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Krankenhaus Barometer 2020Kliniken in wirtschaftlicher Schieflage durch Covid-19

Den Kliniken ging es im letzten Jahr wirtschaftlich nicht gut, berichtet das Deutsche Krankenhausinstitut. Schon 2019 machten 44 Prozent der befragten Häuser Verluste. Mit Covid-19-Virus nahm die Entwicklung noch mehr Fahrt auf.

Operation
Tobilander/stock.adobe.com
Symbolfoto

Das Krankenhaus Barometer 2020 des Deutschen Krankenhausinstitutes (DKI) zeichnet gerade beim Blick auf die finanzielle Lage der Krankenhäuser ein eher graues Bild, das maßgeblich durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurde. Hier die Ergebnisse der repräsentativen Befragung im Detail.

Operationen wurden zurückgestellt

Am deutlichsten spürten die Kliniken im vergangenen Jahr die Covid-Auswirkungen im Bereich stationärer und ambulanter Operationen. Bereits ab Mitte März wurden planbare Eingriffe und OPs verschoben oder gänzlich ausgesetzt. Erst nach sechs Wochen konnte alles langsam wieder hochgefahren werden, natürlich mit Einschränkungen ausgelöst durch das Pandemiegeschehen.

Konkret gingen die stationären OPs während des 1. Lowndowns im Mittel 41 Prozent zurück. Bei den ambulanten Eingriffen belief sich der Rückgang im Mittel auf 58 % zum Vorjahr. Auch bis Ende August dem Befragungszeitpunkt, konnten die vorhandenen Kapazitäten aufgrund der Vorhaltung von Betten für Intensivpatienten und den expliziten Hygienevorgaben nicht wieder voll ausgelastet werden. Begründet lag dies auch in dem Verzicht der Patienten selbst, die von Eingriffen aufgrund der Angst vor Ansteckung Abstand nahmen. Das ließ sich vor allem bei Kliniken im ländlichen Räumen beobachten.

Wirtschaftliche Lage

Das Wegfallen stationärer und ambulanter Eingriffe und Operationen wirkte sich ebenfalls auf die Erlöse aus. Im Schnitt verlor jede Klinik ca. 2,5 Millionen Euro durch den Rückgang bei den stationären Eingriffen und 250.000 Euro durch die geringeren ambulanten Maßnahmen.

Knapp die Hälfte aller Klinken (47 Prozent) erwartet im Jahr 2020 einen Jahresfehlbetrag - unabhängig von ihrer Größe. Hier sehen jedoch gerade größeren Häuser mit 600 und mehr Betten der Zukunft eher pessimistisch entgegen. Wagen wir einen Blick voraus auf 2021, dann sieht nur ein Viertel aller Krankenhäuser eine positive Entwicklung am Horizont, während 40 Prozent eher von einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation ausgehen. Die Zukunftserwartungen fallen demnach eher durchwachsen aus.

Pflegepersonaluntergrenzen

Seit Anfang 2019 gelten in pflegesensitiven Bereichen − dazu gehören Geriatrie, Kardiologie, Unfallchirurgie und Intensivmedizin − definierte Mindestmengen für Pfleger in der Tag- sowie Nachtversorgung von Patienten. Vorletztes Jahr konnten diese überwiegend, aber nicht durchgängig eingehalten werden. In der Geriatrie und der Intensivmedizin gelang dies eher gut. Hier wurden die Untergrenzen in 80 Prozent der Krankenhäuser durchgängig eingehalten. In jeder fünften Klinik konnten jedoch mindestens in einem Monat und in mindestens einer Station und Schicht die Vorgaben aus der Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PpUGV) nicht eingehalten werden.

Um den Personalschlüssel aufrechtzuerhalten, griffen die Kliniken am häufigsten zu Bettensperrungen zurück (53 Prozent). Aber auch die Aufstockung von Personal und Abmeldungen einzelner Krankenhausbereiche von der Notfallversorgung gehörten zu den angewandten Maßnahmen.

Zwar wurden die Pflegepersonalgrenzen in der Coronapandemie erst einmal ausgesetzt, das begrüßen die befragten Kliniken jedoch - da sie die Pflegepersonaluntergrenzen deutlich ablehnen (92 Prozent). 64 Prozent sind der Meinung, dass die PpUGV durch ein verbindliches Verfahren der Personalbedarfsmessung, wie beispielsweise die PPR 2.0 ersetzt werden sollte.

Zum Krankenhaus Barometer

Jährlich werden im Krankenhaus Barometer repräsentativ ausgewählte, allgemeine Kliniken ab einer Größe von mindestens 100 Betten zu aktuellen Themen rund um Gesundheits- und Krankenhauspolitik befragt. Das Ziel: Kliniken und Klinikverbänden aktuelle Informationen bereitstellen und damit einen Überblick über die Entwicklungen geben. Es wird im Auftrag der Träger des Deutschen Krankenhausinstituts erstellt: die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und der Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK).

Hier finden Sie die Ergebnisse des DKI-Krankenhaus Barometers 2020 im Detail: Krankenhaus Barometer 2020 - final_0.pdf

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