicklung und Produktion eines Impfstoffes diskutiert habe. Neun Tage später teilte Curevac mit,  Menichella sei von Unternehmensgründer und Aufsichtsratsvorsitzendem Ingmar Hoerr abgelöst worden. Hoerr wird mittlerweile vom stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Franz-Werner Haas vertreten, weil er aus gesundheitlichen Gründen längere Zeit ausfalle. Das alles habe nichts mit den Gerüchten rund um das Kaufangebot zu tun, beteuerte Haas bei einer telefonischen Pressekonferenz am 16. März, sondern sei lediglich eine Aufeinanderfolge von Zufällen. 

Wie es der Zufall will, hat die Europäische Kommission nach Menichellas Weggang Curevac 80 Millionen Euro für die weitere Forschung am Impfstoff angeboten. „Die EU hat deren Forschung früh unterstützt und wird nun wieder finanziell helfen“, twitterte Ursula von der Leyen. „Wir müssen so schnell wie möglich einen Impfstoff finden, der der ganzen Welt hilft.“

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