
Kosten für den Umbau der Diagnostik sowie für eine Neuaufstellung des Robotikgeschäfts haben den Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers im zweiten Geschäftsquartal belastet. Unter dem Strich verdiente die Siemens-Tochter erheblich weniger als vor einem Jahr. Das auf die Anteilseigner entfallende Nettoergebnis fiel im bis Ende März gelaufenen ersten Quartal von 579 Millionen auf 105 Millionen Euro, wie das Unternehmen am 10. Mai in Erlangen mitteilte.
Hauptgrund war die Entscheidung, einen Teil des endovaskulären Robotikgeschäft einzustellen. So habe das Kardiologiegeschäft die Erwartungen nicht erfüllt, erläuterte Montag den Schritt. Healthineers wolle sich künftig auf Anwendungen für Gefäßinterventionen in der Neurologie konzentrieren. Healthineers schrieb im Quartal 244 Millionen auf den Teilbereich ab, die Gesamtbelastungen lagen bei 329 Millionen Euro. Weitere Kosten erwartet Finanzvorstand Jochen Schmitz nicht.
Wette auf die Zukunft hat sich nicht ausgezahlt
Das Geschäft mit robotergestützten Operationen hatte Healthineers 2019 in den USA unter dem Namen Corindus für rund 1,1 Milliarden US-Dollar übernommen und in seine Sparte mit Präzisionsmedizin (Advanced Therapies) eingegliedert. Es war damals eine Wette auf die Zukunft, da das Geschäft nur geringe Umsätze erzielte.
Nun erklärte Montag, man habe die Akzeptanz in der Kardiologie „überschätzt“. Im Markt befindet sich seinen Angaben zufolge eine niedrige dreistellige Geräteanzahl. Nun setzt Healthineers auf die Neurologie. Doch hier ist das System noch in der Entwicklung. Bis zur Marktreife werde es „noch eine Weile dauern“. Montag zeigte sich trotz des Rückschlags zuversichtlich. Endovaskuläre Robotik sei „nur eine Frage der Zeit“.
Diagnostik-Umbau in Planung
Neben dem Robotikgeschäft belastete der Umbau der Diagnostiksparte mit 77 Millionen Euro. So will sich Siemens Healthineers wie bereits bekannt mit ihren Laborsystemen auf die Atellica-Plattformen konzentrieren und ältere Technologien sukzessive aufgeben. Der Plan sieht schlankere Strukturen in Organisation und Forschung vor. Die Investitionen will Healthineers auf Schlüsselregionen konzentrieren. Auch Lieferketten und Service sollen optimiert werden. Das Diagnostikgeschäft hatte im vergangenen Jahr erheblich von Tests im Zusammenhang mit Covid-19 profitiert. Dies fällt nun weg, was zu deutlichen Einbußen bei Umsatz und Ergebnis führt.
Gesamtumsatz ebenfalls gesunken
Das Geschäft mit der Bildgebung zeigte sich robust. Es erzielte ebenso ein zweistelliges vergleichbares Wachstum wie Varian. Der Krebsspezialist profitierte zudem von Umsatzverschiebungen, nachdem er zum Jahresauftakt unter Lieferkettenverzögerungen gelitten hatte. Advanced Therapies wuchs deutlich. Die gute Entwicklung konnte die Schwäche der Diagnostiksparte jedoch nicht ausgleichen. Der Umsatz sank im Konzern im abgelaufenen Geschäftsquartal um 2,1 Prozent auf 5,35 Milliarden Euro, wie es weiter hieß. Bereinigt um die Coronaschnelltests stieg der Umsatz auf vergleichbarer Basis indes um 11,2 Prozent.





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