
Mit großer Spannung wurde das Digitale-Versorgung-Gesetz im November 2019 beschlossen und sollte nichts weniger sein als eine weltweite Revolution im Gesundheitswesen. Besonderes Interesse weckte das Prinzip der digitalen Gesundheitsanwendung, kurz: DiGA, die Patienten dabei unterstützen, vorliegende Erkrankungen zu erkennen und zu behandeln. Damit nehmen sie ihre Gesundheitsförderung selbst in die Hand. Doch was können die DiGAs wirklich? Und wie werden sie von den Patienten angenommen?
Das hat sich bisher getan
Bereits seit Anfang des Jahres können die Kosten für die Nutzung von DiGAs, sofern sie auf ärztliches Anraten verschrieben wurden, bei der Krankenkasse eingereicht werden. Diese übernimmt sie dann auch in der Regel. Doch nutzen Patienten die „App auf Rezept“ tatsächlich? Das hat sich die Techniker Krankenkasse (TK) angesehen. Bisher wurden seit dem Start erst läppische 112 mal DiGAs verschrieben. Man muss kein Pessimist sein, um festzustellen: es gibt noch Luft nach oben!
Klar ist, dass die „Apps auf Rezept“ noch einen weiten Weg vor sich haben bis sie von der Mehrheit der Patienten in Deutschland tatsächlich verwendet werden. Dazu müssen sie im ersten Schritt erstmal bei den Ärzten selbst etabliert werden! Es liegt nun an den DiGA-Herstellern, die häufig Start-ups sind, flächendeckend Vertriebsstrukturen aufzubauen wie sie die Pharmahersteller schon seit Jahrzehnten pflegen. So wäre einer der größten Erfolgshebel, ihre Vertreter direkt zur Ärzteschaft zu schicken, um ihr Produkt bekannt zu machen und so das Potenzial ihres Angebots deutlich herauszustellen. Schließlich wächst die Zahl der zugelassenen DiGAs stetig.
Nutzen der DiGAs muss klar herausgehoben werden
An der Bekanntheit mangelt es noch immer am stärksten. Wer sich im Freundes- und Familienumfeld umhört, stellt schnell fest, dass die Zahl derer, die bereits etwas von der Möglichkeit, sich therapieergänzende Apps auf Rezept verschreiben zu lassen und nicht absolute Digital Health-Fans sind, äußerst gering ist. Ein Grund hierfür ist nicht zuletzt die mangelnde Aufklärungsarbeit vieler Unternehmen, die nicht alle Zielgruppen gleichermaßen berücksichtigen.
Wenn nun weder für Ärzte, Kassen noch Patienten klar erkennbar ist, welchen Mehrwert die DiGAs bringen, werden sie eben auch nicht verschrieben. Daher müssen Hersteller und Ärzte hier noch einiges an Aufklärungsarbeit leisten.
Nachdem vergangene Woche mit Invirto (Mental Health) mittlerweile die sechste App auf Rezept gelauncht wurde, befinden sich bereits weitere Apps wie M-Sense, eine verschreibbare Migräne-App, im Antragsverfahren zur Zulassung als digitale Gesundheitsanwendung. Weitere DiGAs dürften nicht allzu lange auf sich warten lassen.
Damit diese zu einem echten Erfolgsmodell werden und die medizinische Versorgung in Deutschland sinnvoll ergänzen, müssen diese nun dauerhaft etabliert werden. Das braucht Zeit, Geduld, und nicht zuletzt auch Überzeugungsarbeit.
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