
Für Demenzkranke bedeutet eine stationäre Behandlung Stress: Ungewohnte Tagesabläufe, fremde Umgebung und wechselnde Gesichter verstärken oft die Symptome wie Aggression, Unruhe und Angst oder provozieren Verwirrtheitszustände. „Selbstverletzungen und Weglauftendenzen sind besonders problematisch. Unsere Pflegenden sind extrem gefordert“, beschreibt Martina Henke, Leiterin Unternehmensstrategie Pflege der Sana Kliniken, die Situation.
Positive Bilanz: weniger Stürze und Verletzungen
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der Versorgungsqualität noch einmal neu. „Wir brauchen dringend mehr Awareness und Wissen im Umgang mit kognitiv eingeschränkten Patienten“, so Henke. In den bundesweit 53 Sana Kliniken wird deshalb das Thema strategisch angegangen. Die klinikeigene Fachgruppe Pflege hat 2017 ein flächendeckendes Schulungskonzeptfür Demenz-Lotsen entwickelt, das über den vom Gesetzgeber geforderten Rahmen hinausgeht. Ziel des Programms „Versorgung von Menschen mit kognitiven Einschränkungen“ ist es, nicht nur das notwendige Wissen mithilfe von Vorträgen oder Schulungen an die Kollegen in den insgesamt 53 Sana Kliniken bundesweit weiterzugeben, sondern auch Projekte zu initiieren und Ideen zu entwickeln, um die Bedingungen zu verbessern und die Arbeit der Pflegenden spürbar zu erleichtern.
Kombination aus Workshops, Vorträgen und digitaler Schulung
Die Sana Kliniken bauen bei der Schulung zum Demenz-Lotsen auch auf das multimediale Fortbildungsangebot Certified Nursing Education (CNE) von Thieme. Sana und das CNE-Team von Thieme haben die Inhalte in enger Zusammenarbeit entwickelt und ganz konkret auf die Bedürfnisse von Sana zugeschnitten. Es umfasst vier Themenmodule mit insgesamt sieben Stunden Lernzeit. Darin werden Fakten rundum die Demenzerkrankung, die Versorgung, die Aufklärung der Angehörigen sowie rechtliche und organisatorische Fragen vermittelt.
Die Lerninhalte stehen gebündelt in Textform als Broadcasts, Videos oder auch Multiple Choice-Fragen zur Verfügung. Vorteilhaft ist, dass die Nutzer mit CNE selbst entscheiden können, wann und wo sie lernen. Präsenzveranstaltungen ergänzen das E-Learning. „Die Kombination aus internetbasiertem Informationsangebot, Vorträgen und praktischen Workshops hat die besten Effekte gezeigt“, resümiert Martina Henke.
Demenz-Lotsen bringen das Know-how auf alle Stationen
Die Demenz-Lotsen fungieren hinterher als Multiplikatoren in den Kliniken und stellen sich dabei auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Stationen ein. „Denn eine Intensivpflegekraft benötigt ganz andere Informationen als eine Servicekraft, die mehr über die passende Ernährung für Demenzkranke erlernen muss“, beschreibt Andrea Hvalic-van Schayck, Stabsstelle der Pflegedirektion der Regio Kliniken in Pinneberg, Elmshorn und Wedel mit insgesamt rund 2400 Mitarbeitern die praktische Arbeit. Die Demenz-Lotsen stehen Demenzerkrankten zur Verfügung und beraten und begleitensie.
Manchmal sind es ganz einfache Tipps, die eine Versorgung von Patienten mit Gedächtnisstörungen verbessern können. So hilft schon mehr Farbigkeit in der grau-weißen Krankenhauswelt bei der Orientierung. „Die Zimmernummern unserer demenzkranken Patienten sind 50 Zentimeter groß und knallrot. So finden sie zurück in ihre Zimmer. Farben haben auch einen Aufmerksamkeitseffekt. Farbiges Geschirr soll sich absetzen vom weiß-grauen Tisch, sodass der Patient zum Essen und Trinken motiviert wird.“







Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen