
Die Anklage wirft der heute 33 Jahre alten Frau in mehreren Fällen Freiheitsberaubung, Misshandlung Schutzbefohlener, Misshandlung durch Unterlassen sowie Betrug vor, wie die Staatsanwältin zum Prozessauftakt in Güstrow sagte. Einrichtungen der Beschuldigten in dem Ort Krakow waren im April 2016 durchsucht und geschlossen worden.
Zu den Vorwürfen werde sie schweigen, kündigte die 33-Jährige vor rund 50 Besuchern im Gerichtssaal an. Fragen an die Zeugen stellte sie hingegen. Diese berichteten von unhaltbaren Zuständen.
Eine Mitarbeiterin der Heimaufsicht sagte, sie habe eine Bewohnerin abgemagert im Dachgeschoss gefunden, die hilflos in einem vergitterten Bett gelegen habe und schwer dehydriert gewesen sei. «Wie ein Häufchen Elend» habe sie dagelegen. Ein Kriminalpolizist berichtete, er habe die Frau für tot gehalten, bis sie «Durst, Durst» gesagt habe. «Wir waren schon sehr schockiert von dem Gesamtbild dort», sagte ein anderer Polizist. Die Tochter der Frau tritt als Nebenklägerin auf und verließ bei den Schilderungen weinend den Saal.
Angeklagte hat über Qualifizierung gelogen
Auch im Keller des Hauses sei ein verwahrloster, dehydrierter Mann gefunden worden, der offene Wunden am Fuß gehabt habe, sagte die Zeugen übereinstimmend. Beide Pflegebedürftigen hatten damals wegen ihres Zustandes von Notärzten versorgt werden müssen.
Auch die weiteren Vorwürfe gegen die Angeklagte wiegen schwer: So sollen in anderen Einrichtungen drei Menschen auf 15 Quadratmetern eingepfercht und nachts die Türen verschlossen gewesen sein. Personal sei dann keines mehr im Haus gewesen. Unangemeldeter Besuch habe die Frau untersagt, sie soll außerdem selbst entschieden haben, ob Bewohner ärztliche Behandlung erhalten. Eine Mitarbeiterin sei etwa als Köchin eingestellt, dann aber als Pflegerin eingesetzt worden.
Die Angeklagte selbst habe sich gegenüber den Angehörigen der Pflegebedürftigen unter anderem als Pflegefachkraft mit Qualifizierungen für Palliativpflege und Beatmung präsentiert. Nichts davon stimmte laut Staatsanwaltschaft, die Frau habe früher als Versicherungsmaklerin gearbeitet. Der Prozess geht im April weiter.




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