
In Bad Homburg machen sich die ersten Erfolge der neuen Strategie und des forcierten Sparprogramms bemerkbar. Für den kriselnden Gesundheitskonzern Fresenius begann das Jahr 2023 überraschend dynamisch. „Die Weichen sind gestellt, unsere Produktivitätsmaßnahmen greifen“, sagte Fresenius-Chef Michael Sen. Der Vorstand hält daher an seinen Jahreszielen fest.
Unterdessen treibt der größte Krankenhausbetreiber Deutschlands die Loslösung von seiner angeschlagenen Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) voran. Deren Gewinn ist zu Jahresbeginn erneut eingebrochen.
130 Millionen Euro eingespart
Der seit Oktober 2022 amtierende, frühere Siemens-Manager Sen hatte Fresenius eine neue Strategie samt höherer Sparziele und straffen Vorgaben für die Profitabilität verordnet. Die Kosten etwa in der Verwaltung sollen gesenkt, Prozesse verbessert und Randbereiche veräußert werden. Ab dem Jahr 2025 will Fresenius so jährlich rund eine Milliarde Euro sparen. Im ersten Quartal wurden rund 130 Millionen Euro Einsparungen erreicht.
Die Weichen sind gestellt, unsere Produktivitätsmaßnahmen greifen.
Zum Jahresauftakt wuchs der Fresenius-Umsatz im Vorjahresvergleich um fünf Prozent auf 10,2 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis ging unter anderem wegen höherer Kosten um neun Prozent auf 908 Millionen Euro zurück – weniger stark als von Analysten befürchtet. Unter dem Strich blieben 346 Millionen Euro Gewinn, 16 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
FMC bricht erneut ein
Das Sorgenkind FMC belastete Fresenius jedoch erneut. So profitierte die Dialysetochter zwar von einem starken Produktgeschäft in der Intensivmedizin, einem Rückgang des Personalmangels in den USA und ersten Erfolgen beim Umbau. Der Gewinn im Tagesgeschäft brach aber bei steigendem Umsatz um ein Viertel ein. Am Ende Strich blieben 86 Millionen Euro Gewinn – ein Minus von 45 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Analysten hatten mit noch schlechteren Resultaten gerechnet.
FMC hat beim Mutterkonzern Fresenius schon mehrere Gewinnwarnungen ausgelöst. Eine hohe Übersterblichkeit von Corona-Patienten, steigende Kosten in der Pandemie und Pflegekräftemangel hatten dem Dialyseanbieter zugesetzt. Sen stellt mit einer Entflechtung nun die Weichen für eine mögliche komplette Trennung von FMC in der Zukunft.
Konzentration auf Helios und Kabi
Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 14. Juli soll über die Umwandlung der Rechtsform von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft entschieden werden. Damit muss Fresenius die Tochter FMC nicht mehr voll in der Bilanz aufnehmen, sondern kann sie entsprechend der Beteiligung von rund einem Drittel berücksichtigen. Bereits jetzt behandelt Fresenius FMC nur noch als Finanzbeteiligung. Wegen seiner miserablen Kursentwicklung an der Börse ist der Dialyseanbieter im März bereits in den MDax abgestiegen.
Sen will mit einer Konzentration auf den Klinikkonzern Helios und die Tochter Kabi, die unter anderem auf klinische Ernährung und Nachahmermedikamente spezialisiert ist, die Wende schaffen. Die von Sen selbst noch bis Ende Februar kommissarisch geleitete Kabi steigerte ihren Umsatz im ersten Quartal um acht Prozent. Vor allem das Geschäft mit Medizintechnik wie Infusionspumpen sowie die neuen Biopharma-Produkte liefen gut, beide Bereiche sind inzwischen ausgebaut. Höhere Kosten lasteten zwar auf der Marge, doch diese liege bereits innerhalb der angestrebten „strukturellen Bandbreite“, hieß es vom Konzern.
Helios-Erlös gewachsen
Auch beim Krankenhausbetreiber Helios wuchs der Erlös aufgrund weiter gestiegener Behandlungszahlen. Vor allem in Spanien verzeichneten die Kliniken eine anhaltend gute Nachfrage, aber auch in Lateinamerika entwickelten sich die Häuser den Angaben zufolge gut. Das Geschäft mit Fruchtbarkeitsbehandlungen erholte sich mit einem Umsatzwachstum von 16 Prozent von der Corona-Delle.
Auch die Servicegesellschaft Vamed betrachtet Fresenius nur noch als Investment, obwohl der Konzern dort Mehrheitseigner ist. Im ersten Quartal machte der österreichischen Firma ein schwaches Projektgeschäft zu schaffen. Unter dem Strich standen rote Zahlen. Inzwischen, so heißt es ohne weitere Details, sei ein umfangreiches Umbauprogramm eingeleitet.





Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen