Bei ihren Auftritten nehmen Soldaten sofort Haltung an, stehen stramm oder legen zur Begrüßung die Hand an die Mütze. Erika Franke hat es in die Spitze einer typischen Männerdomäne geschafft. Seit 2013 ist die Ärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie ranghöchste Soldatin der Bundeswehr im Rang eines Zwei-Sterne Generals.
Die 1954 in Ostberlin geborene und in Liebenwalde aufgewachsene Ärztin und Mutter von zwei Kindern arbeitete bis zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 im Krankenhaus der Volkspolizei, wurde von der Bundeswehr übernommen und machte dort schnell Karriere. Die 61-Jährige war Chefärztin im Ulmer Bundeswehrkrankenhaus und leitet seit 2013 die Sanitätsakademie der Bundeswehr in München, die zentrale Ausbildungsstätte des Sanitätsdienstes der Bundeswehr.
Seit dem 1. Dezember letzten Jahres ist die Generalin Erika Franke im Nebenjob noch Aufsichtsrätin der DRK Kliniken Berlin. Eigentümerin der gemeinnützigen GmbH (1.500 Betten, 3.400 Mitarbeiter, 220 Millionen Umsatz) ist mit der DRK Schwesternschaft ein ebenfalls gemeinnütziger Verein mit über 1.000 Mitgliedern – vorwiegend Krankenschwestern aus den eigenen Kliniken.
Der entscheidende Kontakt wurde 2015 auf dem Hauptstadtkongress geknüpft. Frau Generalin referierte auf einem Symposium ("Das Patriachat hat ausgedient: Neue Wege in der Führung von Mitarbeitern im Krankenhaus") und lernte Doreen Fuhr kennen, Oberin und Vorsitzende der DRK Schwesternschaft Berlin. Im vergangenen Jahr erhielt Erika Franke eine Anfrage der Schwesternschaft, wurde nach ihrer Zusage in den Aufsichtsrat berufen.
Neben der Ärztin, die sich Mitte des Jahres in den Ruhestand verabschieden wird und ihren Lebensmittelpunkt in der Hauptstadt hat, rückte mit der Diplom-Kauffrau Ines Manzel die Geschäftsführerin einer gleichnamigen Berliner Firma zur Unternehmensentwicklung in das Kontrollgremium. Dritte Frau im Bunde ist Bettina Schmidt, Oberin und Vorsitzende der DRK Schwesternschaft Wuppertal. Die gelernte Krankenschwester vertritt Belange der Pflege und der DRK Schwesternschaft im Aufsichtsrat der DRK Kliniken.
Die Neubesetzung des Aufsichtsrates ist Spätfolge eines im Mail letzten Jahres ausgestrahlten Fernsehberichts. Das Berliner Fernsehmagazin "Klartext" enthüllte, dass die langjährige Oberin der Berliner DRK Schwesternschaft Heidi Schäfer-Frischmann üppige Bezüge von jährlich bis zu 540.000 Euro bezogen hatte. Danach zogen sich die damaligen Aufsichtsräte aus dem Gremium zurück, auch in den Vorstand der Berliner DRK Schwesternschaft rückten neue Gesichter.
Im neuen Aufsichtsrat ist Alfred Dänzer nun Hahn im Korb und umgeben von beruflich erfolgreichen Frauen. Das könnte dem gemeinnützigen Klinikunternehmen helfen, wieder in ruhiges Fahrwasser zu kommen. Denn in den vier Kliniken und dem Pflegewohnheim ist das Betriebsklima nach Aussagen von Mitarbeitern seit langer Zeit schlecht und die Personalfluktuation auf den Führungsetagen groß. Das könnten auch Themen für die Aufpasser sein.
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