
Digitale Gesundheitsanwendungen, elektronische Medikationsunterstützung, digitales Bettenmanagement … Noch werden in der klinischen Pflege die Chancen, die die Digitalisierung bietet, längst nicht ausgenutzt. Dabei hat sie viel zu bieten. Schon vor der Corona-Pandemie wurde sowohl auf politischer als auf Verbandsebene viel über die notwendigen Prozessveränderungen diskutiert. Ich sage: wir müssen den Reden auch Taten folgen lassen. Die Pflegebranche muss endlich ins Handeln kommen!
Neben dem DVPMG sind die über den Krankenhauszukunftsfonds (KHZF) bereitgestellten vier Milliarden Euro ein Anfang. Doch es stellt sich die Frage: Ist das überhaupt ausreichend, um die Pflege zeitnah zukunftsfähig zu machen? Und müsste man nicht auch besser differenzieren bei der Mittelverteilung? Wozu jetzt knappes Geld in Krankenhäuser investieren, die kurz darauf schließen?
Angesichts des umfangreichen Antragsverfahrens und konkreter Forderungen an die vorhandenen Strukturen, halte ich das Risiko für überschaubar. Dass die Digitalisierung in der klinischen Pflege schnell und nachhaltig vorangetrieben wird, ist der deutlich wichtigere Schritt in eine moderne Zukunft.
Persönliche Zuwendung vs. Automatisierung
Aber lebt die Pflege nicht von der menschlichen Zuwendung? Natürlich können digitale Prozesse und Maschinen nicht die Zuwendung eines Menschen ersetzen. Selbstverständlich muss genug qualifiziertes Personal trotz verstärkter Automatisierungsbemühungen vorhanden sein. Diese Frage stellt sich gar nicht.
Jedoch kann man nicht verhehlen, dass das Gesundheitswesen mehr als jemals zuvor vor einer enormen Personalfluktuation steht. Nicht nur Pflegekräfte verlassen zunehmend ihren einst aus Passion gewählten Beruf, sondern auch Ärztinnen und Ärzte sehen kaum Zukunftschancen: Keine Zeit für den Patienten, zu niedrige Bezahlung der Pflegekräfte, schwierige Arbeitsbedingungen, viel Bürokratie.
Nur auf den ersten Blick könnte man nun vermuten, dass der KHZG-Förderplan den Menschen langfristig durch die Technik ersetzen will, statt bessere Arbeitsbedingungen zu erschaffen. Doch durch die Neuerungen werden Arbeitsabläufe tatsächlich effizienter und komplikationsärmer gestaltet, sodass Zeit frei wird für andere Tätigkeiten – unter anderem die Arbeit am Menschen.
Inwiefern sich dies langfristig trägt, ist von vielen Faktoren abhängig. Wer deshalb Geld aus dem Krankenhauszukunftsfonds erhalten will, muss ein schlüssiges Konzept vorlegen. Ein Investitionsvorhaben muss so umgesetzt werden, dass das vorhandene System auf die Nutzung eines Dienstes der Telematikinfrastruktur angepasst werden kann. Die Digitalisierung bietet die Chance, zuverlässig, effizient und mit wenig Aufwand die Schulungs- und Nachweissysteme für das gesamte Personal zu gestalten.
Das zeigt sich beispielsweise an den höchst sensiblen Geräteeinweisungen nach dem Medizinproduktegesetz (MPG). Der digitale Zugriff auf Einweisungsnachweise und Zertifikate erzeugt einen schnellen Überblick, klärt schnell Verantwortlichkeiten wie Zuständigkeiten und minimiert Fehler bzw. Komplikationen in der konsequenten Schulung des Pflegepersonals, was zur Professionalisierung beiträgt und die Wettbewerbsfähigkeit stärkt.
Sicherheit, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit sind hier die Schlagwörter, mit denen Träger und Klinikbetreiber einen vielversprechenden Ausblick auf die Umstrukturierung erhalten, die den Aufwand der Konzeptionierung und der Umsetzung lohnenswert machen.
Also: wann werden Sie endlich digital?






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