
Die 95 gesetzlichen Krankenkassen haben in den ersten drei Monaten 2024 ein Defizit in Höhe von 776 Millionen Euro erzielt. Damit erhöhte sich das Minus zum Vorjahreszeitraum um 614 Millionen (1. Quartal 2023: -162 Millionen Euro). Auch die Finanzreserven der Krankenkassen schrumpften zusammen und betrugen zum 1. Quartalsende 2024 rund 7,6 Milliarden Euro (Q1 2023: 10,1 Milliarden Euro). Aktuell entsprechen die Rücklagen damit 0,3 Monatsausgaben und somit dem Eineinhalbfachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve in Höhe von 0,2 Monatsausgaben. Laut Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach sei die Entwicklung auf eine dynamische Ausgabenentwicklung zurückzuführen.
Die Krankenkassen haben im 1. Quartal ein erhebliches Defizit ausgewiesen, weil die Ausgabenentwicklung deutlich an Dynamik gewonnen hat.
Den Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen in Höhe von 79,5 Milliarden Euro standen Ausgaben in Höhe von 80,2 Milliarden Euro gegenüber. Während die Versichertenzahlen um 0,3 Prozent anstiegen, gab es bei den Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten einen Zuwachs von 7,0 Prozent. Die Leistungsausgaben stiegen dabei um 7,5 Prozent (5,32 Milliarden Euro) und damit deutlich stärker als in den letzten Jahren. Die Verwaltungskosten verringerten sich um 3,2 Prozent (99 Millionen Euro).
Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz entsprach Ende März 2024 1,7 Prozent. Das entspricht dem Wert, der Ende Oktober 2023 für das Jahr 2024 bekannt gegebenen wurde. Die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,3 Prozent. Verantwortlich für die weiterhin gute Einnahmenentwicklung im 1. Quartal sind insbesondere die inflationsbedingt kräftigen Tariflohnsteigerungen.
Ausgaben in Krankenhäusern
Die Ersatzkassen erzielten im ersten Quartal 2024 ein Defizit von 314 Millionen Euro. Die Ortskrankenkassen verbuchten -282 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen -128 Millionen Euro und die Innungskrankenkassen -72 Millionen Euro. Die Knappschaft hingegen schloss mit einem Überschuss in Höhe von 23 Millionen Euro ab. Die nicht am Risikostrukturausgleich teilnehmende Landwirtschaftliche Krankenkasse kamen auf ein Defizit von 23 Millionen Euro.
Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen sind um 8,5 Prozent (1,94 Milliarden Euro) gestiegen. Sie stellen laut Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums „einen maßgeblichen Treiber der hohen Ausgabendynamik dar“. Insbesondere die Pflegepersonalkosten zogen mit rund 10,5 Prozent (510 Millionen Euro) erneut erheblich an. Die Aufwendungen für ambulante Operationen im Krankenhaus stiegen um rund 50 Prozent (89 Millionen Euro).
Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen kletterten um 4,7 Prozent auf 558 Millionen Euro. Dabei entwickelten sich die Aufwendungen für ambulante Operationen mit einem Wachstum von rund 10 Prozent (61 Millionen Euro) dynamischer als der Gesamtbereich. Auch die Aufwendungen für extrabudgetäre psychotherapeutische Leistungen stiegen überdurchschnittlich um 7,7 Prozent (66 Millionen Euro).
Arzneimittel, zahnärztliche Behandlungen und Vorsorge
Die Aufwendungen für die Versorgung mit Arzneimitteln legten ebenfalls dynamisch um 9,1 Prozent (1,12 Milliarden Euro) zu. Dynamisch entwickelten sich auch die Aufwendungen für Arzneimittel im Rahmen der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung, die einen Zuwachs von rund 54 Prozent (221 Millionen Euro) aufweisen.
Die Aufwendungen für zahnärztliche Behandlungen (ohne Zahnersatz) stiegen um 5,3 Prozent (180 Millionen Euro). Um rund 15 Prozent (50 Millionen Euro) sind die Ausgaben für den Teilbereich der Parodontalbehandlungen aufgrund von Leistungsverbesserungen gestiegen.
Stark erhöhten sich auch die Ausgaben im Bereich der Schutzimpfungen sowie bei Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen (jeweils 13,0 Prozent).
Die Reformen sind zentrale Bausteine, um die GKV-Finanzen mittel- bis langfristig zu stabilisieren, indem wir die Versorgung effizienter gestalten, die Versorgungsqualität erhöhen und unnötige Ausgaben vermeiden.
Der Gesundheitsfonds, der zum Stichtag 15. Januar 2024 über eine Liquiditätsreserve von rund 9,4 Milliarden Euro verfügte, verzeichnete im 1. Quartal 2024 ein Defizit von 4,5 Milliarden Euro. Der größere Teil dieses Defizits ist saisonüblich, heißt es vom BMG.
Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach blickt mit Sorge auf die Ausgabenentwicklung. Umso wichtiger sei es nun, dass die vielen effizienzsteigernden Strukturreformen im Gesundheitswesen, die begonnen wurden, weiter zügig vorangebracht werden.
Die Notwendigkeit der Krankenhausreform zeige sich anhand der Überkapazität und des Bettenleerstandes. „Auch die Notfallreform sowie das Gesunde-Herz-Gesetz werden Kosten senken“, fuhr er fort. „Diese und weitere Reformen sind zentrale Bausteine, um die GKV-Finanzen mittel- bis langfristig zu stabilisieren, indem wir die Versorgung effizienter gestalten, die Versorgungsqualität erhöhen und unnötige Ausgaben vermeiden“, führt Lauterbach anlässlich der Vorstellung der aktuellen Zahlen aus.
Hinweis
Die Ausgaben in vielen Leistungsbereichen, insbesondere bei Ärzten und Zahnärzten, sind von Schätzungen geprägt, da Abrechnungsdaten häufig noch nicht oder nur teilweise vorliegen. Daher sind die Rechnungsergebnisse des 1. Quartals noch mit Vorsicht zu interpretieren.





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