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DiagnostikZusätzliche Kapazitäten durch CT-Container

Container-basierte Computertomographen (CT) ermöglichen Krankenhäusern in der Pandemie, eine Patientengruppe räumlich isoliert von anderen Patienten und Krankenhausmitarbeitern zu untersuchen.

Canon Container-CT
Canon Medical Systems
Anlieferung eines Container-CTs

Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 bestellte der Freistaat Bayern bei Medizintechnik-Herstellern wie Siemens Healthineers und Canon Medical Systems eine Reihe von Computertomographen für die zusätzliche Diagnostik von Covid-19-Patienten. Als erstes und bislang einziges Bundesland orderte Bayern bei diesen Unternehmen auch mehrere Container-basierte CT-Lösungen. Die flexiblen Diagnostikeinheiten fristeten bis zur Pandemie eher ein Nischendasein. Das Militär zum Beispiel hält Container-CTs vor, um sie bei Bedarf schnell an einen möglichen Einsatzort zu verlegen. Krankenhäuser setzen sie ein, um bei Umbaumaßnahmen eine Notfallversorgung aufrecht zu erhalten. Einige Klinikverbünde in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich wiederum haben auf LKWs montierte Container-CTs im Einsatz, die zwischen den einzelnen Einrichtungen pendeln.

Die Notwendigkeit und der Nutzen, CT-Scanner auch zur Diagnostik und Bestätigung von Covid-19 Verdachtsfällen einzusetzen, zeigte sich insbesondere in der frühen Phase der Pandemie in China. „Aus China wurde auch der erste Bedarf an Container-basierten CTs an uns herangetragen“, erinnert sich Philipp Fischer, Leiter Computertomographie bei Siemens Healthineers. Das Unternehmen lieferte zu Beginn der Pandemie mehrere Dutzend Container-CTs aus. Die meisten bestellte das britische Gesundheitswesen, das mit der Pandemie besonders stark zu kämpfen hatte. In den britischen Krankenhäusern stand für die zusätzlich benötigten CT-Scanner oft nicht ausreichend Platz zur Verfügung. Auch Italien, ebenfalls stark von der Pandemie getroffen, setzte zur Erweiterung der CT-Kapazitäten auch zum Teil auf Container-Lösungen.

Zusätzlich zur flexiblen Kapazitätserweiterung bieten die Container den Vorteil, Covid-19-Patienten und -Verdachtsfälle außerhalb des Gebäudes und dadurch isoliert von anderen Patienten und Krankenhausmitarbeitern zu untersuchen. Krankenhäuser setzen Container-CTs ein, um mit regelmäßigen Thorax-Scans von Covid-19-Patienten den Therapiefortschritt zu kontrollieren oder Langzeitbeobachtungen durchzuführen. Bei einem sehr hohen Infektionsgeschehen kann es auch vorkommen, dass die Container als Covid-freie Untersuchungsräume genutzt werden. „Im Vereinigten Königreich führen einige Krankenhäuser CT-Untersuchungen an Herzpatienten im Container durch, weil das Infektionsrisiko als potentiell zu hoch für diese Risikopopulation angesehen wird“, erklärt Fischer.

Hygienekonzept mit Überdruck

Die Medizintechnik-Hersteller arbeiten mit Partnern zusammen, die nach ihren Maßgaben den Innenausbau der Container vornehmen. Für das Design der Container überlegen sich die Hersteller, welche Arbeitsprozesse sie abbilden müssen. In der Pandemie erfordert der begrenzte Raum im Container zusätzlich ein besonderes Hygienekonzept. Das bedeutet, dass neben den üblichen Trennwänden, die den Container in einem Vorraum (Umkleide), Untersuchungsraum (CT-Scanner) und Kontrollraum unterteilen, auch verschiedene Klimatisierungen realisiert werden müssen. „Wir haben nicht nur getrennte Luftstromkreisläufe für die Aufenthaltsbereiche von Patienten und Personal konzipiert“, erklärt Andreas Henneke, Leiter des Produktbereichs Computertomographie bei Canon Medical Systems. „Auch der Luftdruck im Raum, in dem das Bedienpersonal arbeitet,kann erhöht werden.“ Der so entstandene Überdruck soll verhindern, dass Aerosole in diesen Raum eindringen.

Noch eine Besonderheit für den Einsatz in der Pandemie: Covid-19-Patienten, die sich zur Behandlung ins Krankenhaus begeben, haben in der Regel Atemprobleme und dadurch Mühe, die Luft während des Messvorgangs anzuhalten. Canon Medical verwendet deshalb in den Containern keine älteren Geräte, sondern neueste Highend-CT-Scanner, die für einen Thorax-Scan nur 2 Sekunden benötigen. Diese modernen CT-Scanner haben außerdem den Vorteil, dass sie mit einer niedrigen Strahlendosis bereits eine gute Bildqualität liefern. Bei älteren Geräten gilt die Faustregel: Je höher die Strahlung, desto besser das Bild. Die niedrige Strahlendosis ist auch deshalb sinnvoll, weil es unter den Covid-Patienten im Krankenhaus auch jüngere Patienten gibt. Für die Rekonstruktion werden Hochleistungs-Computer benötigt. Canon Medical Systems zum Beispiel hat hierfür ein neues Verfahren auf der Basis von künstlicher Intelligenz im Einsatz. „Wir erzielen mit unserem Deep-Learning-Algorithmus eine Rauschunterdrückung, mit der trotz der geringen Strahlendosis ein gutes Bild erhalten“, sagt Henneke. Die Rekonstruktion der Schichtbilder findet direkt im Container statt.

Vorausschauende Bayern

Krankenhäuser, die die Anschaffung eines Container-CT in Erwägung ziehen, sollten bei ihrer Planung die Lieferzeiten für Container berücksichtigen. Die Bayern haben ihre Bestellung rechtzeitig zu Beginn der Pandemie in Auftrag gegeben – aktuell bestehen Lieferengpässe bei den Containern. Die Hersteller bauen den Computertomographen erst dann ein, wenn der Container seinen Bestimmungsort erreicht hat und auf einem festen Untergrund steht. Prinzipiell kann er auch auf einer Wiese aufgestellt werden, auf der zuvor ein stabiles Fundament errichtet wurde.

Erschienen in kma 1-2/21  Jetzt kaufen!

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