
Für die Universitätsklinikum Mannheim GmbH (Universitätsmedizin Mannheim – UMM) schloss sich 2021 nahtlos an die Verlustphase der Vergangenheit an. Das Minus von 55,5 Millionen Euro minderte das Eigenkapital erheblich. Wie bereits 2022 wird die Stadt Mannheim auch in diesem Jahr erhebliche Mittel einzahlen müssen, um die Insolvenz abzuwenden. Sie wird nicht nur aus diesem Grund die Pläne der Formung eines Gesundheits- und Wissenschaftsclusters im Raum Heidelberg-Mannheim forcieren. Mit der Folge, dass das Unternehmen mit dem Universitätsklinikum Heidelberg zusammengeführt wird.
Die UMM ist als Krankenhaus der Maximalversorgung mit 1352 Betten im Krankenhausplan des Landes Baden-Württemberg ausgewiesen. Bis 2021 betrieb es noch vier Pflegeeinrichtungen mit zusammen 418 stationären und 40 Tagespflegeplätzen, die per 1. Januar 2022 verkauft wurden. Das Unternehmen befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Mannheim. Es schreibt seit Jahren hohe Verluste, und will durch Wachstum und Kostensenkungen (mittels Investitionen) die Ertragslage verbessern.
Die Ende Februar 2023 vorgelegten Konzernzahlen 2021 zeigten eine Fortsetzung der Verlustphase der Vergangenheit. Der Umsatz stieg zwar gegenüber 2020 um sechs Prozent auf 419 Millionen Euro infolge eines Anstiegs der Preise und Ausgleichszahlungen von 19,5 Millionen Euro zur Kompensation der Corona-Kosten und -Einnahmeausfälle – der Case Mix (CM) reduzierte sich um 0,9 Prozent auf 46997 Punkte. Die Verluste auf Basis EBITDA (vor Erträgen aus der Auflösung des Sonderpostens), EBIT und EBT stiegen aber deutlich um 164, 150 und 135 Prozent auf 45,1 (EBITDA), 53,7 (EBIT) und 55,5 (EBT) Millionen Euro. Ursächlich hierfür waren neben operativen Verschlechterungen, Einmaleffekte wie eine einmalige, aufwandswirksam verbuchte Korrektur der Corona-Überbrückungshilfe im Vorjahr in Höhe von 12,4 Millionen Euro; sie wurde von dem Gesellschafter in die Kapitalrücklage eingezahlt. Die errechneten Belastungen durch Corona im Jahr 2021 betrugen 37,7 Millionen Euro. Die EBT-Verluste seit 2014 summierten sich damit auf 283 Millionen Euro. Zum Erhalt der Liquidität und zur Vermeidung der Überschuldung wurden seit 2018 rund 126 Millionen Euro ins Eigenkapital einbezahlt.
Der EBT-Verlust seit 2014 summierte sich damit auf 283 Millionen Euro. Zum Erhalt der Liquidität und zur Vermeidung der Überschuldung wurden seit 2018 rund 126 Millionen Euro ins Eigenkapital einbezahlt.
Da zugleich der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit deutlich von minus 17,3 auf minus 53,2 Millionen Euro schrumpfte, wurde auch die Bilanz weiter nach unten gezogen. Das Vermögen verminderte sich aufgrund eines Rückgangs der Forderungen von 392 auf 372 Millionen Euro und das Eigenkapital aufgrund der Verluste von 45 auf 20 Millionen Euro. Um das Testat des Jahresabschlusses 2021 zu erhalten, verpflichtete sich die Stadt Mannheim, die Corona-Belastungen 2021 von 37,7 Millionen Euro im Jahre 2022 zu erstatten. Zusätzlich soll sie 55 Millionen Euro zuführen, um die Liquidität zu sichern und zur Ausfinanzierung des Jahres 2023 eine harte Patronatserklärung über 47,3 Millionen Euro geben.
Unter anderem auch aufgrund der zunehmenden Belastungen durch die Universitätsmedizin Mannheim wird die Stadt die Pläne unterstützen, die die Bildung eines Clusters von Gesundheits- und Forschungseinrichtungen in der Region Mannheim-Heidelberg vorsehen. Ziel dieses Clusters ist es, die Patientenversorgung zu revolutionieren und durch die Forschung in Lebenswissenschaften, im Bio-Engineering und an neuen kohlenstoffbasierten Materialien industrielle Kunden zu gewinnen. In diesem Zusammenhang sollen die beiden Universitätsklinika Heidelberg und Mannheim zusammengeführt werden. Die Tage der Eigenständigkeit des Unternehmens sind damit gezählt.
Charité: 2022 soll’s leicht besser werden
Die Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde 2003 durch die Fusion des Universitätsklinikums Charité der Humboldt-Universität zu Berlin und des Universitätsklinikums Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin gegründet. Mit 3001 Betten, 16406 Mitarbeitern (Vollkräfte) und 9030 Studierenden gehört sie nach eigenen Aussagen zu den größten Universitätskliniken in Europa und erstreckt sich auf die drei bettenführenden Standorte Campus Mitte, Campus Virchow-Klinikum und Campus Benjamin Franklin.
2021 wurde wie in der Vergangenheit die Planung deutlich übertroffen: Der Umsatz stieg um 6,3 Prozent auf 1582 Millionen Euro. Ein pandemiebedingter Rückgang des CM um 7,8 Prozent konnte durch einen Anstieg des Landesbasisfallwertes um 2,2 Prozent und einen Anstieg von Erlösen außerhalb des Budgets (vor allem Corona-Ausgleichzahlungen) überkompensiert werden. EBITDA, EBIT und EBT erhöhten sich überdurchschnittlich um 16,1, 24,5 und 70,6 Prozent auf 166, 46 und 17 Millionen Euro. Dieser Anstieg war unter anderem auf eine Erhöhung der Landeszuschüsse für Forschung und Lehre und eingeworbener Drittmittel von 230 auf 237 und 196 auf 218 Millionen Euro zurückzuführen. Mit 10,9 Millionen Euro wurde der EAT-Plan damit um 32,7 Millionen Euro übertroffen. Aufgrund eines um 159 Prozent auf 142 Millionen Euro erhöhten negativen Cashflows aus laufender Geschäftstätigkeit schmälerte sich die Liquidität zwar von 222 auf 139 Millionen Euro.
Die Bilanzqualität blieb allerdings auf einem guten Niveau. Das Gesamtvermögen erhöhte sich gegenüber 2020 von 2209 auf 2279 Millionen Euro. Dieses war zu unverändert vier Prozent kaum eigen-, zu 54 (2020: 53) Prozent hoch fördermittel- und ohne Banken finanziert. Nachdem der Plan 2021 deutlich überschritten wurde, ist aus heutiger Sicht davon auszugehen, dass der EAT-Plan von minus fünf Millionen Euro 2022 wiederum übertroffen wurde.
UKGM: Leichte Ertragsteigerung 2022
Bei der Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH (UKGM) ist im Gegensatz zu den anderen Universitätskliniken die Forschung und Lehre, bezahlt vom Land Hessen, vom Krankenhausbetrieb getrennt. Das Unternehmen wurde 2006 privatisiert und entwickelt sich nach erheblichen eigenfinanzierten Investitionen gut. Die Investitionssumme seit der Privatisierung betrug 738 Millionen Euro. 2021 konnte der Umsatz um 4,9 Prozent auf 956 Millionen Euro gesteigert werden; ein Anstieg des CM und des Landesbasisfallwertes konnte den Rückgang der Corona-Ausgleichszahlungen von 43,1 auf 36,4 Millionen Euro überkompensieren. EBITDA (vor Erträgen aus der Auflösung des Sonderpostens), EBIT und EBT reduzierten sich allerdings leicht um sechs, 9,8 und 8,5 Prozent auf 49,3, 22,5 und 14,2 Millionen Euro.
Das Unternehmen wurde 2006 privatisiert und entwickelt sich nach erheblichen eigenfinanzierten Investitionen gut. Die Investitionssumme seit der Privatisierung betrug 738 Millionen Euro.
Für 2022 plant das Unternehmen sowohl beim Umsatz als auch beim EBITDA und beim EAT ein leichtes Plus.
UKSH: Deutlich rote Zahlen auch 2022
Auch das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein AöR (UKSH) arbeitet in neuen Gebäuden. Im Gegensatz zum UKGM wurden aber die Investitionen in einem Private-Partnership-Modell realisiert, deren Vertragskosten – das Vertragswerk summiert sich auf 1700 Millionen Euro bis 2044 – das Unternehmen erheblich belastet. So konnte 2021 der Umsatz zwar um 4,5 Prozent auf 1113 Millionen Euro gesteigert werden; der Rückgang des CM um 4,8 Prozent wurde durch Corona-Ausgleichszahlungen kompensiert. EBIT und EBT reduzierten sich allerdings aufgrund der Vertrags-Aufwendungen von 76,6 Millionen Euro (2020 waren es 55,7 Millionen Euro) auf 1,1 (2020: 2,9) Millionen Euro und minus 23,7 (2020: minus 10,9) Millionen Euro.
Der Plan für 2022 sieht vor, bei einer Umsatzsteigerung um 0,9 Prozent ein EBIT bzw. EBT von minus 72 bzw. minus 98 Millionen Euro zu erzielen. Das Unternehmen wird damit wohl auch in der Zukunft nur durch Kassenkredite des Landes (2021 rund 33 nach 78 Millionen Euro im Jahre 2020), Schuldscheindarlehen gegenüber dem Land (2021 100 nach 20 Millionen Euro im Jahre 2020) und einer Gewährleistungshaftung des Landes (2021 erhöhte sich der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag von minus 431 auf minus 458 Millionen Euro) überleben.



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