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TK-Monitor Pati­en­ten­si­cher­heitJeder Vierte vermutet erlittenen Behandlungsfehler

Der zum Tag der Patientensicherheit vorgestellte „TK-Monitor Patientensicherheit 2021" zeigt auf: 27 Prozent der Befragten halten es für wahrscheinlich, dass Patient*innen in Deutschland durch eine medizinische Behandlung im Krankenhaus zu Schaden kommen können.

Operation
Tobilander/stock.adobe.com
Symbolfoto

Die Deutschen haben zwar Vertrauen ins deutsche Gesundheitssystem, jedoch hält mehr als jeder Vierte es für wahrscheinlich, dass sie selbst oder andere durch eine medizinische Behandlung im Krankenhaus zu Schaden kommen können. Genauso viele gehen davon aus, selbst schon einmal einen Behandlungsfehler erlitten zu haben. Fast jeder Dritte (32 Prozent) glaubt, dass Schäden auch in der Arztpraxis vor Ort passieren können.

Das zeigt der von der Techniker Krankenkasse (TK) zum Welttag der Patientensicherheit am 17. September 2021 veröffentlichte„TK-Monitor Patientensicherheit 2021“ auf. Grundlage ist eine aktuelle bevölkerungsrepräsentative Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Forsa, das im Auftrag der TK vom 7. bis 21. Juni 2021 bundesweit 1000 Erwachsene zum Stand der Sicherheit in der medizinischen Versorgung befragte. 

40 Prozent melden ihren Verdacht weiter

„Risiken und Behandlungsfehler haben offensichtlich eine viel größere Relevanz für Patientinnen und Patienten als offizielle Statistiken nahelegen“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der TK, Thomas Ballast. Laut TK-Monitor meldet noch nicht einmal die Hälfte (40 Prozent) derjenigen, die einen Fehler vermuten, ihren Verdacht auch weiter. Die Mehrheit (57 Prozent) bleibt mit ihren Zweifeln allein und schweigt. Betroffene, die einen vermuteten Fehler weitermelden, sprechen den behandelnden Arzt oder das Krankenhaus (70 Prozent), andere Ärzte (60 Prozent) oder die Krankenkasse (21 Prozent) an. Auffällig ist, dass sich nur ein Prozent der Betroffenen an Patientenberatungsstellen wendet.

Vertrauen in das Versorgungssystem stärken

„Medizinische Versorgung ist immer komplex. Nicht alles, was aus Patientensicht nicht optimal läuft, hat tatsächlich Einfluss auf das Behandlungsergebnis und ist tatsächlich ein Fehler“, so Ballast weiter. Um das Vertrauen in das Versorgungssystem zu stärken, Behandlungsfehler zu vermeiden und um Vorwürfe im Zusammenhang mit Behandlungsfehlern zu klären, sollten sich betroffene Versicherte nicht scheuen, die Unterstützung ihrer Krankenkasse in Anspruch zu nehmen.

Never Event-Register gefordert

Ein weiterer Schwerpunkt des TK-Monitors ist der Umgang mit sehr seltenen, aber schwerwiegenden Behandlungsfehlern wie beispielsweise einer Operation der falschen Körperseite oder die Verwechslung eines Patienten oder einer Patientin. Fachleute für Patientensicherheit sprechen bei diesen seltenen Ereignissen von „Never Events“. Dabei kommen Patienten zu Schaden, obwohl die Fehler als nahezu vollständig vermeidbar gelten, weil entsprechende Präventionsmaßnahmen vorhanden sind und wirksam sein sollten. Zum Beispiel gehört es zur Krankenhausroutine, vor dem Eingriff nach dem Patientennamen zu fragen. 

„Anders als viele vermuten, werden derartige Ereignisse bislang nicht zentral erfasst. Es gibt auch keine routinemäßig vorgeschriebenen Maßnahmen“, so Ballast. Er fordert daher: „Wir brauchen ein bundesweites Never Event-Register mit verlässlicher Datenerhebung, verpflichtender Analyse und transparenter Darstellung der Ergebnisse.“ Wie in der Luftfahrt oder im Schienenverkehr müsse es selbstverständlich sein, dass der Hergang und die Ursachen seltener, schwerwiegender Sicherheitsvorkommnisse standardmäßig untersucht werden. „Es geht darum, ähnliche Ereignisse in der Zukunft zu verhindern“, so Ballast weiter. 

Aus Fehlern lernen

Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), unterstützt die TK-Forderung nach einem Never Event-Register: „Dabei geht es nicht um Schuldzuweisungen. Health Care Professionals sind Menschen und Menschen machen Fehler und manchmal kommt es zu Patientenschäden. Es geht darum, offen und ehrlich, mutig mit diesen Dingen umzugehen und aus Fehlern zu lernen, um weitere Schäden von weiteren Patientinnen und Patienten fernzuhalten.“ Im angelsächsischen Raum existieren bereits Aufstellungen von typischen Vorfällen. Auch in Deutschland und der Schweiz werden derzeit nationale Definitionen und Ereignis-Listen erarbeitet.

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