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MeinungsumfrageOstdeutsche beurteilen Versorgung unterdurchschnittlich

Alarmsignal für Politik und Gesellschaft

Diese Unterschiede zwischen den Ortsgrößen zeigt auch der aus speziell ausgewählten Antworten gebildete und zum ersten Mal erhobene Versorgungsindex. Er ist eine Art Gesamtergebnis, wie die Bundesbürger ihre Versorgungssituation einschätzen, und kann im besten Fall 100 betragen. Deutschlandweit liegt der Index derzeit bei 71. In Städten mit mehr als 200 000 Einwohnern ist er überdurchschnittlich hoch (72), in Städten mit einer Einwohnerzahl zwischen 20 000 und 200 000 (70) und in kleineren Orten mit bis zu 20 000 Bürgern (67) liegt er unter dem Durchschnitt.

"Diese Ergebnisse sind ein Alarmsignal für Politik und Gesellschaft und bestätigen, was auch andere Befragungen und Statistiken schon ergeben haben: Die Gesundheitsversorgung ist vor allem in den ländlichen Regionen unterdurchschnittlich, und das betrifft insbesondere die ostdeutschen Bundesländer", so Dr. Hubertus Cranz, Hauptgeschäftsführer des BAH.

"Die Gesundheitsversorgung vor Ort leistet einen enormen Beitrag zum allgemeinen Wohlbefinden der Bevölkerung. Sie muss in strukturschwachen Regionen konsequent gefördert werden, um den Menschen dort einen niedrigschwelligen Zugang zu Ärzten, Fachärzten, Krankenhäusern und Apotheken zu geben."

Abstimmung zwischen Vor- und Nachbehandlern fällt positiv aus

In strukturschwachen Regionen könnte gerade die Apotheke vor Ort an Bedeutung gewinnen. Der Apotheker kann vor allem Menschen mit leichten Erkrankungen beraten und so die Hausärzte entlasten. Bereits heute ist die Selbstmedikation mit Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten, insbesondere in Verbindung mit der persönlichen fachlichen Beratung in der Apotheke, ein zentraler Baustein in der Gesundheitsversorgung der Menschen. Zudem ist die Apotheke die Gesundheitseinrichtung, die sich laut Gesundheitsmonitor am nächsten zum Wohnort befindet: Sie ist im Schnitt 2,9 Kilometer entfernt.

Einen Lichtblick gibt es immerhin: Viele Menschen in Ostdeutschland beurteilen die Abstimmung zwischen Vor- und Nachbehandlern - also etwa Hausarzt und Facharzt oder Krankenhaus und Rehaklinik - bei der Gesundheitsversorgung recht positiv. So fanden 64 Prozent der Befragten in Sachsen die Zusammenarbeit aller Beteiligten gut oder sehr gut. In Sachsen-Anhalt sind es 57, in Thüringen 56 Prozent. Der bundesweite Durchschnitt beträgt hier 53 Prozent. Basis waren hierbei 1.000 Befragte, also diejenigen, die eine solche Art der Versorgung in Anspruch genommen hatten.

Kernstück ist der Versorgungsindex

"Eine gute Zusammenarbeit vor Ort kann viel Negatives wettmachen", sagt Cranz. "Ärzte und Apotheker können in diesem Zusammenhang das Gefühl von Sicherheit geben. So könnten sich Apotheken zu lokalen Gesundheitskompetenz- und Gesundheitskommunikationszentren entwickeln. Diese Zentren bieten dann Orientierung in einer immer komplexer werdenden Gesundheitswelt und übernehmen eine Lotsenfunktion."

Kernstück des Gesundheitsmonitors des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) ist der Versorgungsindex, der jedes Jahr einmal die Antworten der Bundesbürger auf Fragen zur allgemeinen und persönlichen Versorgungssituation zusammenfasst. In speziellen Umfragen, in der Regel zweimal pro Jahr, geht es um aktuelle und daher variierende Brennpunktthemen. Weitere Informationen zum Gesundheitsmonitor finden sich auf der Website des BAH.

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