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„Patienten sind keine Kunden“DGIM fordert Kodex für ärztliches Handeln

In ihrem aktuellen Positionspapier moniert die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) die zunehmende Ökonomisierung des Klinikbetriebs.

Immer häufiger müssten Ärzte ihr ärztlich-professionelles Handeln der Gewinnmaximierung des Krankenhauses unterordnen. Deshalb fordert die DGIM gemeinsam mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) die Abschaffung von Bonus-Verträgen für Ärzte und einen „Ärzte-Kliniken-Kodex“ als Leitfaden für das Zusammenspiel zwischen ärztlichen Grundwerten und ökonomischen Gesichtspunkten. „Viele Kollegen sehen sich mitunter gezwungen, zwischen medizinethischen Qualitätsstandards und Patientenwohl und der wirtschaftlich besten Lösung für das Krankenhaus zu entscheiden“, sagt Petra-Maria Schumm-Draeger, Vorsitzende der DGIM. „Zentral ist für uns die Abschaffung von den an ökonomische Kennzahlen gekoppelten Bonus-Verträgen für Ärzte. Diese setzen falsche Anreize und stören das Arzt-Patienten-Verhältnis“, so Schumm-Draeger.

Patientengespräche sind entscheidend für Therapieerfolg

Sehr kritisch sehen DGIM und DDG auch, dass verschiedene Tätigkeitsfelder der Inneren Medizin zunehmend abgedrängt würden, weil die dort angewandten medizinischen Maßnahmen weniger Ertrag abwerfen als andere. „Vor allem die sogenannte sprechende und damit zeitaufwändige Medizin lässt sich nicht in Prozeduren abrechnen, dabei ist das Gespräch genau der Teil der Behandlung, der beim Patienten Vertrauen erzeugt, was für den Erfolg einer Therapie entscheidend ist – insbesondere wenn es sich um komplexe Krankheitsbilder wie Diabetes handelt“, betont Baptist Gallwitz, Präsident der DDG. Diese Entwicklung könnte darin münden, dass künftig Patienten keine Fachärzte mehr in ihrer Nähe finden, die eine internistische Behandlung mit Blick auf den gesamten Menschen leisten können. Infolge dessen ist auch die Weiterbildung zum Facharzt – eine wichtige Aufgabe leitender Krankenhausärzte – in ihrer Qualität gefährdet.



„Gesetzgeber darf sich nicht verstecken!“

„Umsatz darf nicht das primäre Ziel unserer Krankenhäuser werden“, stellt auch Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM, klar. Die Fachgesellschaft schlägt daher vor, einen Ärzte-Klinik-Kodex zu entwickeln. Dieser könnte als Modellansatz für eine Werte-orientierte Integration ärztlichen Handelns dienen und einen Ausgleich zu den derzeit dominierenden ökonomischen Leit- und Erfolgsbilder im Krankenhaussektor schaffen. „Die Versorgung kranker und damit auf ärztliche Hilfe angewiesener Menschen ist keine Dienstleistung“, so Fölsch, „die Kunden nach Bedarf verkauft wird.“ Sie sei vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die zu lösen nicht Ärzten und Kliniken allein überlassen sein darf. Hier sei der Gesetzgeber gefordert, entsprechende Weichen zu stellen, anstatt sich hinter jenen zu verstecken, die den am Ende leidtragenden Patienten täglich gegenüberstehen.

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