Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

Coronavirus-TestsZahl der Labortests steigt stetig an

„Testen, testen, testen“ forderte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus im Kampf gegen das Coronavirus. Die deutschen Labore nehmen das ernst und schaufeln Kapazitäten für Corona-Tests frei. 

Labortest
Kunstzeug/stock.adobe.com
Symbolfoto

Das DKMS-Labor in Dresden typisiert täglich Tausende Gewebeproben potenzieller Stammzellspender für Blutkrebspatienten in aller Welt. Nun wird es zusätzlich das Universitätsklinikum Dresden bei Corona-Tests unterstützen. Es übernimmt die Isolation der Ribonukleinsäure (RNA) aus den Rachenabstrichen. „Es handelt sich dabei um den aufwendigsten Teilschritt innerhalb des Corona-Testverfahrens“, erklärt Professor Alexander Dalpke, Direktor des Instituts für Virologie der Medizinischen Fakultät an der Technischen Universität Dresden. „Damit können wir die Zahl der Corona-Tests von derzeit 300 auf bis zu 600 zusätzliche Tests pro Tag erhöhen.“ 

Nicht nur in Dresden werden Laborkapazitäten für Corona-Test ausgebaut. Das belegen unter anderem die Daten des Interessenverbandes der akkreditierten Labore in der Medizin (ALM). Während Anfang März insgesamt akkreditierte 97 Labore 16 500 Proben täglich auf das Coronavirus testeten, war diese Zahl in der vergangenen Woche auf 93 000 angestiegen, berichtete Dr. Michael Müller, Vorstandsvorsitzender der ALM, bei einer virtuellen Pressekonferenz. In der vergangenen Woche wurden somit insgesamt 314 000 Coronavirus-Tests durchgeführt. Zum Vergleich: In der Woche davor waren es 267 100. Seit Anfang März untersuchten akkreditierte Labore rund 800 000 Proben. 

Der Verband analysiert wöchentlich die Zahlen zur Labordiagnostik im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Die Analyse des ALM decke einen großen Teil der Sars-Cov-2-Labordiagnostik in Deutschland ab, so Müller. Das Robert-Koch-Institut führt die ALM-Zahlen mit anderen Datenerhebungen zu einem Gesamtbild zusammen, das es in seinem Covid-19-Lagebericht veröffentlicht. Das RKI kommt in der vergangenen Woche auf insgesamt 348 600 Testungen. Davon waren 23 820 positiv. 

Deutschland hat große Laborkapazitäten

Im internationalen Vergleich stehe Deutschland damit sehr gut da. Mehr Menschen wurden bislang nur in den USA getestet – nämlich bislang knapp 922 000. „Deutschlands Labore sind extrem leistungsfähig und im internationalen Vergleich auch weit vorn“, bestätigt Evangelos Kotsopoulos, Mitglied im Vorstand der ALM. Bei den Kapazitäten sei noch „Luft nach oben“. Dennoch sollten die RKI-Richtlinien für eine Testindikation eingehalten werden. Demnach sollen nur Patienten mit akuten respiratorischen Symptomen getestet werden, wenn sie zusätzlich Kontakt zu einem Covid-19-Patienten gehabt haben, in einem Krankenhaus, einer Arztpraxis oder einem Pflegeheim arbeiten, höheren Alters sind oder eine Grunderkrankung wie Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen haben. Die Einhaltung dieser Kriterien sei wichtig, um auch Kapazitäten für sonstige Tests abseits von Corona freizuhalten – wenn auch die Anforderungsmenge in den vergangenen zwei Wochen stark zurückgegangen sei, so Kotsopoulos. Zudem müssten die Lieferketten für Test-Reagenz und Laborverbrauchsmaterial sichergestellt werden. Sorgen darum mache er sich nicht. „Wir beobachten derzeit, dass die Diagnostikaindustrie ihre Produktionskapazitäten hochfährt.“ 

Antikörper-Tests sind noch nicht sicher

In letzter Zeit wird vermehrt darüber diskutiert, ob Antikörper-Test eine schnellere Alternative zum sogenannten PCR-Test sind. Beim PCR-Test wird in einem Abstrich aus dem Rachenraum oder in ausgehustetem Schleim nach dem Erbgut des Virus gefahndet. Beim Antiköper-Test hingegen wird das Blut eines Patienten auf Antikörper gegen das Coronavirus untersucht. „Die Antikörper-Testung ersetzt nicht die Diagnostik mittels PCR, da Antikörper erst circa zwei Wochen nach Symptombeginn und circa vier Wochen nach Infektion nachweisbar sind“, erklärt Professor Jan Kramer, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Innere Medizin und Vorstand im ALM. Erste Tests seien jedoch zugelassen und würden in einigen Mitgliedslaboren des ALM bereits eingesetzt. Sie könnten eine wichtige Säule für die zweite Phase der Corona-Krise werden – wenn beispielsweise Infektionen im Nachhinein nachgewiesen werden sollen. Zum Nachweis einer Immunität taugen sie laut Kramer jedoch nicht. „Wie bei jedem Labortest können falsch-positive Resultate vorkommen. Daher ist dringend davon abzuraten, alleine aufgrund eines Antikörper-Nachweises auf die empfohlenen Schutzmaßnahmen im Umgang mit möglichen oder gesicherten Covid-19-Patienten zu verzichten.“

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen