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Gender-Herz-ZentrumSana hat geschlechtsspezifische Diagnose und Therapie im Fokus

Frauen und Männer zeigen unterschiedliche Symptome – besonders bei Herzerkrankungen. Um vor Fehldiagnosen und Behandlungsfehlern zu schützen, baut Prof. Dr. Burkhard Sievers vom Remscheider Sana-Klinikum Deutschlands erstes Gender-Herz-Zentrum auf.

Zwei Spielfiguren in pink und blau, dazwischen ein Würfel mit durchgestrichenem GleichheitsZeichen
Jo Panuwat D/stock.adobe.com
Symbolfoto

Mit geschlechtsspezifischer Medizin beschäftigen sich Ärzte und Forscher in den USA schon seit den 90er-Jahren. Hierzulande treibt ein Sana-Arzt dieses Thema jetzt entscheidend voran: Professor Dr. Burkhard Sievers, Chefarzt für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin am Remscheider Sana-Klinikum. Er hat in Remscheid das erste Gender-Herz-Zentrum Deutschlands etabliert.

In Lehrbüchern sei die typische Symptomatik auch heute noch auf Männer ausgerichtet, berichtet Sievers. Er setzt sich daher als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin dafür ein, dass Frauen und Männer in Diagnostik und Therapie differenzierter betrachtet und Lehrbücher geändert werden. 

Ohne geschlechtergerechte Diagnose droht falsche Behandlung

„Gerade bei Herz- und Gefäßerkrankungen gibt es deutliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern“, sagt Sievers. Beispiel Herzinfarkt: Bei einem Mann treten dabei meist ein Druckgefühl in der Brust sowie Schmerzen auf, die in die linke Körperhälfte oder den Kiefer ausstrahlen. „Wenn eine Frau über Luftnot, Leistungsschwäche und Schmerzen klagt, die in den Bauchraum oder die rechte Körperhälfte ausstrahlen, kommt nicht jeder Arzt sofort auf einen Herzinfarkt“, erklärt der Mediziner. Die Folge: Eine Frau wird möglicherweise falsch behandelt oder sogar heimgeschickt.

Gerade bei Herz- und Gefäßerkrankungen gibt es deutliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern.

Frauen sterben häufiger an Herzerkrankungen als an allen Krebskrankheiten zusammen, warnt der Kardiologe: „Bis zu 80 Prozent aller Herz-Kreislauf-Krankheiten können durch Vorsorge verschoben und behoben werden.“ Ein wichtiges Thema ist auch die richtige Dosierung von Medikamenten – Frauen benötigen eine niedrigere Dosis als Männer. „Studien zeigen, dass bei Frauen mit Herzschwäche die Hälfte der Dosis, die auf dem Beipackzettel empfohlen wird, ausreichen würde“, so Sievers. „Ihnen wird nicht nur eine unnötig hohe Medikamentendosis zugemutet, die Nebenwirkungsrate ist auch entsprechend höher.“

Professor Dr. Burkhard Sievers
Anke Dörschlein
Prof. Dr. Burkhard Sievers, Chefarzt für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin am Remscheider Sana-Klinikum, treibt das Thema Gendermedizin voran.

Gesundheitsratgeber und Talkformat für Laien

Seine langjährigen Klinikerfahrungen und der gute Austausch zu seinen Kollegen in den USA haben den zertifizierten Gendermediziner zu einem Buch inspiriert: „So heilt man heute: Die häufigsten Volkskrankheiten geschlechtsspezifisch besser behandeln“ lautet der Titel des Gesundheitsratgebers. Eingeflossen sind konkrete Beispiele aus der Praxis, die aufzeigen, dass sich Krankheitssymptome je nach Geschlecht unterschiedlich darstellen und verschiedene Behandlungsansätze erfordern. Symptom-Checkboxen bieten den Leserinnen und Lesern ein Frühwarnsystem, um Beschwerden einzuordnen. Zudem gibt es in dem Ratgeber eine Tabelle mit Dosierungsempfehlungen bei gängigen Blutdruckmedikamenten für Männer und Frauen.

Nun will der erfahrene Kardiologe nicht nur medizinisches Fachpersonal für genderspezifische Anforderungen in der Medizin sensibilisieren und eine allgemeine Sensibilität im Gesundheitssektor schaffen: In seinem auf Laien ausgerichteten Talkformat „Sievers Sprechrunde“ auf YouTube spricht er regelmäßig über Themen wie Demenz, Schlafstörungen oder Diabetes – und hat dabei die genderspezifischen Unterschiede stets im Blick.

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