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LichtblickTherapieansatz mit Wau-Effekt bei Sana in Berlin

Ein Hund im Krankenhaus muss kein Tabu sein: Wie Chefarzt Dr. Eric Hilf die Geriatrie modernisieren will und warum er dazu seine Hundephobie überwinden musste.

Dr. Eric Hilf mit Hund Lewis Oskar
Kai Abresch/Sana Klinken Berlin-Brandenburg
Klinikleiter Dr. Eric Hilf mit seinem tierischen Kollegen Lewis Oskar. Benannt wurde der Border Collie nach seinem Berliner Einsatzort, dem Oskar-Ziethen-Krankenhaus, wie der Sana-Standort früher hieß.

Tränen der Rührung kommen im professionellen Krankenhaus-Setting eher selten vor. Wenn Lewis Oskar Dienst hat, kümmert ihn das wenig. Er macht das, wofür er ausgebildet wurde – und sorgt bisweilen für Emotionen. Wie bei den Pflegekräften, die einen Schlaganfallpatienten in den Krankenhausflur begleitet hatten. Der Mann, der sich nur durch Zwei-Wort-Sätze mitteilen konnte, fragte plötzlich: „Herr Doktor, darf ich den Hund mal streicheln?“

Alle mussten weinen, weil sie sich so freuten.

Dr. Eric Hilf war in diesem Moment mit seinem Begleiter den Flur entlanggelaufen. Dieser Begleiter – Lewis Oskar – ist sein siebenjähriger Border Collie. „Alle mussten weinen, weil sie sich so freuten“, beschreibt Hilf dieses Erlebnis. Er ist Chefarzt der Geriatrie im Sana Klinikum Lichtenberg und könnte von vielen solcher Interaktionen berichten. Denn Therapiehund Lewis Oskar begleitet ihn jeden Tag ins Krankenhaus. Das gab es vorher nicht: Tiergestützte Therapie, die fest in Klinikstrukturen integriert ist.

Sana-Vorstand von Idee überzeugt

Eric Hilf, der vor Jahren die Straßenseite wechselte, wenn ihm Hunde entgegenkamen, will die Geriatrie modernisieren. Dafür überwand er seine Hundephobie und bildete einen Therapiehund aus. „Wir wollen die Selbstständigkeit unserer Patienten erhalten. Da ist mir jede Hilfe recht, sei es durch Physio-, Ergo- oder neuropsychologische Therapie“, sagt Hilf. Oder eben durch einen Hund. Der ist mittlerweile wie ein Maskottchen der Abteilung: „Wenn man unsere Patienten fragen würde, wer hier arbeitet, würden sie als erstes wahrscheinlich nicht Namen von Ärzten oder Pflegekräften nennen, sondern sagen: Lewis, der Schwarz-Weiße.“ Dem Geriater ist das recht. Die Zuneigung, die dem Hund entgegengebracht wird, setzt er gezielt ein – bei der täglichen Visite oder in der Gruppentherapie.

Ich bin der absoluten Überzeugung, dass unsere hochbetagten Patienten davon profitieren.

Seine Anwesenheit erleichtert den Zugang zu Patienten und motiviert bei Therapien: Gleichgewichtsübungen machen mehr Spaß, wenn dem Hund am Ende ein Leckerli gegeben werden darf. Für Demenzpatienten, die in unbekannter Umgebung unsicher sind, ist Lewis Oskar ein Ruhepol. Bei Patienten, die durch einen Sturz einen Oberschenkelhalsbruch erlitten hatten, lässt er die Angst vor einem erneuten Sturz in den Hintergrund rücken. „Beim Stöckchenwerfen im Park denkt keiner daran, immer vorsichtig gehen zu müssen“, sagt Eric Hilf. Sicher, dies sind kurzzeitige Effekte. „Aber es zeigt, was mit positiver Verstärkung machbar ist.“

Über die Rubrik „Lichtblick“

An dieser Stelle erzählen wir über Menschen und Projekte, die Versorgung anders denken und mit Herz gestalten.

Zwei Jahre hat Hilf am Konzept gearbeitet, um seine Idee vom Klinikhund umsetzen zu können – noch bevor es einen Vierbeiner dafür gab. Er überlegte mit einem Krankenhaushygieniker und einer Hundetrainerin, wie dabei weder Patientenwohl noch Tiergesundheit gefährdet werden. Das überzeugte den Sana-Vorstand. Ein Hund im Krankenhaus muss kein Tabu sein, dafür setzt sich Eric Hilf ein. Für ihn sollte tiergestützte Therapie selbstverständlicher Teil der Behandlung werden: „Ich bin der absoluten Überzeugung, dass unsere hochbetagten Patienten davon profitieren. Es ist eine Win-win-Situation fürs Krankenhaus.“

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