Eine erfolgsversprechende Herangehensweise muss die regionale Versorgungsrealität besonders beachten. Ein Weg dazu ist das Zusammenbringen und die konsolidierte Analyse von Versorgungsdaten. In jedem Fall kann die Digitalisierung helfen, Sektorengrenzen zu überwinden. Hier ist der Beitrag digitaler Optionen für die Versorgung besonders relevant. Man darf aber nicht den Fehler machen und digitale Möglichkeiten prinzipiell mit konkreten Handlungen an und mit Patienten verrechnen: Beispielhaft sei auf hochbetagte Menschen hingewiesen, deren Betreuungsbedarf digital nicht zu decken ist. Anders verhält es sich bei chronisch Kranken oder in der Notfallversorgung. Hier ist die umfassende Verarbeitung gesundheitsbezogener Daten eine substanzielle Verbesserung in der Behandlungsrealität.
Sektorengrenzen immer noch unverändert da
Und natürlich muss die Implementierung der Integrierten Versorgung auch von unterstützenden Vergütungsstrukturen begleitet werden. Nur so wird die Bereitschaft zum Handeln einzelner Akteure zielführend beeinflusst. Die Entlohnung gehört generell zu den zentralen Verhaltensanreizen. Dies gilt es zu nutzen. Ein häufig vorgetragenes Argument, die aktuellen Vergütungsstrukturen würden die Realisierung Integrierter Versorgungskonzepte nicht erlauben, ist unsinnig. Denn ein Vergütungssystem ist kein Wert an sich. Vielmehr dient es in seiner jeweiligen Ausgestaltung dazu, die definierten Ziele durch sinnvolle Anreize zu erreichen. Im ersten Schritt muss also noch einmal festgehalten werden, welches Konzept zur optimalen intersektoralen Versorgung individueller Patienten führen kann.
Dabei sind auch die Arbeitsbedingungen für ärztliches und nicht-ärztliches Personal mitzudenken und adäquat zu adressieren. Junge Ärzte und Fachangestellte wollen etwa mehr als bisher im Team arbeiten. Weitere Kriterien ließen sich ergänzen. Die Vergütungsstruktur bildet in einem zweiten Schritt diese Ziele nach Effektivitätskriterien ab und orientiert sich dabei auch an den Interessen der professionell Handelnden. Primat sind und bleiben im Gesundheitswesen aber stets die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten.
Nach zwei Jahrzehnten mit zahllosen Ansätzen und Versuchen, die Sektorengrenzen hinter sich zu lassen muss 2021 – gerade auch mit Blick auf diese Prämisse – nüchtern festgestellt werden, dass nicht eine der Initiativen entscheidend zu einer Veränderung beigetragen hat. Die Corona-Pandemie hat nun noch einmal allen Verantwortlichen vor Augen geführt, dass eine reale Integrierte Versorgung und eine breite interprofessionelle Zusammenarbeit für die Zukunft eines erfolgreich operierenden Gesundheitswesens unabdingbar sind.
