
Der Elektro- und Gesundheitskonzern Philips plant zahlreiche Partnerschaften mit deutschen Kliniken. Dabei kommen die Niederländer dem Konkurrenten Siemens in die Quere. Nachdem Philips bereits eine Kooperation mit den Kliniken Köln abgeschlossen hatte, gab das Unternehmen am Donnerstag ein 50 Millionen Euro umfassendes Projekt mit dem Städtischen Klinikum München bekannt. Dabei werden binnen acht Jahren mehr als 200 diagnostische Systeme wie MRTs, CTs, Ultraschall- und Röntgengeräte erneuert.
„Wir haben Interesse an weiteren Partnerschaften mit Kliniken und planen Dutzende in Deutschland”, sagte Philips-Vorstandschef Frans van Houten der Deutschen Presse-Agentur. „Es besteht eine große Nachfrage von Krankenhäusern nach Partnern, die Technologie und integrierte Plattformen liefern können.” In Deutschland gebe es einen gewissen Rückstand: „Die IT-Ausrüstung ist in vielen Krankenhäusern in die Jahre gekommen.”
Nicht nur Erneuerung der Geräte steht im Fokus
In der Kooperation mit dem Städtischen Klinikum München geht es aber um mehr als die Erneuerung von Geräten. Der Einsatz von integrierter Software solle Ärzten helfen, Diagnosen zu verbessern und die Effizienz von Behandlungen zu steigern, wie van Houten erklärte.
Philips betreut zudem die Ausstattung mit Experten vor Ort und durchleuchtet Behandlungsprozesse auf Sparpotenziale. So erlaubten es bestimmte Computertomografen, Doppelanalysen zu vermeiden und Kranke mit chronischer Nierenschwäche schonender zu untersuchen. Zudem werde an den Klinik-Standorten in Bogenhausen, Schwabing, Neuperlach und Harlaching mit einheitlicher Software gearbeitet. Auch das soll die Diagnose und Versorgung verbessern sowie Wartezeiten senken.
Investitionslücke liegt bei fast 2,8 Milliarden Euro
Für viele Krankenhäuser in Deutschland sind Partnerschaften willkommen, um teure Geräte zu erneuern. In den Kliniken mangelt es oft an Geld: Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) gab es 2017 eine Investitionslücke von fast 2,8 Milliarden Euro. Die Bundesländer zahlten bei weitem nicht so viel, wie für Modernisierung nötig sei, klagt der Verband. Von den etwa 1950 Krankenhäusern schreibt rund ein Viertel rote Zahlen. Umgekehrt profitieren Konzerne von Partnerschaften, indem sie Kliniken über Jahre an sich binden.
Beim Projekt mit dem Städtischen Klinikum München - einem der größten kommunalen Häuser in Deutschland - setzt Philips auf ein aufgeteiltes Risiko. Im Vertrag sind erfolgsabhängige Vergütungen für den Konzern verankert, die fällig werden, wenn etwa die Zahl der Patienten in einem Bereich steigt.





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