Die exakten Zeitstempel spielen auch für juristische Fragen eine nicht zu unterschätzende Rolle – denn wenn nicht genau ermittelt werden kann, was bei einem Eingriff zu welchem Zeitpunkt gemacht wurde, lässt sich schwer belegen, inwiefern der Klinik ein Behandlungsfehler nachzuweisen ist oder nicht. „Durch die Fähigkeit zur bidirektionalen Kommunikation gemäß der Logik des SDC-Standards stimmen die auf den Patientenmonitoren und dem Anästhesiegerät angezeigte Uhrzeit mit dem Zeitsignal, das vom zentralen NTP (Network Time Protocol)-Server gesendet wird, erstmals exakt überein“, so der Produktmanagementleiter.
Einzelfunktionen sämtlicher Geräte zentral steuerbar
Dass das CAP-Softwareupdate für die Dräger-Anästhesiearbeitsplätze bereits in Kliniken sechs europäischer Länder im Einsatz ist, belegt, wie rege die Nachfrage ist. Laut Dräger interessieren sich mittlerweile nicht nur Marktbegleiter und Konkurrenz dafür, wie sich der SDC-Standard implementieren lässt. Auch für Kliniken sei die Frage, ob ein Medizingerät den neuen IEEE-Standard unterstützt, ein Auswahlkriterium für zukünftige Ausschreibungen. Welches Potenzial die herstellerunabhängige Vernetzung mit SDC birgt, zeigt sich am Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.
Dort existiert bereits eine zentrale chirurgische Arbeitsstation namens X-Workstation, mit der sich die Möglichkeiten des SDC-Standards ausloten lassen. „Die X-Workstation führt Operateure nicht nur durch die einzelnen Prozessschritte einer Operation, sie bietet ihm auch alle Einzelfunktionen sämtlicher Geräte, die er dafür am besten hält, inklusive deren Steuerung, in einem einzelnen System“, erläutert Armin Janß, Leiter Integration, Risikomanagement & Usability Engineering des Helmholtz-Instituts.
Dementsprechend groß sind die Erwartungen, die in den Standard gesetzt werden. „Wir sind gerade dabei, eine komplett neue Ära aufzustoßen. Ich hatte vor ein paar Monaten Gespräche bezüglich einer zukünftigen Neubaumaßnahme mit einer Uniklinik. Deren Grundannahme ist, dass ihr gesamtes Geräteportfolio dann selbstverständlich SDC-fähig sein wird. In Zukunft könnte der Interoperabilitätsstandard das neue, Normal‘ im Medizintechnikumfeld sein“, prognostiziert Jens Altmann. Der Zeitpunkt hängt allerdings davon ab, wann auch andere Hersteller den Standard in ihre Medizingeräte integrieren.





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