
Deutschland fehlen Ärzte. Warum also sollen sich Ärzte aus dem Ausland und Kliniken nicht einfach zusammentun? Tatsächlich wird das versucht. Doch oft scheitern beide Seiten an bürokratischen und kulturellen Hürden. Deshalb übernehmen immer öfter Dienstleister die Arbeit. „Kliniken haben weder das Personal noch die Mittel, die Leute so vorzubereiten, wie wir“, sagt der Geschäftsführer Swjatoslaw Aksamitowski von German Doctor Exchange. „Außerdem gibt es bei der Ausländerbehörde kein standardisiertes Verfahren für die qualifizierte Einwanderung. Das geht sowohl den Krankenhäusern als auch den Medizinern an die Motivation.“
Ist der Austauscharzt gefunden, beginnt ein Vorbereitungsjahr mit Sprachkursen und einem Lehrgang, der auf alles vorbereiten soll, was der Arzt im Alltag vorfinden wird.
Bisher hat die Agentur 48 Ärzte vermittelt. 2014, bei der ersten Bewerberrunde, wollten 519 Ärzte nach Deutschland, 2015 bereits 1.823. Von 45 Interessenten aus Russland, Kasachstan, Weißrussland, aus der Ukraine und aus Ex-Jugoslawien wird aber nur einer in das Vermittlungsverfahren aufgenommen. Idealerweise ist der Bewerber herausragend intelligent und sprachbegabt, zwischen 26 und 30 Jahre alt, teamfähig, kompetent, wissbegierig, flexibel und an Deutschland interessiert. Ist der Austauscharzt gefunden, beginnt ein Vorbereitungsjahr mit Sprachkursen und einem Lehrgang, der auf alles vorbereiten soll, was der Arzt im Alltag vorfinden wird: Kommunikation mit Kollegen, Patienten und Pflegenden, Verwaltungs- und Dokumentationsaufgaben. Fachliche Voraussetzungen sind meist mit den hiesigen Anforderungen vergleichbar. Der einjährige Crashkurs schließt die Lücken, die durch kulturelle Differenzen und unterschiedliche Gesundheitssysteme entstehen. Untergebracht sind die Austauschmediziner in Wohngemeinschaften. Anschließend legen sie vor den Landesprüfungsämtern eine Kenntnisprüfung ab. Nach erfolgreichem Abschluss gehen sie als Weiterbildungsassistenten an die Krankenhäuser. Dort sollen sie, das ist erklärtes Ziel von GDE, „schlüsselfertig“ ankommen, also unmittelbar einsetzbar sein und fachlich mit den deutschen Kollegen mindestens gleichziehen. Bis zur Facharztprüfung werden sie durch Doc Exchange unterstützt. „Wir begleiten die Kandidaten etwa sechs Jahre lang“, erzählt der Geschäftsführer. Die Ausbildungskosten werden von den Arbeitgebern und den Teilnehmern getragen, die einen Teil zurückzahlen, wenn sie das Programm erfolgreich abgeschlossen haben und in Deutschland berufstätig sind. Manche bleiben dann dauerhaft, andere möchten nach einigen Jahren wieder zurückgehen.
Die Kandidaten der German Doctor Exchange absolvieren einen einjährigen Crash-Kurs. In dieser Zeit leben Sie in Wohngemeinschaften, um durch Wohnungssuche und Ämtergänge nicht abgelenkt zu werden. An dem Unternehmen GDE mit Sitz in Bonn ist die Otto Benecke Stiftung beteiligt.
Der Artikel erschien in der kma Ausgabe 02/16.
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