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DKG-ForderungKrankenhäuser erwarten mehr politische Unterstützung

Die anhaltende Pandemielage wird die Krankenhäuser 2021 weiterhin stark belasten. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordert von der Politik Finanzhilfen, die wirtschaftliche Absicherung für das gesamte Jahr und nachhaltige Reformen.

Eingang Krankenhaus
Robert Kneschke/stock.adobe.com
Symbolfoto

Das Jahr 2021 wird für die Krankenhäuser und für die gesamte Gesellschaft weiterhin vom Corona-Virus dominiert sein. Die anhaltende Pandemielage wird die Krankenhäuser weiterhin stark belasten und die Refinanzierung aus dem Regelsystem teilweise außer Kraft setzen. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass politisch auf drei Ebenen die wesentlichen Weichen gestellt werden. „Wir benötigen kurzfristige Finanzhilfen als Liquiditätssicherung, die wirtschaftliche Absicherung für das gesamte zweite Jahr der Pandemie und nachhaltige Reformen, die Herausforderungen für die Zeit nach Corona aufgreifen“, so der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Georg Baum und sein designierter Nachfolger Dr. Gerald Gaß.

Seit Beginn der Pandemie haben die deutschen Krankenhäuser rund 150.000 Menschen mit einer Corona-Infektion behandelt. Die Zahlen verdeutlichen, dass gerade die zweite Welle für die Krankenhäuser extrem belastend war und ist. Hatte sich die Politik im Frühjahr 2020 noch durch klare politische Aussagen ausgezeichnet, etwa verschiebbare Leistungen auszusetzen und die dadurch entstandenen finanziellen Ausfälle zu kompensieren, zeigt sich die wirtschaftliche Absicherung der Kliniken in der zweiten Welle unsicher und unzureichend. Bereits Anfang Januar forderte die DKG für Krankenhäuser kurzfristige Liquiditätshilfen, weil sie ihr Leistungsgeschehen zurückfahren müssen. Die Refinanzierung aus dem Regelsystem ist parallel dazu abgesunken – und das bei gleichen oder auch vielfach steigenden Kosten.

Erlösverluste von rund 8,5 Milliarden Euro

Bis Ende des vergangenen Jahres konnten die Krankenhäuser auf einen Gesamtjahresausgleich von Erlösen und Kosten vertrauen, doch dieses Instrument ist nun ausgelaufen. Alle Krankenhäuser mussten in dieser zweiten Welle extreme Erlösausfälle verzeichnen. Niedergelassene Ärzte weisen deutlich weniger Patienten in die Kliniken ein. Viele Patienten verzichten derzeit auf einen planbaren Krankenhausaufenthalt. Die Krankenhäuser selber haben diese Behandlungen zurückgefahren, um ihr Personal auf die Behandlung von Covid-19-Erkrankten zu konzentrieren oder um Personalausfälle zu kompensieren.

Vorwürfe, dass gerade der erste Rettungsschirm eine deutliche Überfinanzierung hervorgerufen hätte, weist die Deutsche Krankenhausgesellschaft zurück. Es ist richtig, dass rund neun Milliarden Euro für Freihaltepauschalen gezahlt worden sind. „Man muss diese Zahlungen aber in einen entsprechenden Kontext setzen. Zum einen sehen wir, dass wir einen Belegungsrückgang von rund zwölf Prozent der Fälle und rund zehn Prozent der Belegungstage kalkulieren müssen. Dies gilt für somatische und psychiatrische Kliniken gleichermaßen. Schon daraus errechnen sich Erlösverluste von rund 8,5 Milliarden Euro. Noch nicht abschließend können die Verluste bei der ambulanten Behandlung und bei Wahlleistungen der Kliniken kalkuliert werden. Aktuelle Schätzungen liegen hier bei rund einer Milliarde Euro. Wir gehen davon aus, dass sich die Erlösverluste und die Kompensationszahlungen im Jahr 2020 in etwa ausgleichen. Was bleibt, sind aber nicht vollständig refinanzierte Mehrkosten für den höheren Infektionsschutz und die persönliche Schutzausrüstung, die sich auf mehre hundert Millionen Euro belaufen“, so Gaß.

Nachholbedarf in Personalfragen und der Digitalisierung

Zudem benötigen die Kliniken dringend wieder Entscheidungen zur Entbürokratisierung wie in der ersten Welle. So wurden im Frühjahr 2020 die Pflegepersonaluntergrenzen ausgesetzt. Es ist nicht nachvollziehbar, dass diese Untergrenzen zum 1. Februar 2021 mit neuen Vorgaben für die Bereiche Innere und Chirurgie sogar noch verschärft werden. 

Wesentlich wird es aber sein, dass die Politik Konsequenzen aus der Pandemie zieht. Die deutschen Kliniken haben die Pandemie bisher hervorragend bewältigt und den Schutz der Bevölkerung gewährleistet. Der volkswirtschaftliche Schaden der Pandemie ist in Deutschland wesentlich geringer als in anderen europäischen Ländern. Die Pandemie hat aber auch gezeigt, dass die Potenziale der Digitalisierung bisher nicht ausgeschöpft werden konnten. Die Zusammenarbeit und der Austausch der Kliniken untereinander und auch mit anderen Partnern war ein analoger und auch digitaler Kraftakt, ohne den die Versorgung nicht gelungen wäre. Dass die Potenziale nicht ausgeschöpft worden sind, liegt maßgeblich an der unzureichenden Investitionsfinanzierung. Das Krankenhauszukunftsgesetz kann einen enormen Schub verleihen, der aber durch Investitionsmittel der Länder verstetigt werden muss.

Zentral bleibt das Thema des Fachkräftemangels. Gerade in der Pflege ist er in der Pandemie als der wesentliche Engpass deutlich geworden. An vielen Standorten muss deshalb die Regelversorgung zusätzlich deutlich eingeschränkt werden. Wir brauchen für die Pflegerinnen und Pfleger ein klares politisches Signal und klare Unterstützung um die Trendumkehr zu schaffen. 

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